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Warum man in der Sakristei "Prosit" sagt – Ein Kommentar zum Gründonnerstag

Prosit!

Das deutsche Wort "Trinkspruch" – ein gutes Wort, das man beim Erheben der Gläser ausspricht – wird im Italienischen mit "brindisi" übersetzt.

Der Begriff verdankt sich der gleichnamigen Hafenstadt, von der man im Altertum aufgebrochen ist, um nach Griechenland zu reisen. Damit die Seefahrt eine sichere und glückliche werde, bat man die Priester des Meeresgottes Neptun beziehungsweise Poseidon um den Segen, den sie mit vollen Weingläsern aussprachen. Daher rührt der Begriff "brindisi". Aus Furcht, die kostbaren Gefäße könnten zerbrechen, stieß man nicht, wie heute üblich, damit an, sondern erhob sie lediglich, um den anderen zuzuprosten, das heißt ihnen Wohlergehen zu wünschen.

Unser Wort "Prost" beziehungsweise "Prosit" stammt von einer solchen lateinischen Segensbitte: "Es möge gut sein" oder "Es möge Dir wohl ergehen!". Wenn beim Münchner Oktoberfest die Maßkrüge aneinanderschlagen und man lauthals dazu grölt, denkt wohl niemand an die Segensgeste heidnischer Priester, die mit dem Glas in der erhobenen Hand den Reisenden Gutes wünschten.

Ein Schluck, der Segen und Heil bringen möge

In vielen Pfarreien sagen Priester und Messdiener nach der heiligen Messe zueinander "Prosit". Ein unbedarfter Katholik, der zufällig dabeisteht, mag verwundert meinen, das sei ein Trinkspruch.

Das ist es auch!

Freilich hat dieses fromme "Zum Wohl" nichts mit schunkelnden Besuchern des Schützenfestes, sondern dann schon eher mit dem heidnischen Segen der Neptunspriester zu tun. Es geht darum, dass die heilige Kommunion, wie der Priester in jeder heiligen Messe vor ihrem Empfang leise betet, "nicht zu Gericht und Verdammnis gereiche, sondern zum Segen und Heil".

Jesus hat beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag im Rahmen eines Mahles die heilige Messe gestiftet. Seit diesem Tag wird in jeder Kirche der "Kelch des Heils" erhoben und den Jüngern Jesu zum Trank des Lebens gereicht. Es ist weitgehend aus der Mode gekommen, vom würdigen Empfang der Kommunion zu sprechen.

Die Mahnung des heiligen Paulus, davor Acht zu haben, nicht in falscher Weise den Leib Christi zu empfangen, scheint oft vergessen:

"Wer unwürdig das Brot isst und den Becher des Herrn trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht” (1 Kor 11,27-29).

Genau daran erinnert aber das fromme Prosit in der Sakristei: Wohlergehen und Heil soll die sakramentale Begegnung mit Christus bringen, nicht Gericht und Verurteilung.

Ein "Prosit" all denen, die die Kommunion empfangen

Ist die Eucharistie nur ein Mahl all derer, die an Christus denken und in seinem Namen miteinander essen, macht es wenig Sinn, von einer "würdigen" beziehungsweise "unwürdigen Kommunion" zu sprechen. Niemand stellt sich die Frage, ob er "würdig" sei, einen Platz im Bierzelt zu bekommen und mit anderen Menschen den Maßkrug zu erheben und sich mit ihnen erhobenen Glases zu "verbrüdern".

Gerade deshalb sind unsere Volksfeste so beliebt, weil sie alle – beinahe ohne Unterschied – an einem Tisch vereinen und gemeinsam frohe Stunden verleben lassen. Selbst japanische Touristen, die das Oktoberfest besuchen, werden recht schnell in den Kreis feucht-fröhlich feiernder Menschen aufgenommen. Das ist auch gut so!

Warum aber sind dieselben Gäste aus Tokio, wenn sie keine Katholiken sind, nicht eingeladen, an den Altar zu treten und die Kommunion zu empfangen? Ja, warum sind selbst brave Kirchgänger manchmal nicht "würdig", den Leib Christi zu empfangen?

Geht es nicht um die Gemeinschaft im Teilen des Brotes und des Weines, von der niemand – gerade dann nicht, wenn er als Sünder gilt – ausgeschlossen sein sollte? Geht es nicht um die "Verbrüderung" aller Menschen in Christus, der sie durch den Genuss des einen Kelches eint?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Blutsbrüder in Christus

Es gibt einen Unterschied zwischen einem eleganten Galadinner und einer gemütlichen Runde in einem Biergarten. Im ersten Fall kann man beispielsweise durch unpassende Kleidung der Einladung "unwürdig" sein. Das letzte Abendmahl war keine nette Herrenrunde, mit der der Meister seinen Abschied von dieser Welt feiern wollte, sondern – Geheimnis des Glaubens! – die Stiftung seines immerwährenden Opfers.

Im Kelch, den Jesus nahm, um damit die erste heilige Messe zu zelebrieren, war kein Wein, sondern Blut. Die Apostel berauschten sich nicht am Alkohol, sondern an der Liebe Christi. Sie wurden in dieser Nacht, um es salopp zu sagen, nicht Stammtisch- sondern Blutsbrüder, in deren Adern floss, was Jesus ihnen im "Kelch des neuen Bundes" gereicht hat.

Vergossenes Blut zur Vergebung der Sünden

Alle sind eingeladen, davon zu trinken; niemand ist aufgrund seiner Geburt, seines Geschlechts oder seiner vielleicht dunklen Vorgeschichte ausgeschlossen von der sakramentalen Gemeinschaft mit Christus, aber alle müssen sich zuvor von ihm reinigen lassen.

Da heute immer öfter Menschen in Jeans und T-Shirt in die Oper gehen und sich Staatspräsidenten ganz unverkrampft ohne Krawatte zeigen, meinen wir, dass es nur darauf ankomme, "authentisch", "echt" und ganz "normal" zu sein – vor allem vor Gott. Es stimmt, dass er mich liebt, so wie ich bin; aber ganz sicher will er nicht, dass ich so bleibe! Es geht im Christentum nicht zuerst um Authentizität und Selbstvertrauen, sondern um Bekehrung und Hingabe an den einen, der immer Größer ist als ich. Wohl deshalb ist auch der berühmte Sonntagsanzug verschwunden und mit ihm die Überzeugung, dass man sich auf die heilige Messe besonders vorzubereiten habe.

Freilich geht es hier nicht vorrangig um Fragen der Kleidung und des guten Geschmacks, sondern um das Bewusstsein, dass ich zum Tisch eines Königs geladen bin, der mir – damit ich ohne Scham vor ihn und seine Gäste treten kann – auch ein wertvolles Kleid schenkt.

Jesus lädt alle ein – ohne Ausnahme! – aber nicht nur zu seinem Mahl, sondern zuvor auch zur Beichte, in der das verschmutze Taufkleid weißgewaschen wird. Es ist dasselbe Blut Christi, das uns – wenn es uns von schwerer Schuld gereinigt hat – würdig macht, es auch als Trank des Lebens zu empfangen.

In dem berühmten Hymnus "Lauda Sion" erklärt der heilige Thomas von Aquin die wichtigsten Aspekte des eucharistischen Geheimnis. Dieses Gedicht ist ein Erstkommunionkurs in Reimform, in dem alles gesagt wird, was jeder Katholik über die heilige Kommunion wissen sollte – auch die Tatsache, dass der Empfang des Leibes Christi den einen Segen, den anderen das Gericht bringt:

 

Wer ihm nahet voll Verlangen,
darf ihn unversehrt empfangen,
ungemindert, wunderbar.

 

Einer kommt, und tausend kommen,
doch so viele ihn genommen,
er bleibt immer, der er war.

 

Gute kommen, Böse kommen,
alle haben ihn genommen,
die zum Leben, die zum Tod.

 

Bösen wird er Tod und Hölle,
Guten ihres Lebens Quelle,
wie verschieden wirkt dies Brot!

"Zum Wohl" aller, die das Besondere vom Alltäglichen unterscheiden

Wo die Liturgie zur Feier der um sich selbst versammelten Gemeinde wird und manchmal – man denke an die berühmt-berüchtigten Fastnachstmessen! – einer fröhlichen Bierzeltrunde ähnelt, da verschwindet das Bewusstsein für das, was die Messe wirklich ist.

Wer in der Oper Anzug trägt und zum Abschlussball nicht in Shorts und Flip-Flops erscheint, macht das Besondere dieser Veranstaltungen deutlich und ist ihrer "würdig".

Darum geht es auch bei der Frage, wer die Kommunion empfangen darf.

Nicht die "Braven" und Besseren können an den Tisch des Herrn treten, sondern alle, die entsprechend vorbereitet sind und daher, wie der heilige Paulus sagt, den Leib Christi von normaler, alltäglicher Speise "unterschieden" (vgl. 1 Kor 11, 29).

Es geht nicht um VIP-Karten, die nur wenige bekommen, oder exklusive Gästelisten, die frommen Stars reserviert wären. Alle sind eingeladen – aber nicht nur zur Kommunion, sondern auch zur Beichte!

Edler Wein in edlen Kelchen

Wenn der heilige Paulus im Zweiten Korintherbrief davon spricht, dass wir einen kostbaren Schatz "in zerbrechlichen Gefäßen" tragen, so können wir an wertvolle Glaspokale denken, aus denen man guten Wein trinkt.

Wer unachtsam mit ihnen umgeht, läuft Gefahr, sie mit einem allzu heftigen "Prost" zu zerschlagen. Kleinen Kindern und gebrechlichen alten Menschen gibt man keine Kristallgläser in die Hand, sondern eine Schnabeltasse, die auch dann nicht kaputtgeht, wenn man sie immer wieder fallen lässt.

Christi Leib und Blut sind unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft gegenwärtig. Dieses höchste Gut schenkt sich uns nicht in sicheren und stoßfesten "Verpackungen", sondern unter den zerbrechlichen und demütigen Zeichen alltäglicher Lebensmittel.

Es erfordert gläubige Achtsamkeit, in der weißen Hostie den Leib Christi zu erkennen und zu unterscheiden. Es geht um den Blick des Glaubens, der verborgen unter dem vertrauten Schein des Brotes Jesus findet.

Ohne diese zärtliche Vorsicht im Umgang mit den eucharistischen Gestalten, die beim Priester in der Zelebration der heilige Messe deutlich wird, laufen wir Gefahr, in ihnen nur ein Stück Brot und einen Schluck Wein zu sehen.

In der Vorbereitung auf die heilige Kommunion, in der Art, wie ich sie empfange, und schließlich in der liebevollen Danksagung, zeige ich, ob ich "meinen" Schatz - mir anvertraut in zerbrechlicher Gestalt - liebevoll hüte.

Jesus behandelt uns nicht wie Kleinkinder oder pflegebedürftige Senioren, die aus billigen Plastikbechern trinken müssen, sondern wie Söhne und Töchter eines Königs, die an seinem Tisch aus dem kostbaren Pokal trinken dürfen.

Der erlesene Wein, den Christus ausschenkt – er selbst in seiner sakramentalen Gegenwart – kann nicht anders kredenzt werden als in wertvollen Kelchen.

Den Schatz hüten und bewahren

Unsere Beziehung zu Jesus in seiner eucharistischen Gestalt soll nicht von Ängstlichkeit und Skrupeln, sondern von Achtsamkeit und Vorsicht geprägt sein.

Wie leicht nimmt sie bei so manchen Diskussionen Schaden, bei denen man sich lauthals zuprostet und die "Kommunion für alle" fordert.

Wie viel Porzellan wird hier zerschlagen! Würden doch nur vor unseren Beichtstühlen genauso viele anstehen wie beim sonntäglichen Kommunionempfang! Jesus reicht uns den Segensbecher, der das Heil enthält – ja ihn selbst, den wir im Glauben ergreifen und im Sakrament der Eucharistie wahrhaft empfangen. Er ist der kostbare Trank, den wir genießen dürfen.

Dieser Schatz verdient unsere ganze Aufmerksamkeit und Vorsicht, damit wir die Erlösung, das uns in Christus geschenkt ist, nicht "verschütten", sondern für das ewige Leben bewahren. Prosit: "Es sei zum Heile!"

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