Vatikanstadt - Mittwoch, 29. Dezember 2021, 9:22 Uhr.
Er starb am Heiligabend im Alter von 78 Jahren und wurde am 27. Dezember in der Jesuitenkurie beigesetzt. Doch Pater Marcel Chappin war nicht nur ein begnadeter Historiker und Archivar, der bis zu seiner Ernennung zum Vizepräfekten des Geheimarchivs, dem heutigen Apostolischen Archiv des Vatikans, im Vatikan gearbeitet hatte. Vielmehr vertrat er eine Art der Annäherung an kirchliche Dokumente, die eine ganze Epoche prägte.
Allein die Tatsache, dass ihm zu seinem 70. Geburtstag ein Sammelband mit Aufsätzen von Schülern, Freunden, Studenten und Oberen gewidmet wurde, zeugt von dem Einfluss, den der niederländische Jesuit auf die vatikanische Geschichtsforschung hatte.
Geboren im Jahr 1943, Jesuit seit 1961, Absolvent der Universität Gregoriana, an der er seit 1981 zeitgenössische Kirchengeschichte lehrte, leitete er von 1996 bis 2010 das historische Archiv der Zweiten Sektion des Staatssekretariats und war von 2007 bis 2013 auch Vizepräfekt des Geheimen Archivs unter Bischof Sergio Pagano, der es immer noch leitet.
Seine Geschichte mit dem Päpstlichen Archiv begann jedoch bereits 1977, als er als Student die Aufnahme in die Räume beantragte, um über die "Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der niederländischen Regierung zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts" zu forschen. Es handelte sich um eine erste Untersuchung, der weitere folgten, die die gesamte Geschichte der heutigen Kirche umfassten. Hinzu kam eine spezielle Studie über Gregor XVI., dessen Papiere im Partikulararchiv er sortierte und ein analytisches Inventar erstellte, das 1998 dem Vatikanischen Archiv angeboten wurde.
Seit 1996 kümmert sich Pater Chappin im Archiv der Zweiten Sektion des Vatikanischen Staatssekretariats auch um die Archive der internationalen Organisationen. Im Archiv des Staatssekretariats arbeitete er insbesondere an der Neuordnung des Schriftguts unter dem Titel "Staatssekretariat, Napoleonische Ära: Bayern, Karten, Kardinäle und Regierung, Frankreich, Statthalter, Italien, Bischöfe und Regierung", das die turbulente Zeit von Pius VII. abdeckt.
Im Alter von 70 Jahren gab er sein Amt als Vizepräfekt auf, behielt aber ein Arbeitszimmer in den Archiven, wo er seine Forschungen fortsetzte.
An der Gregoriana war Pater Chappin auch der Gründer des Fortgeschrittenenkurses für das kulturelle Erbe der Kirche, den er von 1991 bis 1996 leitete. 1991 wurde er für drei Jahre zum stellvertretenden Direktor des interdisziplinären Forschungszentrums "Kulturen und Religionen" an der Päpstlichen Universität Gregoriana ernannt. 1994 wurde er zum Kurator der Archive der Päpstlichen Universität Gregoriana ernannt, ein Amt, das er sieben Jahre lang innehatte.
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Während dreier fünfjähriger Amtszeiten (2004, 2009, 2014) war er Mitglied des Päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften.
Korrektur: eine frühere Fassung dieses Artikels hat berichtet, dass der Verstorbene am 27. November begraben wurde. Es war der 27. Dezember. Das Datum wurde korrigiert.
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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.