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Vivat, Vater Benedikt! Eine persönliche Gratulation

Blick über den Petersplatz und die Ewige Stadt
Papst emeritus Benedikt XVI. im Sommer 2017.
Mater Ecclesiae: Der Wohnort von Papst emeritus Benedikt in den Vatikanischen Gärten.
Pater Federico Lombardi, Verwaltungsratvorsitzender der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung, Papst emeritus Benedikt XVI. und Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des bayerischen Papa emeritus.

Ein Bild wie eine Miniatur: Hinter den dicken Mauern des Vatikans, in einer abgeschiedenen Residenz in den Gärten, fernab von Schaltstellen und Kameras, feiert heute ein kleiner alter Mann seinen 95. Geburtstag. 

Ein paar höfliche, geradezu schuldbewußte Gratulationen haben ihn erreicht. Vor allem aber: Viele aufrichtige Worte des Dankes, fromme Glück- und Segenswünsche aus aller Welt kamen ins Kloster Mater Ecclesiae. Das ist lateinisch für Mutter der Kirche. Und eines ist klar: Sie richten sich an einen Pater Ecclesiae, einen Vater der Katholischen Kirche und Papa Emeritus.

Wie Benedikts Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein gegenüber Johannes Wieczorek von Radio Horeb erklärt, geht es Benedikt gut. "Der emeritierte Papst ist guter Dinge, ist zwar physisch natürlich relativ schwach und gebrechlich, aber ganz klar im Kopf", so Gänswein.

Diese Klarheit wird mindestens weitere 95 Jahre bleiben, denn Benedikts Wirken als Theologe wird die Kirche in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten prägen.

Das sollen klügere und gebildetere Köpfe beschreiben; ebenso wie auch Benedikts Amtsführung zu bewerten und einzuordnen sei. Darüber debattieren fleissig jetzt schon eifrig beredte (und manchmal weniger beredte) Zungen.

Sein Nachfolger würdigte Benedikt vor wenigen Tagen als "Propheten" in einem Gespräch mit Jesuiten auf Malta. Papst Franziskus hat ihn auch am 13. April besucht.

Nur mit einer ganz persönlichen Gratulation will ich mich am heutigen Karsamstag an die guten Wünsche anschließen – und auf zwei "Wesenszüge" aufmerksam machen, von denen einer an Benedikt nicht ausreichend wahrgenommen wird, scheint mir. Ein Wesenszug, der mich aber zutiefst anspricht – ungeachtet, nein, gerade ob aller Vorbehalte und Kritik.

Was im Leben glücklich macht

Bekannt ist Benedikts Fähigkeit, unheimlich vielen Menschen den Glauben tief und doch einfach zu erklären – und sie dabei auch nicht selten zu bekehren. Seine Einführung in das Christentum – und viele andere Werke – leisten dies für unzählige Menschen in aller Welt.

Auch ich gehöre dazu, und gratuliere heute einmal als einfacher, dankbarer Leser wie Konvertit, der gelernt hat: Man kann nicht immer glücklich sein im Leben. Aber man kann sich immer glücklich schätzen, katholisch zu sein.

Doch Joseph Ratzinger, diese "kosmische Reizfigur" (Paul Badde), verkörpert für mich persönlich wie kaum ein anderer etwas regionales wie universales, was mir in Johannes 8,32 begegnet ist und auch kulturell eine Heimat ist: Das Streben nach Freiheit durch Erkennen – nicht Preisgabe – der Wahrheit. 

Liberalitas Bavariae

Was meine ich mit kulturell? Nein, ich gratuliere Benedikt heute nicht (nur) als bajuwarischer Landsmann, auch wenn Wimmer "ein guter bayerischer Name" ist, wie er mir vor vielen Jahren einmal persönlich sagte – bei einer Begegnung weniger Sekunden, bei der sich sein Händedruck schon so zerbrechlich anfühlte, als hielte man einen kleinen Vogel in der Hand. 

Mein Glückwunsch geht an eine Person, die mit vielen eher das "Liebfremdeln" am Klischee von Heimat teilt. Oder für die deren schönster Zug nicht unbedingt geographisch ist, sondern kulturell grenzenlos: Die Liberalitas Bavariae – eine dreifache freiheitliche Gesinnung von Weltoffenheit, Toleranz und Großherzigkeit.

"Leben und leben lassen" in diesem anspruchsvollen Sinn, nämlich nicht auf Kosten oder gar unter Preisgabe der Wahrheit: Das ist – und war schon immer – im besten Sinne katholisch. Wie auch das Ringen darum mit Herz und Verstand eine tägliche Herausforderung und eine Schule für die Seele ist, die von aller Heuchelei befreit.

Dass ein "Pater" Benedikt dies Cor ad Cor lehrt: Das zeigt auch die zuverlässige Art und Weise, wie er mit weit über 90 Jahren noch regelmäßig manche Kreise "triggert", die sich dann an ihm abarbeiten – während sie angestrengt ignorieren, was er wirklich zu sagen hat.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Das heute zu feiern – und dabei auf die Freiheit anzustoßen, ausgerechnet für und mit einem kleinen, alten Mann, hinter den dicken Mauern des Vatikans – dazu ist der heutige Tag ein schöner Anlass. Vivat, Vater Benedikt!  

AC Wimmer ist Chefredakteur von CNA Deutsch. Folgen Sie ihm auf Twitter

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