Das Jahr Johannes Pauls II: Der Dank an die Frauen wird geboren aus der Liebe zu Maria

Karol Wojtyła und die Rolle der Frau in der Gesellschaft

Papst Johannes Paul II. mit einer Statue der Aparecida in Brasilien im Jahr 1980
opusdei.org

Anlässlich des hundertsten Geburtsjahres von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht CNA Deutsch einen weiteren Beitrag von Angela Ambrogetti, der Chefredakteurin unserer Schwesteragentur ACI Stampa:

Seit dem Pontifikat Johannes Pauls II. gibt es eine Neuheit: die Figur der modernen Vatikanistin. Mittlerweile scheint es für alle normal zu sein, dass es Frauen gibt, die sich mit Nachrichten aus dem Vatikan befassen - in den 1970er Jahren war das jedoch nicht der Fall.

Für Wojtyła ist die Frau komplementär zum Mann. Es gibt eine Art Pakt zwischen Karol Wojtyła und dem weiblichen Genie, zwischen Johannes Paul II. und den Frauen.

Einen Pakt, der auf biblischen und konziliaren Texten basiert; eine echte Theologie der Frau.

Dazu passte unter anderem auch, dass Johannes Paul II. im Jahr 1995 Mary Ann Glendon als Vertreterin des Heiligen Stuhls nach Peking zur Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen sandte; bereits 1994 hatte er sie zum Gründungsmitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften berufen.

Zwei wichtige Referenztexte zu diesem Thema sind Mulieris Dignitatem, das Apostolische Schreiben, datiert auf das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel im Heiligen Jahr 1988, das Maria gewidmet war, und der Brief an die Frauen, den der Papst 1995 anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Jahres der Frau geschrieben hat.

Die Liebe Karol Wojtyłas für die Frauen und die Achtung ihrer Würde wird durch eine besondere Verehrung Marias in ihm geboren; noch bevor er Papst wurde. "Wie groß die Würde der Frau ist, kann man nur schon dadurch verstehen, dass der ewige Gottessohn in der Zeit von einer Frau geboren werden wollte, von der Jungfrau von Nazareth, dem Spiegel und Maßstab der echten Weiblichkeit" so Papst Johannes Paul II. beim Angelusgebet am 25. Juni 1995.

Ist die Aufmerksamkeit des Papstes für die Würde des Lebens nicht auch Aufmerksamkeit für die Würde der Rolle der Frau? Wie wichtig wäre es heute, die Worte Johannes Pauls II. über die Frauen und die Mutterschaft erneut zu lesen: "Wie oft bleibt sie mit ihrer Mutterschaft verlassen zurück, wenn der Mann, der Vater des Kindes, die Verantwortung dafür nicht übernehmen will? Und neben den so zahlreichen 'unverheirateten Müttern' in unserer Gesellschaft müssen wir auch an all jene Frauen denken, die sich sehr oft unter mancherlei Druck, auch von Seiten des schuldigen Mannes, von ihrem Kind noch vor dessen Geburt 'befreien'. Sie 'befreien sich': aber um welchen Preis? Die heutige öffentliche Meinung versucht auf verschiedene Weise das Übel dieser Sünde 'wegzureden'; normalerweise jedoch vermag das Gewissen der Frau nicht zu vergessen, daß sie dem eigenen Kind das Leben genommen hat; denn sie ist nicht imstande, die ihrem Ethos am 'Anfang' eingeschriebene Bereitschaft zur Annahme des Lebens auszulöschen." Wie aktuell.

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Papst Johannes Paul II. ist ein Heiliger, und ich möchte daran erinnern, dass die offiziell anerkannten Wunder für seine Selig- und Heiligsprechung, Frauen als Protagonistinnen haben. Marie Simon Pierre Normand, eine französische Ordensfrau, wurde von der Parkinson-Krankheit geheilt und Floribeth Mora Diaz, eine Familienmutter aus Costa Rica, von einem Aneurysma im Gehirn.

Wunder, Heiligkeit...die heiligen Frauen von Papst Wojtyła! Nicht nur Ordensschwestern, Ordensgründerinnen, Missionarinnen, sondern auch Mütter und Ehefrauen wie Gianna Berretta Molla und Mamma Rosa. Johannes Paul II. hat auch drei Frauen ausgewählt, um zusammen mit drei Männer Patroninnen Europas zu sein: Katharina von Siena, Birgitta von Schweden und Edith Stein, die vom Judentum konvertierte, als Jüdin aber verfolgte Karmelitin, die in Auschwitz starb.

Es gibt noch einen weiteren besonderen Aspekt in der Beziehung Johannes Paul II. zum Weiblichen. Bei ihm wird die weibliche Sprache zu einer belebenden und lebendigen Kraft, er liest das Hohenlied in seiner Leidenschaft, die die bräutliche Liebe zwischen Gott und seiner Kirche darstellt, neu. Johannes Paul II benutzt eine "weibliche", leidenschaftliche Sprache um über die Frau zu sprechen.

Davon zeugt gerade auch der Text von Mulieris Dignitatem: "Die Kirche sagt also Dank für alle Frauen und für jede einzelne: für die Mütter, die Schwestern, die Ehefrauen; für die Frauen, die sich in der Jungfräulichkeit Gott geweiht haben; für die Frauen, die sich den unzähligen Menschen widmen, die die selbstlose Liebe eines anderen Menschen erwarten; für die Frauen, die in ihrer Familie, dem grundlegenden Zeichen menschlicher Gemeinschaft, über das menschliche Dasein wachen; für die Frauen, die berufstätig sind und oft schwere soziale Verantwortung zu tragen haben; für die 'tüchtigen' und für die 'schwachen' Frauen - für alle: so wie sie aus dem Herzen Gottes in der ganzen Schönheit und im vollen Reichtum ihres Frau-Seins hervorgegangen sind; wie sie von seiner ewigen Liebe umfangen wurden; wie sie, zusammen mit dem Mann, Pilgerinnen auf dieser Erde sind, die die irdische 'Heimat' der Menschen ist und sich bisweilen in ein 'Tal der Tränen' wandelt; wie sie, zusammen mit dem Mann, eine gemeinsame Verantwortung übernehmen für das Geschick der Menschheit, was die täglichen Bedürfnisse betrifft, wie auch hinsichtlich jener endgültigen Bestimmung, welche die Menschheitsfamilie in Gott selber, im Schoß der unergründlichen Dreifaltigkeit, besitzt.

Die Kirche sagt Dank für alle Äußerungen des weiblichen 'Geistes', die sich im Laufe der Geschichte bei allen Völkern und Nationen gezeigt haben; sie sagt Dank für alle Gnadengaben, mit denen der Heilige Geist die Frauen in der Geschichte des Gottesvolkes beschenkt, für alle Siege, die sie dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe von Frauen verdankt: Sie sagt Dank für alle Früchte fraulicher Heiligkeit."

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