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Erzbischof Heße nimmt Stellung zur Missbrauchsstudie für Mecklenburg

Erzbischof Stefan Heße

Erzbischof Stefan Heße von Hamburg hat am Montag zur Missbrauchsstudie für den mecklenburgischen Teil seiner Erzdiözese, die am Freitag veröffentlicht wurde, Stellung bezogen. Die Studie müsse „zu einem Teil des Schuldgedächtnisses unserer Kirche“ werden: „Ich finde das gut und wichtig.“

„Auch wir im Erzbistum Hamburg müssen zur Kenntnis nehmen, dass kirchliche Verantwortungsträger nach unserem heutigen Wissen nicht angemessen gehandelt haben“, räumte Heße ein. „Täter wurden nicht konsequent zur Rechenschaft gezogen und Schutzbefohlene nicht ausreichend geschützt.“

Im Zeitraum von 1946 bis 1989 konnten 40 Betroffene im Rahmen der Studie ermittelt werden. „Diese Zahl stellt jedoch die untere Grenze dar, denn die Anzahl der Betroffenen wurde in den Kirchen- und Staatssicherheitsakten häufig nicht vermerkt“, so die Studie.

Der heute zum Erzbistum Hamburg gehörende mecklenburgische Teil war einst im Jahr 1946 als Bischöfliches Kommissariat Schwerin organisiert worden. Diese Maßnahme geht zurück auf Bischof Hermann Wilhelm Berning von Osnabrück. Später wurde das Kommissariat in Bischöfliches Amt Schwerin umbenannt.

Im Jahr 1973 wandelte der Vatikan das Gebiet in eine Apostolische Administratur um. Damit gehörte Mecklenburg zwar rechtlich weiterhin zum Bistum Osnabrück, der dortige Bischof hatte indes keine Jurisdiktion mehr über das Gebiet. Seit 1994 ist Mecklenburg offiziell Teil der Erzdiözese Hamburg.

Heße erklärte am Montag: „Die Studie hat deutlich gemacht, wie sehr die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR den Machtmissbrauch durch Priester erleichtert haben. Auch wenn wir heute Kirche in einer offenen und demokratischen Gesellschaft sind, muss der Umgang mit Macht in der Kirche nach wie vor immer reflektiert und kritisch überprüft werden.“

Sodann schlug er den Bogen zum deutschen Synodalen Weg: „Wir tun dies bundesweit auf dem Synodalen Weg, und ich glaube, dass wir dort an wichtigen Impulsen für eine Kirche arbeiten, in der Macht geteilt und kontrolliert werden soll.“

Außerdem kündigte er an, für das Erzbistum Hamburg „weitere Untersuchungen“ in Auftrag zu geben. „Inwieweit diese Untersuchungen wichtige neue Erkenntnisse bringen werden, fragen sich heute schon viele. Auftrag der Aufarbeitungskommission ist es deshalb, die wissenschaftlichen Kriterien zu generieren, die einen Erkenntnisgewinn ermöglichen.“

Mit Blick auf die Situation heute sagte Heße, Missbrauchstäter würden „oft von Teilen der Gemeinde als charismatische Personen beschrieben, die viel Gutes getan hätten. Die Ulmer Forschenden haben dies als Anbahnungsverhalten gesehen, das sogenannte Grooming, also als ein Verhalten, das Machtmissbrauch und Gewalt vorbereitet und ermöglicht. Wir müssen davon ausgehen: Ein solches Anbahnungsverhalten gibt es auch heute.“

„Durch unsere Präventionsarbeit ist nach meinem Eindruck die Sprechfähigkeit und die Sensibilität, solches Verhalten zu erkennen, gewachsen“, betonte der Erzbischof. „Wir haben es für unsere Gemeinden und Einrichtungen verpflichtend gemacht, Schutzkonzepte zu entwickeln, die auf ihre Situation zugeschnitten sind und die dabei helfen, sichere Orte für Kinder und Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene zu schaffen. Diese Konzepte müssen nun vor Ort weiter umgesetzt werden, und wir werden das personell unterstützen.“

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