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Franziskus: Zwischen Migrant und Flüchtling muss unterschieden werden

Papst Franziskus an Bord des Fliegers seiner Reise nach Schweden vom 31. Oktober bis 1. November 2016.

Nicht nur die – immer wieder gern gestellte, immer wieder gleich beantwortete – Frage nach der Frauenordination war Thema der fliegenden Pressekonferenz mit Papst Franziskus auf dem Rückflug nach Rom am heutigen Dienstag. 

Der Heilige Vater beantwortete auch Journalisten-Fragen zur Verweltlichung Europas, seinen Reiseplänen im "Lutherjahr" 2017, der Lage in Venezuela – und natürlich zur Ökumene. Schließlich war der Pontifex nach Schweden geflogen, um dort der Reformation vor nunmehr bald 500 Jahren zu gedenken und mit evangelischen Vertretern gemeinsam zu beten. 

Eines vorweg: Nach Deutschland wird der Papst im kommenden Jahr offenbar nicht reisen, zumindest scheint es dazu derzeit keine Pläne zu geben – auch wenn diese ohnehin noch offen seien, so die unverbindliche Antwort. Relativ sicher im Reisekalender eintragen seien nur Indien und Bangladesch, so der Papst auf eine Frage von Jürgen Erbacher vom ZDF. 

"Zwischen Migrant und Flüchtling unterscheiden"

Den Auftakt der Konferenz machte jedoch ein Thema, das nicht nur in Schweden vielen Menschen auf den Nägeln brennt: Die andauernde Flüchtlingskrise und die Massenmigration nach Europa, sowie die Haltung des Papstes dazu. Die Journalistin Elin Swedenmark der schwedischen Agentur TT fragte Franziskus, welche Botschaft er für die Menschen habe, die mit Sorge diese Entwicklung betrachteten. Schließlich gebe es "sogar Menschen, die glauben, dass diese Flüchtlinge die Kultur der Christenheit und Europas bedrohen", so Swedenmark. "Und was ist ihre Botschaft an Schweden, das nach einer langen Tradition der Flüchtlingsaufnahme nun anfängt, die Grenzen zu schließen?"

"Zuallererst möchte ich, als Argentinier und Südamerikaner, Schweden für seine Gastfreundschaft herzlich danken...denn so viele Argentinier, Chilenen, Urugayer wurden in Zeiten von Militärdiktaturen in Schweden aufgenommen", sagte Franziskus. Schweden habe eine lange Tradition, Menschen nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu integrieren. 

"Zweitens muss man zwischen Migrant und Flüchtling unterscheiden. Der Migrant muss nach bestimmten Regeln behandelt werden", so der Papst weiter. Auszuwandern sei ein Recht, "aber es ist ein streng geregeltes Recht".

Flüchtlinge dagegen fliehten vor Krieg, Leid und Hunger, fuhr Franziskus fort. Die Frage des Flüchtlingsstatus bedürfe größerer Sorgfalt. Hier habe Schweden eine vorbildliche Rolle gespielt in Sachen Sprachunterricht und kultureller Integration. "In der Frage der Integration in die Kultur sollten wir keine Angst haben! Denn Europa entstand durch die fortwährende Integration von Kultur, so vieler Kulturen, nicht wahr?" Europa sei durch Migrationen entstanden; statt Grenzen aus Angst zu schließen, sollte mit Klugheit agiert werden.

Verweltlichung und Weltlichkeit: Die Gefahr der Säkularisierung

Der Papst verlasse ein Land, in dem die Säkularisierung sehr stark sei, stellte die französische Vatikanistin Mathilde Imberty fest. Doch nicht nur Schweden, ganz Europa sei von dieser Verweltlichung betroffen, so die Korrespondentin von Radio France weiter. In Frankreich werde erwartet, dass in der nahen Zukunft eine Mehrheit der Bevölkerung keine Religion haben werde. Daher wolle sie von Papst Franziskus wissen: "Ist aus Ihrer Sicht die Säkularisierung Schicksal? Wer ist dafür verantwortlich?" Sei die Kirche etwa zu ängstlich?

"Ich glaube nicht an ein Schicksal", antwortete der Papst. "Wer verantwortlich ist? Ich wüßte nicht, wem ich sagen sollte 'Du bist verantwortlich'". Papst Benedikt XVI. habe über dieses Phänomen viel und klar mitgeteilt, so Franziskus. "Wenn der Glaube lauwarm wird, dann weil, wie Sie sagen, die Kirche geschwächt ist." Wann immer Verweltlichung stattfinde, so Franziskus weiter, liege dies an einer schwachen Evangelisierung. "Es ist wirklich so".

Zudem warnte der Papst vor den Konsequenzen dieser Entwicklung: Wie beim Turmbau zu Babel gebe es eine Selbstüberschätzung des Menschen, der sich selbst an Gottes Stelle setze. Diese sei aber zu unterscheiden von einem "gesunden Säkularismus", der vonnöten sei in der Wissenschaft und Politik, so Franziskus.

Heute gebe es aber auch die große Gefahr der "spirituellen Weltlichkeit", so der Papst weiter. Diese sei "das Schlimmste" für die Kirche, erklärte Franziskus mit Verweis auf Henri de Lubac – "einen der großen Theologen des [Zweiten Vatikanischen] Konzils". Diese Weltlichkeit "ist äußerst gefährlich. Es ist eine Säkularisierung mit ein wenig Make-Up, ein wenig versteckt", so der Pontifex wörtlich.

Ökumenische Bewegungen und die Lage in Venezuela

Mit Blick auf die zahlreichen Begegnungen des Papstes mit Christen anderer Konfession, darunter Orthodoxen, Evangelikalen und nun auch Lutheranern fragte der Autor und Journalist Austen Ivereigh nach dem Ziel dieser Bemühungen. Der Redakteur der Webseite "Crux" verwies auf Berichte, dass im kommenden Jahr im Circus Maximus das 50-jährige Bestehen der Charismatischen Erneuerung gefeiert werden soll – dabei könnten zum ersten Mal der Papst und führende Evangelikale gemeinsam auftreten; Ivereigh wörtlich: "Was halten Sie von diesen Initiativen, und was erhoffen Sie mit dem Treffen im kommenden Jahr zu erreichen?"

Der Papst erinnerte daran, dass er auch mit den Waldensern Gespräche geführt habe und bestätigte, dass er – "wenn Gott mir ermöglicht, dorthin zu gehen" – bei der Veranstaltung am Circus Maximus auch eine Rede halten wolle.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die 1978 gegründeten "International Catholic Charismatic Renewal Services", ICCRS, seien eine ökumenische Bewegung, erklärte der Papst. Er habe bereits in seiner Zeit in Buenos Aires regen Austausch mit Vertretern dieser und anderer Bewegungen gehabt, und diese auch als Papst fortgeführt. Es gehe darum, Dialog zu führen, einander zu begegnen und sich zu versöhnen. 

Auch zur Lage in Venezuela und seinen Gesprächen mit Präsident Nicolás Maduro, nach denen sich Eva Fernandez vom spanischen Rundfunksender COPE erkundigte, betonte der Papst, dass es um Dialog und Verhandlung gehe. "Es ist der einzige Weg für alle Konflikte", betonte Franziskus. Dieser Weg müsse weiter gegangen werden, und der Vatikan werde dies auch auf diplomatischem Weg unterstützen.

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