Bringen die Proteste im Iran mehr Religionsfreiheit für Christen?

Proteste am 29. Dezember 2017 in der Provinz Kermanshah
Wikimedia / Gemeinfrei

Sind die derzeitigen Proteste im Iran ein Hoffnungszeichen für unterdrückte religiöse Minderheiten? Ein iranisch-stämmiger Journalist, der 2016 zum Katholizismus konvertierte, sieht zumindest die Chance dafür: Wenn Demonstranten ihr Recht auf freie Gewissensentscheidung einfordern.

Obwohl die meisten Demonstranten nach der Revolution von 1979 geboren wurden, die zum heutigen islamistischen Regime führte, "singen viele von ihnen nostalgische Slogans über die vorrevolutionäre Ära", so Sohrab Ahmari.

"Zu der Zeit war der Iran keine Demokratie", sagte er. Das Regime vor der Revolution sei allerdings weit weniger repressiv gewesen, und habe Menschen gewisse persönliche und soziale Freiheiten eingeräumt, wenn nicht politische, so Ahmari.

Der katholische Essayist und Journalist wurde in Teheran geboren. Er lebt seit zwei Jahrzehnten in den USA und arbeitete mehrere Jahre lang für das "Wall Street Journal", bevor er Kommentarschreiber für das "Commentary Magazine" wurde.

Ahmari sprach am 2. Januar mit CNA – zur gleichen Zeit protestierten viele Iraner gegen wirtschaftliche und soziale Missstände in ihrem Land. Die Demonstrationen begannen am 28. Dezember; seitdem sollen mindestens 22 Menschen gestorben und 450 festgenommen worden sein – das berichten zahlreiche Medien unter Berufung auf Behörden und Polizeiangaben.

Die Proteste sind die größten im Land seit dem Jahr 2009, als es zu Demonstrationen nach Bekanntgabe des amtlichen Wahlergebnisses kam. 

Die iranische Regierung hat auf die aktuellen Demonstrationen reagiert, indem sie Bereitschaftspolizisten ausgesandt und den Zugang zu Internet und sozialen Medien eingeschränkt hat.

Wichtige Ursache des sozialen Unmuts ist die Wirtschaftsmisere des Landes. Ein Jahr nach der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran durch die Vereinigten Staaten, die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben die Bürger noch nicht die von vielen erwartete wirtschaftliche Erholung gesehen. Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist hoch und die Preise für Nahrungsmittel und Benzin sind deutlich gestiegen.

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Ahmari sagte gegenüber CNA, dass die Unruhen des Landes auf eine tief sitzende Unzufriedenheit verweisen.

"Die Iraner, die auf die Straße strömen, haben es mit einem ideologischen Regime zu tun, das sie unterdrückt und nicht einmal grundlegende wirtschaftliche Sicherheit bieten kann", sagte er.

Und während das Leben für jeden Iraner schwierig ist, ist die Situation für Christen und andere religiöse Minderheiten besonders gefährlich, so der Journalist.

"Sie werden systematisch diskriminiert, sind von verschiedenen öffentlichen Ämtern und Militärposten ausgeschlossen", sagte Ahmari.

Das Regime gewähre Christen und Juden ein gewisses Maß an "zweitklassigem Schutz" als "Menschen des Buches", sagte Ahmari, aber selbst dieser "'beschränkte Schutz' gilt nur für die Armenier und Assyrer, die als indigene Christen gelten."

Konvertiten seien nicht geschützt, sagte er, weil das Scharia-Gesetz - das die Grundlage des iranischen Strafgesetzbuches darstellt - Apostasie vom Islam als ein mit dem Tod bestraftes Verbrechen ansieht.

Wie in vielen islamischen Kulturen bedeutet die Abwendung vom Islam nicht selten ein Todesurteil.

Während das Regime christliche Konvertiten generell nicht offiziell belange, sagte Ahmari, würden diese inoffiziell routinemäßig belästigt, überwacht und bestohlen – sogar der Hausstand werde geplündert; Verhaftungen unter falschen Vorwänden und andere Maßnahmen der Unterdrückung, Demütigung und Verfolgung seien an der Tagesordnung.

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Das Leben vor der Revolution von 1979, welche die Scharia in das Land brachte, "war nicht ideal", räumt Ahmari ein. Für Minderheiten sei die Lage jedoch deutlich besser gewesen. Juden, Christen, Baha'i und andere seien nicht nur toleriert, sondern sogar gefeiert worden, sagte er.

"Wenn die Protestierenden etwas von diesem inklusive Nationalismus zurückgewinnen können, werden Christen und andere ethnische und religiöse Minderheiten besser dran sein als jetzt."

Übersetzt und aktualisiert von AC Wimmer.

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