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Libanon: Das „Haus der Vorsehung“ trotzt der Krise

Pater Hanna Kanaan mit Auszubildenden und ihrem Lehrer
Schulklasse im „Foyer de la Providence“ in Sidon
Im Lehrerzimmer

Das „Foyer de La Providence“ (auf Deutsch in etwa „Haus der Vorsehung“) in der südlibanesischen Stadt Sidon ist ein sicherer Hafen für hunderte Schüler und Auszubildende in einem krisengeschüttelten Umfeld. Im „Haus der Vorsehung“ betreibt der melkitische griechisch-katholische Zweig des Salvatorianerordens eine technische Berufsschule, ein Waisenhaus, ein Förderzentrum für behinderte Kinder und ein Ausbildungszentrum für angehende Lehrer. Die Einrichtung ist einzigartig in der Region und hat einen hervorragenden Ruf.

Vor einigen Monaten hatte der Leiter Pater Hanna Kanaan alle Eltern zu einer Versammlung einbestellt. Angst machte sich breit: Würde die Schule angesichts der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise aufgeben müssen?

168 Prozent Inflation bringen Armut und Abwanderung

Der Libanon, einst das wohlhabendste Land des Nahen Ostens, ist am Ende. Politikversagen, Korruption, der Einbruch ganzer Wirtschaftszweige wie des Tourismus, die Instabilität in der gesamten Weltregion und der Zusammenbruch von Banken haben in eine Abwärtsspirale geführt. Die Inflation liegt bei rund 168 Prozent. Die Währung hat innerhalb kurzer Zeit 90 Prozent an Wert verloren. Die Folgen: 80 Prozent der libanesischen Bevölkerung lebt in Armut, viele gut ausgebildete Bewohner wandern aus, auch die christliche Gemeinschaft schrumpft unaufhörlich. Sidon war früher ein mehrheitlich christliches Gebiet. In den vergangenen Jahren sind fast alle Christen aus der Stadt weggezogen. Heute leben nur noch in den Dörfern im Umland Christen.

Die Krise geht auch am „Haus der Vorsehung“ in Sidon nicht vorbei. Viele Eltern könnten sich die Schulgebühren nicht mehr leisten, erklärt Pater Hanna. „Einige zahlen zwar weiter, aber das Geld ist weniger wert – unsere Kosten aber sind gleich hoch geblieben.“ Umgerechnet etwa 6000 Euro kostet etwa die Betreuung eines behinderten Kindes pro Schuljahr; die Ordensgemeinschaft hat bislang ein Drittel der Kosten übernommen.

„Kein Schüler muss gehen“

Die Sorge und Spannung bei der Elternversammlung war mit Händen zu greifen. Aber Pater Hanna hatte erlösende Nachrichten: „Wir garantieren, dass wir unsere Schule nicht schließen. Ja, die Situation ist schlimm, aber wir werden die Familien weiterhin unterstützen. Keiner der Schüler muss gehen, weil seine Eltern nicht mehr zahlen können.“ Ein Aufatmen ging durch die Reihen – auch bei den 82 Lehrkräften. „In den vergangenen drei Jahren haben wir niemand entlassen. Wir haben die Gehälter aufgrund der Inflation um 40 Prozent erhöht und zahlen jetzt auch die Fahrtkosten der Lehrer“, erzählt Pater Hanna nicht ohne Stolz.

Natürlich muss das Geld für alle diese Unterstützung irgendwoher kommen. Die Salvatorianer haben sich an alle Einrichtungen gewandt, die helfen könnten – darunter auch an „Kirche in Not“ (ACN). Das weltweite päpstliche Hilfswerk stellt Geld für die Lehrergehälter zur Verfügung und gibt einen Zuschuss für die Stromkosten.

Hilfe für über 200 christliche Schulen

Das „Foyer de la Providence“ ist eine von über 200 christlichen Schulen im Libanon, die „Kirche in Not“ unterstützt. Davon profitieren über 30 000 Schüler und mehr als 6 000 Lehrer. Auch 19 Berufsschulen gehören zum Förderprogramm – sie bieten nicht nur Christen eine solide Ausbildung, sondern stehen auch Angehörigen anderer Religionen offen. „Unser Zentrum ist offen für alle“, betont Pater Hanna. „Eine unserer Aufgaben ist es, unseren Schülern das friedliche Zusammenleben beizubringen.“

Fouad ist einer von ihnen. Er macht eine Ausbildung zum Elektrotechniker. Die Schule ist sein Garant, im Libanon zu bleiben, bekennt er: „Es wird immer schlimmer. Wir wissen nicht, wie lange wir hier noch überleben können.“ Das „Haus der Vorsehung“ ist für ihn und seine Mitschüler der einzige Hoffnungsanker.

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