„Eine innere Müdigkeit“: Bischof von Lugano tritt mit 59 Jahren zurück

Bischof Valerio Lazzeri
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Papst Franziskus hat am Montagmittag den Rücktritt von Bischof Valerio Lazzeri angenommen, der seit 2013 für das Bistum Lugano in der Schweiz verantwortlich war. Lazzeri ist erst 59 Jahre alt.

[UPDATE siehe unten: Bischof Lazzeri äußert sich zu seinem Rücktritt]

In einer knappen Mitteilung ging das Presseamt des Heiligen Stuhls nicht auf mögliche Gründe für den Rücktritt ein, der erst zum 75. Geburtstag für Bischöfe obligatorisch ist. Es hieß lediglich: „Der Heilige Vater hat den von S. E. Bischof Valerio Lazzeri eingereichten Rücktritt von der pastoralen Leitung der Diözese Lugano (Schweiz) angenommen.“

Das Portal kath.ch hatte am Freitag über Gerüchte berichtet, wonach Lazzeri zurücktreten werde.

„Auf nationaler Ebene ist Valerio Lazzeri kaum aufgefallen“, so der Bericht. „Wie fürs Bistum Lugano üblich, orientiert sich das Tessin eher am Erzbistum Mailand als an den deutschsprachigen Bistümern.“

„Zuletzt machte Bischof Valerio Lazzeri aufgrund einer Corona-Erkrankung von sich reden“, hieß es weiter. „Beim Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe letztes Jahr in Rom fehlte er aus gesundheitlichen Gründen.“

Lazzeri wurde am 22. Juli 1963 geboren im Jahr 1989 zum Priester geweiht. Zwei Jahre später promovierte er in Theologie und arbeitete mehrere Jahre an der römischen Kurie. Seit 1999 lehrte er in Lugano und nahm weitere Aufgaben im Bistum wahr. Papst Franziskus ernannte ihn Ende 2013 zum Bischof von Lugano.

UPDATE

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Im Rahmen einer Pressekonferenz am Montagmittag äußerte sich Lazzeri zu seinem Rücktritt.

„Es fällt mir nicht leicht, heute Morgen das Wort zu ergreifen“, begann der Bischof. „Widersprüchliche Gefühle bedrängen mein Herz. Ich bin mir der erheblichen Konsequenzen, des Gewichts und einer gewissen Fassungslosigkeit bewusst, die meine Entscheidung bei einigen Menschen auslösen wird. Ich bitte alle um sofortige Vergebung. Ich kann Ihnen nur sagen, dass der Herr inmitten des Aufruhrs in diesem Moment genügend Frieden in mir bewahrt, um zu versuchen, Ihnen ohne Dramatisierung verständlich zu machen, was geschieht.“

„Aufrichtigkeit und völlige Transparenz zwingen mich, Ihnen zu sagen, dass vor allem in den letzten zwei Jahren eine innere Müdigkeit in mir gewachsen ist, die mir nach und nach den Schwung und die Gelassenheit genommen hat, die für die Leitung der Kirche von Lugano erforderlich sind“, so Lazzeri weiter. „Die öffentlichen Aspekte, die Repräsentation, die finanzielle und administrative Verwaltung, sind für mich unerträglich geworden, trotz der wertvollen Anwesenheit von Mitarbeitern, denen mein Dank gilt.“

„Die Notwendigkeit, eine Autorität zu repräsentieren, hat die spontanste und natürlichste Art und Weise, wie ich mit Menschen in Beziehung trete, unter Druck gesetzt“, erläuterte Lazzeri. „Ich habe immer mein Möglichstes getan, um mich nicht vor meiner Verantwortung als Bischof zu drücken, aber die Belastung und der ständige Druck haben dazu geführt, dass ich mich innerlich immer weiter von dem entfernt habe, was ich bin.“

„Ich sage Ihnen das mit offenem Herzen: Ich kann mir nicht mehr vorstellen, in der Position zu sein, die ich bis jetzt zu halten versucht habe“, so der Bischof. „Aus diesem Grund habe ich es nach langer Überlegung für notwendig erachtet, zum Wohl der Diözese und aller Menschen das Mandat, das er mir damals anvertraut hat, wieder in die Hände des Heiligen Vaters zu legen. Betrübt über die Unannehmlichkeiten, das Leid, die Enttäuschung, aber auch beruhigt darüber, dass ich mit gutem Gewissen nicht anders handeln kann, wage ich es, auf Ihr Verständnis, Ihre Zuneigung und Ihre Nähe zu zählen. Ich bitte Sie, weiterhin für mich zu beten, ich werde es für Sie tun.“

Zuletzt aktualisiert am 10. Oktober 2022, 12:27 Uhr.

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