Wie eine Chinesin durch ein Skizzenbuch katholisch wurde

"Das Malen und bildliche Darstellen der Dinge Gottes ist für mich eine besondere Art des Gebets"

Mehr als nur eine Kulturtechnik: Über Schrift und Kunst sowie die damit verknüpften Fragen von Darstellung, Wahrheit und Sinn kam schon mancher Schöngeist zum Glauben.
Mehr als nur eine Kulturtechnik: Über Schrift und Kunst sowie die damit verknüpften Fragen von Darstellung, Wahrheit und Sinn kam schon mancher Schöngeist zum Glauben.
Ian Norma via Flickr (CC BY-SA 2.0)
Kunst von Yan Xu
Kunst von Yan Xu
Yan Xu
Kunst von Yan Xu
Kunst von Yan Xu
Yan Xu

Was sie eines Tages zeichnete, veränderte ihr Leben für immer: Yan Xu ist Künstlerin aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Nachdem sie 2003 aus ihrer Arbeit ausgeschieden war, war ihre Zukunft ungewiss und sie fand sich in einer unwirklichen Situation wieder.

"In diesen Tagen trug ich immer ein Skizzenbuch und einen Füller bei mir und verbrachte den ganzen Tag mit dem zeichnen städtischer Szenen", erzählte sie der CNA. "Ich zeichne gerne die klassischen Gebäude der Stadt, und so stieß ich auf die Sankt Josefs-Kathedrale, die im  Stadtzentrum steht."
Sie sagte, sie habe die Kirche als "großartig, schön" empfunden.

"Ich blieb dort und kam dorthin zurück, um mein Gemälde zu skizzieren. Am dritten Tag kam ein katholischer Priester und sprach über den katholischen Glauben mit mir. Jahrelang hatte mich Religion nicht interessiert, und ich wollte mehr über den glauben erfahren."

"Ich besuchte jeden Sonntag die Heilige Messe und betete zum Herrn, er möge mir den rechten Weg aufzeigen, und das, obwohl ich nicht katholisch war."

Es dauerte fast sieben Jahre, bis sie getauft wurde, und während der Osternacht 2001 wurde sie in der Sankt Josefs-Kathedrale in die Kirche aufgenommen.

Yan sagte,  in China spüre man, dass "immer mehr Menschen einen Weg und das wahre Leben suchen …  ein Leben das, sinnvoll und von der Gnade und Ehre Gottes erfüllt ist. Also, Ehre sei Gott."

Weit weg von Rom

"China liegt von Rom weit weg, aber die Katholiken in China beten immer dafür, dass der Papst einies Tages in der Zukunft unser Land besuchen wird", sagte sie.

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In China katholisch zu sein bedeutet jedoch, zu einer Minderheit zu gehören. Von den 10 Millionen Einwohnern Wuhans sind gerade einmal 30.000 katholisch.

"Die Volksrepublik China ist ein sozialistisches Land. Die meisten Menschen haben keine religiösen Präferenzen", sagte Yan.             

Jedoch wird der Glaube sehr lebendig gelebt: "Ich liebe meine Kirche, es gibt so viele wunderbare junge Katholiken", sagte Yan. "Wir besuchen oft die Heilige Messe, beten zusammen den Rosenkranz … der katholische Glaube macht einen besseren Menschen aus mir."
Unter den Hauptschwierigkeiten für das Glaubensleben in China sagte sie, sei das Fehlen öffentlicher Feiertage an katholischen Festen.

"Besonders an Heiligabend, dem Weihnachtstag, Karfreitag, der Osternacht und Mariä Himmelfahrt. Wenn man den Feierlichkeiten beiwohnen möchte, muss man sich häufig einen Tag frei nehmen", sagte sie. 

Tägliches Schauen von EWTN

Yan besucht an Sonntagen immer die Heilige Messe, ist Lektorin und singt im Chor der Kathedrale. Sie sagte, man könne die Heilige Messe selbstverständlich öffentlich feiern, aber dies sei nur "innerhalb des Kirchengebäudes erlaubt." Mit Konsequenzen für so manche Feiertage und Bräuche: "Wir können außerhalb des Kirchhofs unsere Prozessionen nicht abhalten."
Obwohl Rom von Wuhan sehr weit weg liegt, hat sie eine perfekte Methode, um sich Rom näher zu fühlen: den Fernsehsender EWTN. "Ich schaue mir jeden Tag auf EWTN die Übertragung der Heiligen Messe an. Man kann Nachrichten über den Papst und den Heiligen Stuhl im Internet lesen."

Daneben, dass sie über das kirchliche Leben weltweit informiert bleiben, versuchen auch die Katholiken vor Ort, an diesem Leben Teil zu nehmen. Einige Jugendliche und junge Erwachsene planen dieses Jahr eine Reise zum Weltjugendtag nach Kraków,  und die Sankt Josefs-Kathedrale öffnete am 8. Dezember ihre Heilige Pforte.

Verbundenheit durch die Heilige Pforte

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"Die Feier war sehr wichtig", sagte Yan und fügte hinzu, dass sie wegen ihrer Arbeit nicht an ihr teil nehmen konnte. "Die heilige Pforte ist ein sehr wichtiges Symbol, denn Jesus sagte: 'Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.' Die Menschen müssen durch die Pforte Christi schreiten, um erlöst zu werden." 
Aber das Öffnen der Heiligen Pforte hat nach Yans Meinung auch eine symbolische Bedeutung denn "sie verband uns mit der Heiligen katholischen Kirche. Der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche."

Spannungen mit der Regierung

Es existieren nach wie vor einige Spannungen zwischen der katholischen Kirche und der chinesischen Regierung, die eine parallele Katholisch-Patriotische Vereinigung gegründet hat. Diese hat manchmal Bischöfe ohne die Zustimmung des Vatikan ernannt. Einige Mitglieder des katholischen Klerus, einschließlich Bischöfe, saßen für ihre Loyalität zum heiligen Stuhl im Gefängnis.

Einige dieser Probleme wirken in Wuhan nach. Yan sagte, sie  stehe immer "Vorurteilen anderer Menschen" gegenüber.

"Ich würde gerne jeden Tag die Heilige Messe besuchen, aber ich kann nicht, weil sich die Messzeiten mit meiner Arbeitszeit überschneiden."

2007 ging sie noch einmal auf die Universität und erwarb ein Diplom in Kunstgeschichte. Sie sah dies als "eine weitere Möglichkeit" an, "um mir zu helfen, mit dem katholischen glauben in Berührung zu bleiben."

Ehrung für ein Protrait des heiligen Thomas

Yan hat nun ein besonderes Portrait des Heiligen Thomas von Aquin gemalt. Sie erhielt für das Portrait eine Ehrung vom Internationalen Circolo San Tommaso d'Aquino veranstalteten "Veritas et Amor"-Wettbewerb. Die Kulturgesellschaft mit Sitz in Italien ist dem einflussreichen Theologen, Philosophen und Heiligen aus dem 13. Jahrhundert gewidmet.
 Sie porträtierte Thomas von Aquin im Stile eines illuminierten Manuskripts.

"Thomas von Aquin bringt mich dazu, über den Aufbau meines Lebensziels nachzudenken und Gottes Pläne für mich herauszufinden. Tatsächlich sind Gottes Pläne oft unergründlich, aber man muss einfach nur beten", sagte sie.

Yan sagte, sie finde in der Kunst Trost. "Das Malen und bildliche Darstellen der Dinge Gottes ist für mich eine besondere Art des Gebets." 

Ursprünglich veröffentlicht am 8. April 2016.