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Kann die Kirche Lehre zur Frauenweihe ändern? Kardinal Hollerich: „Im Laufe der Zeit, ja“

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ hat erklärt, die Kirche könne ihre Lehre zur Frauenordination grundsätzlich ändern. Gefragt, ob sich ein Papst gegen das entscheiden könne, was Papst Johannes Paul II. in „Ordinatio sacerdotalis“ erklärt hatte, sagte Hollerich gegenüber Glas Koncila in Kroatien: „Im Laufe der Zeit, ja.“ Im selben Interview sprach er auch über seine Position zur Homosexualität.

Frauenordination

„Papst Franziskus will die Frauenordination nicht, und ich bin da ganz gehorsam“, betonte der Kardinal, der als Gerenalrelator eine Schlüsselrolle bei der von Papst Franziskus einberufenen mehrjährigen Weltsynode zur Synodalität spielt. In diesem Jahr wurde Hollerich auch in den exklusiven neunköpfigen Kardinalsrat berufen, der den Papst berät.

„Ich bin kein Befürworter der Frauenordination, ich bin ein Befürworter davon, Frauen mehr pastorale Verantwortung zu übertragen“, sagte Hollerich. „Und wenn wir das erreichen, dann können wir vielleicht sehen, ob es bei den Frauen noch einen Wunsch nach der Weihe gibt.“

„Aber für so eine große Veränderung müssten wir die Zustimmung der orthodoxen Kirche einholen“, schränkte er ein. „Wir könnten das niemals tun, wenn es unsere Brüderlichkeit mit den Orthodoxen gefährden würde oder wenn es die Einheit unserer Kirche polarisieren würde. Liebe ist nicht etwas Abstraktes; es ist die Liebe zu unseren Schwestern und Brüdern, die uns daran hindert, Dinge zu tun, die sie entfremden würden.“

In seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 feierlich erklärt: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“

Für Hollerich handelt es sich dabei „wahrscheinlich nicht“ um eine unfehlbare Lehre: „Unfehlbar wäre zum Beispiel die Verkündigung des Dogmas von der Himmelfahrt Mariens durch Pius XII.“

Glas Koncila verwies auf „zwei Dokumente“ der Glaubenskongregation, die bestätigt hätten, dass „Ordinatio sacerdotalis“ unfehlbar sei. Der Kardinal erwiderte: „Der ‚Syllabus errorum‘ von Pius IX. hatte einen ähnlichen Anspruch auf Unfehlbarkeit. Aber wenn Sie sich den Syllabus ansehen, werden Sie feststellen, dass Pius IX. viele Dinge verurteilt hat, die heute in der Kirche gängige Praxis sind“, etwa der interreligiöse Dialog oder die Religionsfreiheit.

„Wir müssen die Gegenwart Gottes in der Welt von heute erkennen“, forderte Hollerich. „Wenn wir Gott außerhalb der Kirche entdecken, müssen wir uns freuen: Es bedeutet, dass unsere Tradition weitergeht.“

Dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu weihen, sei „sicherlich eine wahre Lehre für ihre Zeit, und wir können sie nicht einfach beiseite schieben. Aber ich denke, dass es einen gewissen Spielraum geben könnte, um die Lehre zu erweitern – um zu sehen, welche der Argumente von Papst Johannes Paull II. weiterentwickelt werden könnten. Aber für den Moment, wenn Papst Franziskus mir sagt, dass es keine Option ist, ist es keine Option.“

Glas Koncila fragte daraufhin: „Wenn das so ist, wie können wir dann jemals sicher wissen, ob ein Papst mit seiner Lehre Recht hat?“ Es gebe „keine Möglichkeit“, so Hollerich, „der Lehre des Papstes strikt zu widersprechen, aber manchmal gibt es eine Entwicklung im Denken, die zu anderen Schlussfolgerungen führen kann. Aber wenn ich derjenige wäre, der zu solchen Schlussfolgerungen kommt, wäre das absurd. Es ist die ganze Kirche, die zusammen mit Petrus anerkennen muss, dass es eine Entwicklung gegeben hat.“

Homosexualität

Zum Thema Homosexualität sagte der Jesuit, den Begriff habe es noch gar nicht gegeben, als die kirchliche Lehre festgelegt worden sei: „Homosexualität ist ein neues Wort; selbst zur Zeit des heiligen Paulus hatten die Menschen keine Ahnung, dass es Männer und Frauen geben könnte, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.“

Auf die Frage, was „mit den zahlreichen Verurteilungen der Sodomie durch Paulus“ sei, erklärte Hollerich: „Sodomie wurde damals als etwas rein Orgiastisches angesehen, typisch für verheiratete Menschen, die Sklaven aus persönlicher Lust unterhielten. Aber wie kann man Menschen verurteilen, die nur das gleiche Geschlecht lieben können? Für einige von ihnen ist es möglich, keusch zu sein, aber andere zur Keuschheit aufzurufen, erscheint ihnen, als würde man ägyptisch mit ihnen reden.

Man könne „den Menschen nur ein moralisches Verhalten abverlangen, das sie in ihrer Welt ertragen können. Wenn wir unmögliche Dinge von ihnen verlangen, werden wir sie abschrecken. Wenn wir sagen, dass alles, was sie tun, an sich falsch ist, ist das so, als würden wir sagen, dass ihr Leben keinen Wert hat.“

„Homosexuelle Menschen müssen sich in unserem Haus willkommen fühlen“, forderte Hollerich. „Andernfalls werden sie weggehen. Der Papst hat etwas Entscheidendes zu diesem Thema gesagt. Ich paraphrasiere ihn: Sicherlich ist Homosexualität eine Sünde – wie jeder Sex außerhalb der Ehe eine Sünde ist. Aber die katholische Tradition geht mit homosexuellem Verhalten strenger um als mit Unzucht.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Glas Koncila fragte, ob es nicht falsch sei, „jemandem, der zum Stehlen neigt, zu sagen, er solle nicht zu viel stehlen? Sollten wir nicht einfach sagen: ‚Du sollst nicht stehlen?‘“

„Ja, natürlich sollten wir das“, räumte Hollerich ein. „Aber eine Person, die zum Stehlen neigt, kann auch ohne Stehlen auskommen. Ein homosexueller Mensch wird immer Menschen des gleichen Geschlechts lieben. Wir sollten Homosexualität nicht auf unzüchtige sexuelle Beziehungen reduzieren. Das ist eine sehr grobe Art, einen Menschen zu verstehen. Wenn Jesus jemandem wie Zachäus begegnet, sagt er nicht: ‚Du musst dein Leben ändern, mein Junge, und dann, wenn du Buße tust, kann ich dich vielleicht besuchen.‘ Nein, sein Blick auf eine solche Person beruhigt sie und lässt sie sich angenommen fühlen. Dann geht Jesus in ihr Haus, und erst dann ändern sie sich. Ich schließe eine Veränderung nicht aus, aber sie kommt erst nach der Begegnung mit Jesus.“

„Ich finde den Teil der Lehre, in dem Homosexualität als ‚in sich ungeordnet‘ bezeichnet wird, etwas zweifelhaft“, so der Kardinal. „Dennoch müssen wir alle Menschen annehmen und sie die Liebe Gottes spüren lassen. Wenn sie diese spüren, wird sich in ihrem Herzen sicher etwas ändern.“

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