Kardinal Van Thuan: Opfer des Kommunismus, ehrwürdiger Seelenhirte

Kardinal Turkson feiert die heilige Messe in Santa Maria della Scala am 15. September 2017
CNA / Daniel Ibanez

Im Dekret über die heroischen Tugenden von Kardinal François Xavier Nguyen Van Thuan fällt auf, dass seine vorbereitende Arbeit für das Kompendium der Soziallehre der Kirche besonders erwähnt wird, um deren Erstellung Johannes Paul II. gebeten hatte, als er Vorsitzender des damaligen Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden war.

Kardinal Van Thuan ist nicht nur der jahrelang inhaftierte Bischof, Opfer des kommunistischen Regimes von Vietnam. Er war auch ein Mann, der unermüdlich Bischöfe und Priester ausgebildet hat. Mit seinem Brustkreuz, das aus Stahl hergestellt wurde, das aus seiner Gefangenschaft stammt, war er stets ein lebendiges Vorbild, wie Glaube in der Kirche gelebt werden sollte. Ein großer Seelenhirte.

Das Dekret – das am vergangenen 4. Mai verkündet worden war – wurde am 15. September in der Kirche Santa Maria della Scala in Rom verlesen. Dort ist Kardinal Van Thuan beigesetzt, da es seine Titelkirche war, als er Kardinal war. Und dort versammeln sich auch jedes Jahr am 15. September die Menschen, um eine Heilige Messe zu seinem Andenken zu feiern und für seine Heiligsprechung zu beten.

Sein Heiligsprechungsprozess ist ein ganz besonderer, weil er nicht von der Diözese begonnen wurde, sondern vom Dikasterium, dessen Vizepräsident und später Präsident er war. Kardinal Van Thuan (1928-2002) stammte aus einer Märtyrerfamilie und war 13 Jahre im Gefängnis. Am 21. November 1988, dem Tag der Darstellung Mariens im Tempel, wurde er befreit. Damals kommentierte er: "Die Gottesmutter hat mich befreit."

Somit durfte die Gottesmutter auch in der Heiligen Messe, die in Santa Maria della Scala gefeiert wurde, nicht fehlen. Eine Statue Unserer Lieben Frau von La Vang wurde in der Kapelle aufgestellt, in der die sterblichen Überreste des Kardinals ruhen. Es ist eine Madonna, die die Vietnamesen sehr verehren. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von La Vang steht in Bezug  zu den Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau Maria im nahen Wald von Quang Tri. Dort war die Gottesmutter Ende des 18. Jahrhundert einer Gruppe Katholiken erschienen, die vor der Verfolgung des Königs Canh Minh flohen.

Viele Kardinäle und Bischöfe zelebrierten bei der Messe, bei der der Kardinal als "Ehrwürdiger" verkündet wurde. Der Zelebration stand Kardinal Peter Turkson vor, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, das bei der letzten Reform den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden ersetzt hatte. Kardinal Turkson verlas auch das Dekret über die heroischen Tugenden.

Das Dekret beinhaltet einen Abschnitt aus dem Evangelium, in dem es um das Weizenkorn geht, das reiche Frucht bringt, wenn es stirbt. Dieser Evangelientext wurde als Ausdruck für das Leben des Kardinals angeführt. In der Schule der heiligen Theresia von Lisieux, des heiligen Pfarrers von Ars Jean Marie Vianney und des heiligen Franz Xaver hatte Kardinal Thuan den "Weg der geistliche Kindschaft" gelernt, die Demut und die Geduld, die Gleichgültigkeit gegenüber Erfolg oder Misserfolg.

Das Dekret erinnert daran, wie Benedikt XVI. den Kardinal in des Enzyklika Spe Salvi als Beispiel des Betens vor Augen gestellt hatte, vor allem, wenn man sich "in einer Situation scheinbar totaler Hoffnungslosigkeit" befinde.

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Nicht nur die Jahre in Gefangenschaft, sondern auch sein "Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe" sind Vorbild christlichen Lebens. Zusammen mit einer "außergewöhnlichen Intelligenz" und seiner "großen Leichtigkeit in Wort und Schrift" machte ihn das zu einem "großen Seelenhirten".

Am Ende widmet das Dekret auch seinem Einsatz bei der Erstellung des Kompendiums der Soziallehre der Kirche einige Zeilen und dem Umstand, dass er "mit seiner Sanftmut und Weisheit geholfen hat, Momente des Stillstandes und der Widrigkeiten auf dem Weg zu überwinden, der sich als länger offenbarte, als erwartet".

Nun, da Kardinal Van Thuan "ehrwürdig" ist, betet man, damit auf seine Fürsprache ein Wunder geschehe und dieses anerkannt werde, so dass er letztendlich seliggesprochen werden kann.

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