Papst Franziskus warnt vor einem "sehr selbstbezogenen, sehr weltlichen Glaubensweg"

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 22. Juni 2022.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 22. Juni 2022.
CNA Deutsch / Daniel Ibáñez
Papst Franziskus
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CNA Deutsch / Daniel Ibáñez
Papst Franziskus
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CNA Deutsch / Daniel Ibanez

Papst Franziskus hat vor einem "sehr selbstbezogenen, sehr weltlichen Glaubensweg" gewarnt. In der Generalaudienz am heutigen Mittwochmorgen hat der Pontifex seine Katechesereihe über das Alter fortgesetzt und dabei die älteren Menschen dazu aufgerufen, nicht "neidisch" auf junge Menschen zu sein.

Papst Franziskus: Gegen eine "zuckrige Offenbarung"

Bei seiner Katechese beleuchtete der Heilige Vater heute den Dialog von Jesus mit Simon Petrus, als Christus den Petrus fragte, ob er ihn wirklich liebe. "Es ist ein bewegender Dialog, aus dem die ganze Liebe Jesu zu seinen Jüngern hervorgeht, aber auch die erhabene Menschlichkeit seiner Beziehung zu ihnen, insbesondere zu Petrus", so Papst Franziskus, "eine zärtliche, aber nicht melancholische Beziehung, direkt, stark, frei und offen."

Der Papst sagte wörtlich:

"Wir können uns fragen: Sind wir in der Lage, den Tenor dieser Beziehung Jesu zu den Jüngern beizubehalten, gemäß seinem Stil, der so offen, so freimütig, so direkt, so menschlich real ist? Sind wir nicht stattdessen sehr oft versucht, das Zeugnis des Evangeliums in den Kokon einer 'zuckrigen' Offenbarung einzuschließen, zu der wir unsere umstandsbedingte Verehrung hinzufügen können? Diese Haltung, die wie Respekt aussieht, entfernt uns in Wirklichkeit von dem wirklichen Jesus und wird sogar zum Anlass für einen sehr abstrakten, sehr selbstbezogenen, sehr weltlichen Glaubensweg."

Jesus habe Petrus außerdem davor gewarnt, dass mit dem Alter die Selbstgenügsamkeit verschwinden werde. "Wenn du alt bist, wirst du dich und dein Leben nicht mehr so gut im Griff haben", so Papst Franziskus. Die Weisheit der Nachfolge müsse einen Weg finden, um in seinem Glaubensbekenntnis – "Herr, du weißt, dass ich dich liebe" – auch unter den begrenzten Bedingungen von Schwäche und Alter zu bleiben.

Das Gespräch zwischen Jesus und Petrus enthalte zudem die "wertvolle Lehren für alle Jünger, für alle Gläubigen und auch für alle älteren Menschen". Franziskus wörtlich:

"Aber auch hier müssen wir uns fragen: Haben wir eine Spiritualität, die wirklich in der Lage ist, die lange und weit verbreitete Zeit unserer Schwäche zu interpretieren, die wir anderen anvertraut haben, anstatt sie der Kraft unserer Autonomie zu überlassen? Wie bleiben wir der gelebten Fortsetzung, der versprochenen Liebe, der angestrebten Gerechtigkeit treu in der Zeit unserer Initiativkraft, in der Zeit der Zerbrechlichkeit der Abhängigkeit, des Verlassens des Protagonismus unseres Lebens?"

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Abschließend mahnte der Pontifex, dass alte Menschen nicht neidisch auf junge Menschen sein sollten, die ihren Platz einnehmen und die sie überdauern. "Die Ehre ihrer Treue zu ihrer geschworenen Liebe, ihre Treue zur Befolgung des Glaubens, an den sie geglaubt haben, auch unter den Bedingungen, die sie dem Abschied vom Leben näher bringen, ist ihr Titel der Bewunderung für die kommenden Generationen und der dankbaren Anerkennung durch den Herrn", so Papst Franziskus.

"Gewalt ist keine Lösung"

In seinen persönlichen Grußworten am Ende der Audienz gedachte der Papst auch der Menschen, die Opfer eines schweren Erdbebens in Afghanistan geworden sind. Solidarität und sein Gebetsgedenken versprach er auch einer Gemeinde in Mexiko, in der kürzlich zwei Jesuiten und ein Laie ermordert wurden. "Gewalt ist keine Lösung", rief der Papst den Gläubigen zu.

Dann erinnerte der Pontifex erneut an den Krieg in der Ukraine. "Die Kinder, die mit mir im Papamobil mitgefahren sind, kommen aus der Ukraine. Denken wir an dieses gemarterte Volk", so Papst Franziskus.

 

Weltfamilientreffen in Rom wird heute eröffnet

Einen besonderen Gruß richtete der Heilige Vater an die Besucher des Weltfamilientreffens, das heute Abend eröffnet werden wird.

Nach fast zwei Jahren, in denen viele Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurden, wird in dieser Woche das 10. Weltfamilientreffen in Rom stattfinden. Vier Jahre nach dem letzten Weltfamilientreffen in Dublin werden Familien, Theologen und Gläubige aus der ganzen Welt vom 22. bis 26. Juni in die Ewige Stadt kommen und versuchen, gemeinsam Antworten zu finden auf die unterschiedlichen Herausforderungen, mit denen Familien in der Gegenwart zu kämpfen haben.

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Das Thema des diesjährigen Treffens lautet "Familienliebe: Berufung und Weg zur Heiligkeit" und soll das Jahr der Familie beschließen, das im vergangenen Jahr (19. März 2021) begonnen hat.

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV überträgt live (hier zur Programmübersicht).

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