Das Jahr Johannes Pauls II: Erlösung, Barmherzigkeit, die Grenzen des Bösen

Die Barmherzigkeit in der Theologie des polnischen Papstes in der Schule der heiligen Schwester Faustyna Kowalska

Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit in Rom -  Santo Spirito in Sassia
Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit in Rom - Santo Spirito in Sassia
www.divinamisericordia.it
Reliquie der heiligen Schwester Faustyna im Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit in Rom - Santo Spirito in Sassia
Reliquie der heiligen Schwester Faustyna im Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit in Rom - Santo Spirito in Sassia
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CNA Deutsch präsentiert einen weiteren Beitrag aus der Artikelreihe zum 100. Geburtstag von Papst Johannes Paul II. von Angela Ambrogetti, Chefredakteurin der italienischsprachigen Schwesternagentur ACI Stampa.

"Der sündige Mensch weiß auch, dass Gott Barmherzigkeit ist und dass diese Barmherzigen unendlich ist: Gott ist immer bereit, zu verzeihen und den sündigen Menschen erneut gerecht zu machen."

Das ist ein Satz Johannes Pauls II., der nicht aus seiner wunderschönen Enzyklika Dives in Misericordia aus dem Jahr 1980 stammt, sondern aus seinem letzten Buch, das den Titel Erinnerung und Identität trägt und im Februar 2005 veröffentlicht wurde.

Es ist eine Art Testament politischer Theologie, die der polnische Papst – wie in vielen anderen Fällen auch - mit Unterstützung von Kardinal Ratzinger geschrieben hatte. Letzterer war es auch, der es der weltweiten Presse präsentiert und eine Einleitung zum Buch verfasst hat.

"Es gibt kein Leid, dass Er nicht in einen Weg zu verwandeln wüsste, der zu Ihm führt" schreibt Ratzinger, der hinzufügt, dass man die Enzyklika Dives in Misericordia zusammen mit der Enzyklika Redemptor Hominis aus dem Jahr 1979 lesen müsse.

Der damalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre erläutert die Struktur des Buches. Der Text erlaube es - dank einer Reihe von Fragen, die vom Problem des Bösen und von Erfahrungen in Polen ausgehen - einen Blick in die innere Biographie Johannes Pauls II. zu werfen.

Der Krieg, die Diktaturen. "Notwendigerweise entsteht die Frage: Warum diese Macht des Bösen? Woher kommt das Böse, was müssen wir tun, um es zu überwinden?"

Johannes Paul II. findet Aufschluss darüber in der Botschaft der göttlichen Barmherzigkeit der heiligen Schwester Faustyna Kowalska. Für den Papst, so Ratzinger, ist "göttliche Barmherzigkeit" die konkrete Übersetzung des Wortes Erlösung. Es ist eine Übersetzung existentieller Art.

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Kardinal Ratzinger fährt im Text der Einleitung fort: "Für Johannes Paul II. bilden die Begriffe Erlösung und Barmherzigkeit eine einzige Wahrheit."

Papst Johannes Paul II. selbst schreibt im Text von Erinnerung und Identität: "Wenn die Erlösung die göttliche Grenze für das Böse darstellt, dann geschieht es aus diesem Grund: In ihr wird das Böse radikal durch das Gute besiegt, der Hass durch die Liebe, der Tod durch die Auferstehung."

Etwas weiter im Text, als der polnische Papst über das Mysterium der Barmherzigkeit spricht, gelangt er – ausgehend vom Text des Miserere – zur Mystik der heiligen Schwester Faustyna: "Es ist bedeutsam, dass Schwester Faustyna den Sohn als barmherzigen Gott gesehen hat, aber nicht so sehr in einer Betrachtung Jesu am Kreuz, sondern vielmehr in seinem darauf folgenden Zustand als Auferstandener in der Herrlichkeit. Sie hat also die Mystik der Barmherzigkeit mit dem Ostergeheimnis verbunden, in dem Christus siegreich über Sünde und Tod erscheint."

Somit ist auch der Bezug zum Sonntag nach Ostern klar, den Papst Johannes Paul II. zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit erklärte.

Johannes Paul II erläutert, er zitiere die heilige Schwester Faustyna, weil "sie unserer Zeit angehört". Sie hat ein Tagebuch geschrieben, dessen Worte den Überlebenden des Zweiten Weltkriegs "wie ein besonderes Evangelium der göttlichen Barmherzigkeit erscheinen, das aus der Perspektive des XX. Jahrhunderts geschrieben wurde. Die Zeitgenossen haben diese Botschaft verstanden. Sie haben sie durch die dramatische Anhäufung des Bösen während des Zweiten Weltkriegs und durch die Grausamkeit der totalitären Systeme verstanden.

Es war, als wolle Christus offenbaren, dass die Grenze, die dem Bösen gesetzt ist, dessen Urheber und Opfer der Mensch ist, letztendlich die göttliche Barmherzigkeit ist. In ihr gibt es sicherlich auch Gerechtigkeit, aber sie allein stellt nicht das letzte Wort der göttlichen Ökonomie in der Geschichte der Welt und in der Geschichte des Menschen dar. Gott versteht immer, Gutes aus dem Bösen zu ziehen. Gott will, dass alle gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen: Gott ist Liebe. Der gekreuzigte und auferstandene Herr, wie er der Schwester Faustyna erscheint, ist die höchste Offenbarung dieser Wahrheit."

Johannes Paul II. hatte Schwester Faustyna im Jahr 2000 heiliggesprochen.

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Es ist bedeutsam, dass Johannes Paul II. gerade in dem Moment ins Krankenhaus eingeliefert wurde, als das Buch Erinnerung und Identität in zehn Sprachen weltweit veröffentlicht wurde. Von diesem Moment an haben wir seine Stimme kaum mehr gehört, aber seine Worte blieben auch dank dieses Textes für immer lebendig.

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