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Katholischer Frieden wird dringend gebraucht. Überlegungen zur Bischofskonferenz in Mainz

Die Deutschen Bischöfe am 17. November 2015 in der Lateranbasilika.

In Mainz tagt vom heutigen Montag bis zum Donnerstag dieser Woche die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz. Auch ein neuer Vorsitzender wird gewählt werden. Manche Medien haben im Vorfeld darüber spekuliert. Der scheidende Amtsinhaber Reinhard Kardinal Marx ist sechs Jahre lang, mit dem ihm eigenen Charisma und Temperament, als Vorsitzender öffentlich sichtbar gewesen. Er wird Dank für seinen treuen Dienst empfangen, in Rom weiterhin als Berater des Papstes fungieren und auch in Deutschland als Erzbischof von München und Freising eine wichtige Stimme im Kollegium der Bischöfe sein. Dass der deutsche Episkopat, darin den ehemals großen Volksparteien SPD und CDU sehr ähnlich, ein höchst differenziertes Bild abgibt, ist bedauerlich und spiegelt auf gewisse Weise auch die geistige Situation der Zeit im alten Europa. Die Debatten darüber machen einfach nur müde. Das ist Politik. Auch in der Kirche verdrängen heute oft politische, also kirchenpolitische Themen die Gottesfrage. Und das ist einfach nur sehr traurig.

Sogar Petitionen für oder gegen Bischöfe im Internet machen die Runde. Sehr erfreulich ist, dass Kardinal Woelki – unfreiwillig zum Mittelpunkt dieser Listen geworden – sich behutsam, aber deutlich von beiden kursierenden Unterschriftenaktionen distanziert hat. Katholiken sollten nicht an der Entzweiung und nutzlosen Vermehrung der Diskurse mitarbeiten. Nicht Auseinandersetzung, sondern christliche Brüderlichkeit ist geboten. Das gilt für alle Katholiken, so auch für die Bischöfe. Vernünftig darum erscheint der Wahlvorschlag, den der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer unterbreitet hat: "Ich mache mir Sorgen, dass das Amt des Vorsitzenden durch eine Wahl zu sehr politisiert wird. Wir sollten hingegen alles fördern, was uns Bischöfe zu einer größeren Einigkeit führt. Ich würde mich freuen, wenn es uns gelänge, sie mit der anstehenden Entscheidung zu stärken." Er denkt an eine Verkürzung der Amtszeit und an ein dreijähriges Turnusmodell unter den Erzbischöfen, "in alphabetischer Reihenfolge": "Wir begännen mit Bamberg, dann folgten nach jeweils drei Jahren Berlin, Freiburg, Hamburg, Köln, München und Paderborn. … Das Turnusmodell der Erzbischöfe passte recht gut zum katholischen Verständnis von Kirche und auch zu den Überlegungen von Papst Franziskus. Er hat den Metropolitan-Gedanken im vergangenen Jahr deutlich gestärkt, indem er die kirchenrechtliche Kompetenz der Erzbischöfe erweiterte."

Viele Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz sind als prägende Persönlichkeiten in Erinnerung geblieben. Vergessen werden darf dabei nicht, dass der Vorsitzende mitunter vielleicht zu einer Art Regionalpapst oder deutschem Oberbischof von wortmächtigen Medien oder interessierten Laiengruppen zwar stilisiert wird, aber dass er – gemäß dem Kirchenrecht – keine Richtlinienkompetenz innehat, im Gegensatz zu der Bundeskanzlerin und allen Regierungschefs nach ihr. Durch die Wahl zum Vorsitzenden wachsen weder die Macht noch die Bedeutung eines Bischofs.

In wenigen Tagen also werden wir wissen, wer die Nachfolge von Kardinal Marx antritt und in den sicherlich nicht einfachen Zeiten den Vorsitz der Bischofskonferenz übernimmt. Die meisten Katholiken wünschen sich eine Besinnung auf das Wesentliche, also auf Christus und die geistliche Erneuerung der Kirche. Vor allem – und wer in den Pfarrgemeinden vor Ort sich umhört, kann dies bezeugen – könnte katholischer Frieden der Kirche guttun. Wir brauchen Wege der Versöhnung, nicht der Spaltung. Dieser Friede erfordert Einigkeit mit dem Papst. Einig sind wir im Gebet und in der Gemeinschaft der Heiligen, in der Kirche aller Zeiten und Orte, verbunden in, mit und durch Christus. Einfach gläubige Katholiken tun in diesen Tagen dasselbe wie immer: Sie beten für ihre Bischöfe, und im Gebet sind alle, die in der Kirche des Herrn zu Hause sind, hoffentlich ein Herz und eine Seele – und damit im katholischen Frieden. 2006 hat Papst Benedikt XVI. den Priestern in Freising das Stundengebet ans Herz gelegt: "Versuchen wir, es wirklich mitzubeten, mitzubeten mit dem Israel des Alten und des Neuen Bundes, mitzubeten mit den Betern aller Jahrhunderte, mitzubeten mit Jesus Christus als dem tiefsten Ich, dem tiefsten Subjekt dieser Gebete. Und indem wir so beten, nehmen wir auch die anderen Menschen, die dafür nicht Zeit oder Kraft oder Fähigkeit haben, ins Beten hinein. Wir selber als betende Menschen beten stellvertretend für die anderen und tun damit einen pastoralen Dienst ersten Grades." Die Priester sind verpflichtet, das Stundengebet zu beten, doch deswegen ist es den einfach gläubigen Katholiken ja nicht verboten. Vielleicht wäre es als Zeichen der Verbundenheit mit unseren Bischöfen in diesen Tagen sinnvoll und schön, wenn auch wir alle, ob Geistliche, Ordensleute oder Weltchristen das Brevier zur Hand nehmen …?

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