Papst Franziskus fordert von jungen Menschen eine „Kultur der Fürsorge“

Papst Franziskus, 5. November 2022
screenshot / YouTube / Vatican News

Bei einer Begegnung mit jungen Menschen in der Herz-Jesu-Schule im bahrainischen Awali hat Papst Franziskus die jungen Menschen gelobt, „die ihr nicht der gleichen Religion angehört und keine Angst vor dem Zusammensein habt“. Ohne diese jungen Menschen, so der Pontifex, wäre „dieses Zusammenleben der Unterschiede nicht möglich“.

In seiner Ansprache rief der Papst die Jugend zunächst auf, „sich die Kultur der Fürsorge zu eigen machen“. Das bedeute, „eine innere Haltung des Mitfühlens zu entwickeln, einen aufmerksamen Blick, der uns aus uns selbst herausführt, eine freundliche Präsenz, die die Gleichgültigkeit überwindet und uns dazu bringt, uns für andere zu interessieren“.

„Das ist der Wendepunkt, der Beginn des Neuen, das Gegengift gegen eine verschlossene Welt, die, getränkt im Individualismus, ihre Kinder verschlingt; gegen eine von der Traurigkeit gefangene Welt, die Gleichgültigkeit und Einsamkeit erzeugt“, erläuterte Franziskus. „Denn wenn wir nicht lernen, für das zu sorgen, was um uns herum ist – um die anderen, um die Stadt, um die Gesellschaft, um die Schöpfung –, enden wir damit, unser Leben wie diejenigen zu verbringen, die rennen, sich abmühen, viele Dinge tun, am Ende aber traurig und einsam bleiben, weil sie die Freude der Freundschaft und des Unentgeltlichen nie voll verkostet haben.“

Der Papst ermunterte die jungen Menschen, sich „nicht so sehr um das Äußere“ zu kümmern, „sondern um das Innere, um den verborgensten und wertvollsten Teil von euch“. In der Stille könne man dann zu Gott sprechen: „Erzählt ihm von euch selbst und auch von denen, denen ihr täglich begegnet und die er euch als Weggefährten schenkt. Bringt ihm die Gesichter, die glücklichen und die schmerzhaften Situationen, denn es gibt kein Gebet ohne Beziehungen, genauso wie es keine Freude ohne Liebe gibt.“

Ein zweiter Punkt in der Ansprache des Papstes stand unter dem Motto „Geschwisterlichkeit säen“. Die jungen Menschen seien „direkter“ und könnten „leichter Kontakte und Freundschaften“ knüpfen, „indem ihr Vorurteile und ideologische Zäune überwindet“. Vor diesem Hintergrund forderte der Pontifex: „Seid Säleute der Geschwisterlichkeit und ihr werdet Erntearbeiter des Zukünftigen sein, denn die Welt wird nur in Geschwisterlichkeit Zukunft haben!“

Im Stile einer Gewissenserforschung fragte das Kirchenoberhaupt: „Bin ich offen für andere? Bin ich mit jemandem befreundet, der nicht in meinen Interessenkreis passt, der ein anderes Glaubensbekenntnis und andere Gewohnheiten hat als ich? Suche ich nach Begegnungen oder bleibe ich bei meinen Dingen?“

Neben dem Reisen in der Welt, um so Neues kennenzulernen, gelte es auch, „in eurem Inneren zu reisen, die inneren Grenzen zu weiten, damit die Vorurteile über andere fallen, sich der Raum des Misstrauens verkleinert, die Zäune der Angst niedergerissen werden und geschwisterliche Freundschaft aufkeimt! Lasst euch auch dabei vom Gebet helfen, das das Herz weitet und uns – indem es uns für die Begegnung mit Gott öffnet – zu sehen hilft, in wem wir einem Bruder und einer Schwester begegnen.“

Schließlich sprach Papst Franziskus über „die Herausforderung, im Leben Entscheidungen zu treffen“. Man könne dabei „nicht improvisieren, indem man nur nach dem Instinkt oder nur im Augenblick lebt“, sondern müsse die Entscheidungsfähigkeit trainieren.

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Dies erfordere etwa „das stille Gebet“, „die vertraute Zwiesprache“ mit Gott und das Bewahren dessen im Herzen, „was uns guttut und uns Frieden gibt“. Gott erhelle mit seinem Licht „das Labyrinth der Gedanken, Emotionen und Empfindungen, in dem wir uns oft bewegen. Der Herr möchte eure Intelligenz, eure innersten Gedanken, die Wünsche, die ihr in eurem Herzen tragt, die Urteile, die in euch reifen, erhellen. Er will euch helfen, das Wesentliche vom Überflüssigen zu unterscheiden, das Gute von dem, was euch und anderen schadet, das Gerechte von dem, was Ungerechtigkeit und Unordnung erzeugt.“

„Nichts ist Gott fremd von dem, was in uns geschieht, aber oft sind wir es, die sich von ihm entfremden, die ihm Personen und Situationen nicht anvertrauen, die sich in Angst und Scham verschließen“, führte Franziskus aus. „Nein, lasst uns im Gebet die tröstende Gewissheit nähren, dass der Herr über uns wacht, dass er nicht einschläft, sondern uns immer ansieht und beschützt.“

In diesem Zusammenhang empfahl der Pontifex, mit einem guten Ratgeber zu sprechen, mit weisen und vertrauenswürdigen Personen, die den jungen Menschen „Orientierung und Hilfe geben können“. In aller Deutlichkeit sagte er: „Ein jeder von uns braucht eine Begleitung auf dem Weg des Lebens!“

„Die Kirche ist bei euch und braucht euch sehr, jeden Einzelnen von euch, um sich zu verjüngen, um neue Wege zu erkunden, um neue Sprachen auszuprobieren, um fröhlicher und gastfreundlicher zu werden“, rief Papst Franziskus den jungen Menschen zu. „Verliert nie den Mut groß zu träumen und zu leben! Macht euch die Kultur der Fürsorge zu eigen und verbreitet sie; werdet Champions der Geschwisterlichkeit; stellt euch den Herausforderungen des Lebens, indem ihr euch von Gottes treuer Kreativität sowie guten Ratgebern leiten lasst.“

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