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Polen nach dem WJT: Hoffnung auf einen Wandel

Besondere Kulisse: Der Campus Misericordiae des WJT in Krakau, am 30. Juli 2016.

Der Weltjugendtag (WJT) liegt nun hinter ihm, doch sein Koordinator, Bischof Damian Muskus, blickt nach vorne: "Für unsere gesamte Kirche", sagt er, "waren dies schöne Tage, vielleicht die schönsten Tage überhaupt....Millionen Menschen kamen an einem Ort zusammen, voller Freude, Friede im Herzen, und den Glauben. Das hat starke Spuren hinterlassen." Dadurch, hofft Bischof Muskus, werde sich "Krakau nach dem WJT verändern".

Der Bischof sagt Krakau, doch gemeint ist ganz Polen. Dabei blickt das Organisationskomitee auf erste Zahlen als vorläufige Bilanz. Bei der Eröffnungsmesse am 26. Juli waren gut 200.000 Pilger anwesend. Über doppelt soviele bei der Begrüßung des Papstes am 27. Juli; wieder doppelt so viele – also 800.000 Pilger – nahmen am Kreuzweg am 28. Juli teil; und wieder doppelt soviele, 1.6 Millionen Gläubige, kamen zur Gebetswache. 

Den Abschlussgottesdienst feierte Papst Franziskus mit über 2 Millionen Pilgern.

Das sind beachtliche Zahlen, aber sie haben einen bitteren Nachgeschmack, nicht nur für die Organisatoren. Diese hatten fast doppelt so viele Pilger bei der Abschlussveranstaltung erwartet – weshalb die Heilige Messe nach Brzezni verlegt wurde – Blonia Park hätte die letztlich erschienenen zwei Millionen nämlich aufnehmen können. 

Was also ist geschehen? 

"In den verganenen acht Monaten", sagt Adam Sosnowski, Journalist and Autor des katholischen Verlagshauses Bialy Kruk, habe es eine massive Kampagne gegeben, welche die Risiken eines Terror-Anschlags in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt habe. Gerade Medien mit höherer Verbreitung, die in Polen generell liberaler und eher anti-katholisch seien, hätten ununterbrochen die möglichen Risiken des WJT gebracht.

Obwohl die Regierung den WJT in jeder Hinsicht gelobt hat und betonte, dass es keinerlei Sicherheitsrisiken gegeben habe, hätte Krakaus Bürgermeister Jacek Majchrowskir, ehemaliges Mitglieder der Kommunistischen Partei, sogar Bürgern geraten, die Stadt während des WJT zu meiden, so der katholische Journalist Sosnowski.

Zusammen mit den neuen Terror-Anschlägen in Europa und anderswo habe dazu geführt, dass weniger Gläubige kamen: "Grundsätzlich fehlten dem WJT die polnischen Pilger", so Sosnowski.

Gab es tatsächlich eine Art Boykott säkularer Kräfte gegen den WJT? Im Gespräch mit Katholiken vor Ort entsteht tatsächlich der Eindruck. Zudem befindet sich Polen an einem besonderen Punkt in seiner Geschichte. Nach dem Fall von Solidarnośc und der progressiven Säkularisierung der post-sowjetischen Regierung hat das Land nun eine katholische Regierung und einen kirchenfernen Präsidenten. Zudem mag die breite Bevölkerung durchaus traditionelle Werte pflegen und erhalten, doch die Medien sind in den Händen säkularisierender Kräfte.  

Diese Teilung spiegelt sich auch wieder in der Art, wie die polnische Gesellschaft beschrieben wird – nicht zuletzt in den Medien – und wie diese Beschreibung wiederum dazu führt, dass katholischer Widerstand aus der Gesellschaft sich gegen diese Beschreibung und Einflußnahme stellt.

Der Lebensschutz steht hier – wie so oft – paradigmatisch für diese Dynamik: Als die Regierung sich gezwungen sah, ein totales Abtreibungsverbot doch nicht einzuführen wie beabsichtigt, kam es zu Bürger-Initiativen, die dem Vorhaben neu Rückenwind gaben. 

Doch statt etwa kulturkämpferischer Konfrontationen bemühen sich Katholiken um eine christliche Lösung, die klug ist und der Kirche ermöglicht, eine neue Rolle in der Gesellschaft zu spielen. 

"Wir bemühen uns um eine zweckorientierte Sprache, die nicht nur als katholisch wahrgenommen wird, sondern die Werte erneuern und die Wahrheit durch die Vernunft sprechen kann, ohne gleich mit Religion in Verbindung gebracht zu werden", sagt Pater Krzysztof Madel, der als Kaplan in einem Krankenhaus arbeitet. So müsse etwa Abtreibung aus wissenschaftlicher Sicht kritisiert und verboten werden. Das ginge ganz ohne Bezugnahme auf das christliche Menschenbild, erklärt der Jesuit. 

Die Hoffnung auf einen Wandel in der polnischen Gesellschaft des Krakauer Bischofs ist vor diesem Hintergrund zu sehen. "Ich denke", sagt Bischof Muskus, "dass der Besuch auch denen, die ihren Glauben nicht praktizieren gezeigt hat, wie fröhlich dies sein kann". 

Der WJT, mit anderen Worten, als Weg, die polnische Gesellschaft zu Gott zu bringen. Trotz Kampagnen, Politik und Ideologien.

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