Kommentar: Liebe verleiht Flügel – der schnellste Weg zu Jesus

Die Jungfrau Maria (Detail) auf dem Genter Altar, gegen 1430 von Jan van Eyck geschaffen.
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"Totus tuus" – Ganz Dein, Maria – Jeder kennt den Wahlspruch des heiligen Johannes Paul II., mit dem er seine Weihe an Maria öffentlich zum Ausdruck bringen wollte.

Wenige allerdings wissen, dass in diesem Wort der Kern all dessen gesagt wird, was der heilige Ludwig Maria Grignion de Montfort, der heute vor 300 Jahren gestorben ist, über die Mutter Jesu und ihre Bedeutung für uns dachte. Sie ist für ihn der schnellste, sicherste und vollkommenste Weg zu Jesus.

Wenn ich eine Geliebte in Berlin habe, so werde ich nicht mit langsamen Regionalzügen in die deutsche Hauptstadt reisen, sondern das Flugzeug nehmen, um so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Maria ist – um es in einem saloppen Bild zu sagen – der Düsenjet zu Christus.

Der heilige Johannes Paul II. war ein begeisterter Marienverehrer, der seine Liebe zur Mutter Gottes den Schriften des heilige Ludwig Maria verdankt. Immer wieder hat er die Lektüre seines wichtigsten Buches "Abhandlung von der wahren Andacht zu Maria" empfohlen. Dieses kleine Werk ist unter Katholiken so berühmt geworden, dass es meist nur das "Goldene Buch" genannt wird. Diese Schrift ist nichts anderes als ein Handbuch, um heilig zu werden. Der hl. Ludwig Maria war überzeugt, dass Heiligsein bedeutet, in der Taufgnade zu leben, um als Christ Christus nachzufolgen. Die Heiligen werden in Maria geformt. In ihr hat sich das größte aller Wunder ereignet: Gott ist Mensch geworden. So sagt auch der heilige Maximilian Kolbe, dass "außer Zweifel sei, dass alle Heiligen durch die Hände der allerseligsten Jungfrau geformt worden sind. Warum? Weil alle Gnaden durch die Hände dieser heiligsten Mutter fließen". Mehr als gute Politiker und brave Bürger, mehr als engagierte Sozialarbeiter und couragierte Kämpfer für die Menschenrechte braucht die Welt Heilige: Männer und Frauen, die den Wahlspruch des hl. Ludwig Maria radikal leben: Gott allein! Solche Heilige bringt Maria – im mehrfachen Sinne des Wortes – als geistliche Mutter zur Welt.

Maria formt die Christen nach dem Bilde Christi

Der hl. Ludwig Maria war ein großer Volksmissionar, der predigend durch die Lande zog. Sein Erfolg unter der einfachen Bevölkerung wurde aber von den meisten Bischöfen keineswegs begrüßt. Immer wieder musste er vor den jansenistisch gesinnten Oberhirten fliehen, und von neuem sein Apostolat beginnen. In sieben Bistümern erhielt er ein vollständiges Arbeitsverbot. Und trotzdem gab er nicht auf. Unermüdlich predigte er, dichtete religiöse Lieder, die die Frauen in den Kirchen und die Kinder bald schon auf den Straßen sangen, stellte Wegkreuze auf und vertraute vor allem darauf, dass Maria ihn als Werkzeug benutze. In nur wenigen Jahren hat der hl. Ludwig Maria sozusagen am eigenen Leibe erlebt, wie die Weihe an die Mutter Gottes einen Menschen immer christusförmiger macht. Berühmt war seine Liebe zu den Armen und Kranken. Als er eines Abends einen Aussätzigen am Straßenrand findet, trägt er ihn auf seinen Schultern nach Hause. Heftig klopft er an die Tür und ruft: "Macht auf für Christus!" Dann legt er den Kranken in sein eigenes Bett und sorgt für ihn, so gut er kann.

Ein andermal, als er bereits ein berühmter Prediger ist, kommt er unerkannt an ein Schwesternkloster und bittet um eine Spende: "Ein Almosen aus Liebe zu Gott!" Er wird abgewiesen. Am nächsten Tag versucht es Grignion wieder und gibt sich diesmal zu erkennen. Sofort nehmen ihn die Schwestern auf, entschuldigen sich 1000mal und bewirten ihn reichlich. Darauf aber weist sie der hl. Ludwig Maria scharf zurecht: "Jetzt bekomme ich alles im Überfluss, weil sie meinen Namen kennen. Dem Herrn Montfort geben sie eine reichliche Mahlzeit, aber den, der sie im Namen Jesu um ein Stück Brot bittet, schicken sie weg. Das ist nicht nur ein Mangel an Liebe, sondern auch an Glauben!"

Ludwig Maria Grignion wollte ein Heiliger werden, ein in Jesus und Maria Verliebter, dessen Herz und Verstand allein voll sind von diesen beiden. In einem seiner schönsten Gebete fleht er um heilige Apostel, wie er selbst einer sein wollte: "Was erbitten wir denn von dir? Nichts für uns, alles für deine Ehre. Um heilige Priester bitten wir dich. Um Priester, die ohne weltliche Sorgen und Bindungen, ohne Herrschsucht und Eigenwillen nur den einen Wunsch haben, Helfer heranzubilden für das Gottesreich. Immer sollen sie für dich auf Posten stehen, immer bereit sein, dir zu gehorchen. Wahre Kinder Mariens sollen es sein, erfüllt von dem gleichen Geist, der deine heiligste Mutter beseelte. Deine Frohbotschaft auf den Lippen, Mariens Rosenkranz in den Händen sollen sie brennende Feuer sein, leuchtende Sterne, die das Dunkel der Welt erhellen."

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Mit nur 43 Jahren starb der heilige Ludwig Maria bei einer Volksmission in St.-Laurent-sur-Sèvre am 28. April 1716. Sein "Goldenes Buch" ist bis heute das Manuale einer innigen und ernsthaften Marienfrömmigkeit, deren Mittelpunkt die Weihe an die Mutter Jesu ist. Vielleicht ist der kommende Monat Mai die Gelegenheit, sich im Geist des hl. Ludwig Maria der Mutter Gottes anzuvertrauen: Totus tuus, Maria ego sum, et omnia mea tua sunt – Ich bin ganz Dein, Maria, und alles, was mein ist, ist Dein.

Lektüreempfehlung: Florian Kolfhaus: Ganz Dein, Maria. Dominus-Verlag. Augsburg.

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