Das letzte Wort hat der Papst: So verläuft die Familiensynode 2015

Lob und Kritik am neuen Vorgehen – Arbeit in Kleingruppen

Monsignore Fabio Fabene, Kardinal Lorenzo Baldisseri und der Jesuitenpater Federico Lombardi informierten am Freitag die Presse über den Ablauf der Synode
CNA/Bohumil Petrik

Überwiegend mit Lob, aber auch mit kritischen Fragen haben Beobachter auf die angekündigten Änderungen bei der Familiensynode reagiert, die heute Abend mit einem Gebet auf dem Petersplatz beginnt. Unbeantwortet bleibt die Frage, in welcher Form Papst Franziskus auf die Ergebnisse der Beratungen reagieren wird. Sein Wort wird letzten Endes entscheiden.

Im Vergleich zum Vorjahr wird auf dieser Synode einiges anders laufen. Es gibt mehr Zeit für Gruppenarbeit, dafür weniger individuelle Redezeit für die Bischöfe. Soviel hat Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, gestern der Presse gegenüber mitgeteilt, zusammen mit Sprecher Federico Lombardi, SJ.

Wie ebenfalls bekannt wurde,  werden die Koordinatoren der Synode über “die Berufung und Sendung der Familie in der Welt von heute”  keinen Zwischenbericht veröffentlichen. Dieser hatte im vergangenen Jahr zu erheblichen Irritationen geführt, wie der Vatikanist Edward Pentin in seinem Buch „The Rigging of a Vatican Synod?” berichtet. Pentin geht darin Vorwürfen nach, die letztjährige Synode sei manipuliert worden. Das Arbeitspapier dieser Synode ist wiederum Grundlage des Treffens, dass am kommenden Wochenende beginnt.

Während der dreiwöchigen Zusammenkunft von 279 Kardinälen, Bischöfen und weiteren Delegierten aus aller Welt wird eine tägliche Pressekonferenz über die neuesten Entwicklungen unterrichten. Die Zusammensetzung der Synode indessen ist stark unausgeglichen: Aus Europa kommen mit 107 Teilnehmern die meisten, 64 aus Nord- und Südamerika, 54 aus Afrika, 36 aus Asien und 9 aus Ozeanien.

Die drei Wochen der Synode sind in drei Teile gegliedert. In jeder Woche wird immer ein Drittel des Arbeitspapiers  – das von mehreren Seiten kritisierte Instrumentum Laboris – besprochen.

Diese Gespräche finden in 13 Gruppen mit jeweils etwa 20 Personen statt. Die Gruppen sind nach Sprachen unterteilt: Es gibt vier für Englisch, drei für jeweils Spanisch und Französisch, zwei für Italienisch – und eine für Deutsch.

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Die 13 Gruppen treten 13 mal zusammen, und danach wird jedesmal ein Bericht veröffentlicht. Aus Zeitgründen wird dieser nicht übersetzt vorgelegt. Unklar ist offenbar auch, wie die Gruppen zusammengestellt werden – abgesehen von der sprachlichen Präferenz. 

Kritiker weisen darauf hin, dass diese Kleingruppen-Lösung es schwieriger macht, etwa für die ohnehin unterrepräsentierten Bischöfe Afrikas mit einer Stimme zu sprechen. 

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Ausserdem wird zum Ende jeder Woche eine Zusammenfassung der Beratungen publiziert.

Zum Ende der Synode legt eine Kommission von zehn Personen, die Papst Franziskus nominiert hat, einen Schlussbericht vor. Zu dieser wichtigen Gruppe gehören neben Kardinal Baldisseri auch der mutmaßliche Autor des umstrittenen Zwischenberichts im vergangenen Jahr, Erzbischof Bruno Forte aus Italien; Kardinal Peter Erdö aus Ungarn; und nicht zuletzt Pater Adolfo Nicolas, der Generalobere des Jesuitenordens sowie der Franziskus-Freund und argentinische Universitäts-Rektor Bischof Victor Manuel Fernandez.

Wie Edward Pentin und andere schreiben, besteht diese wichtige Kommission mehrheitlich aus Synodenvätern, die Kardinal Walter Kaspers umstrittenen Vorschlag zum Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten unterstützen; zu dieser Fraktion wird auch der Generalsekretär der Synode selber, Kardinal Lorenzo Baldisseri, gerechnet.

Wie auch immer dieses Abschluss-Dokument aussieht: Wenn eine Zweidrittelmehrheit diesem Bericht zustimmt, dann wird das Dokument Papst Franziskus zur Prüfung und Zustimmung vorgelegt. Ob aber dieses Schlüsseldokument publiziert wird, steht noch nicht fest: Kardinal Baldisseri teilte mit, darüber werde der Papst entscheiden – wie auch die Frage, ob er, wie üblich, ein Apostolisches Schreiben zum Thema veröffentlicht, oder nicht. Das Ende ist offen, das letzte Wort hat der Papst.