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Am Vorabend der Becciu-Anhörung wendet sich Papst Franziskus an die Richter des Vatikans

Papst Franziskus begrüßt den Präsidenten des Staatsgerichtshofs der Vatikanstadt, Giuseppe Pignatone.

Am Vorabend des Prozesses des Vatikans gegen Kardinal Angelo Becciu wegen Betrugs hat Papst Franziskus in einer Rede an das Gerichtswesen des Stadtstaates betont, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten und allen zuzuhören, um einen fairen Prozess zu gewährleisten.

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

"Synodalität" in gerichtlichen Angelegenheiten, sagte der Papst am 12. März, "bedeutet, dass alle Teilnehmer des Prozesses ... aufgerufen sind, zur Ermittlung der Wahrheit durch den kontradiktorischen Prozess, die Konfrontation der Argumente und die sorgfältige Prüfung der Beweise beizutragen".

"Dieser gemeinsame Weg erfordert daher eine Übung im Zuhören, die, wie wir wissen, zum Wesen eines fairen Prozesses gehört", fügte Franziskus hinzu, der bekanntlich eine ganze Synode über Synodalität einberufen hat.

Becciu ist der Veruntreuung, des Amtsmissbrauchs und der Anstiftung zum Meineid angeklagt. Berichte über diverse Gefälligkeiten und fragwürdige Geschäfte des Klerikers – unter anderem mit Kirchengeldern für Verwandte, Freunde und Bekannte während seiner Jahre als Diplomat des Vatikans – skandalisierten seit langem Gläubige, berichten Beobachter. 

Der 74-jährige Italiener, der sich seiner Bevorzugung seiner sardinischen Heimat weiterhin brüstet, hat stets bestritten, sich rechtlich etwas zuschulden kommen zu lassen. Er soll nächste Woche als einer von 10 Angeklagten in einem Prozess gegen den Vatikan wegen des Kaufs einer Londoner Luxusimmobilie durch das Staatssekretariat in den Zeugenstand treten.

(Vatican Media)

Bei der Eröffnungszeremonie für das Gerichtsjahr an den Gerichten des Vatikanstaates am heutigen Samstag sagte Papst Franziskus, die Richter müssten ehrlich zuhören, "ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen".

"Mit der gleichen Bereitschaft zum Zuhören, die Zeit und Geduld erfordert, muss jedes Mitglied der gerichtlichen Kammer offen sein für die von den anderen Mitgliedern vorgetragenen Gründe, um zu einem überlegten und gemeinsamen Urteil zu gelangen. Hören Sie allen zu", erklärte er.

Der Pontifex dankte namentlich dem obersten Richter und dem Chefankläger des Vatikans, die beide mit dem Becciu-Prozess befasst sind – und sich hinter den Kulissen gestritten haben.

Franziskus sagte, er danke dem Präsidenten des Tribunals Giuseppe Pignatone und dem Promotor der Justiz Gian Piero Milano "für die Hingabe, mit der sie sich dem heiklen Dienst der Rechtspflege widmen."

Die Arbeit der vatikanischen Richter sei dazu bestimmt, in einer Zeit der Reformen zuzunehmen", und erwähnte dabei Neuerungen in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Justiz.

"Reformen", erklärte er, "die einerseits den von der internationalen Gemeinschaft in verschiedenen Bereichen, wie etwa der Wirtschaft, entwickelten Parametern und andererseits dem Bedürfnis der Kirche selbst entsprechen, alle ihre Strukturen an einen zunehmend evangelischen Stil anzupassen."

Er sagte, es seien Vorkehrungen getroffen worden, um die Ausgaben zu begrenzen und die Transparenz des Vatikans bei der Verwaltung der öffentlichen Finanzen zu stärken, "die in einem Kontext wie dem der Kirche vorbildlich und untadelig sein muss, insbesondere seitens derjenigen, die wichtige Verantwortungspositionen innehaben".

Unter Bezugnahme auf die Rede des heiligen Johannes Paul II. bei der Vorstellung des neuen Codex des kanonischen Rechts im Jahr 1983 sagte Papst Franziskus: "Wenn das Recht der Sache der Gerechtigkeit dient, muss es immer vom Rechtsgebot der Nächstenliebe inspiriert sein."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Von diesem Standpunkt aus, der jede selbstbezogene Sichtweise des Gesetzes ausschließt", fuhr er fort, "ist die von Jesus Christus vorgeschlagene Gerechtigkeit nicht so sehr eine Reihe von Regeln, die mit technischem Sachverstand anzuwenden sind, sondern vielmehr eine Lebenshaltung, die diejenigen leitet, die Verantwortung tragen, und die vor allem eine Verpflichtung zur persönlichen Umkehr verlangt."

Über Strafprozesse sagte Franziskus: "Die Gerechtigkeit muss immer mit den Forderungen der Barmherzigkeit verbunden werden, die letztlich zur Umkehr und Vergebung aufruft."

Der Papst, der im März 2013 angetreten ist, die Korruption im Vatikan zu bekämpfen, sagte heute: "Zwischen diesen beiden Polen gibt es eine Komplementarität, und es muss ein Gleichgewicht gesucht werden".

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