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Essener Generalvikar: Priesteramt „keine Frage des Geschlechts oder der Sexualität“

Klaus Pfeffer

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hat erklärt, das Priesteramt sei „doch keine Frage des Geschlechts oder der Sexualität“. Darüber hinaus dürfe es „ kein Instrument sein, um einzelnen Menschen einen höheren Rang zu verschaffen oder ein abgehobenes Standesbewusstsein zu pflegen“, so Pfeffer im Gespräch mit der WAZ am Mittwoch.

„Priester – und hoffentlich irgendwann auch Priesterinnen – sollen Menschen dabei helfen, damit sie an den menschenfreundlichen Gott Jesu glauben können“, sagte der Generalvikar von Bischof Franz-Josef Overbeck. „Und sie sollen dabei helfen, diesen Glauben in das konkrete Leben zu übersetzen. Das verlangt hohe menschliche und vor allem hohe spirituelle Kompetenzen.“

Pfeffer sprach sich auch zum wiederholten Mal für die Abschaffung des Zölibats aus: „Ich glaube, dass wir aus der Krise des Priesterberufs nur herauskommen, wenn wir uns zum einen von der Hypothek dieser Lebensform lösen und zum anderen auch von der einseitigen Begrenzung auf das männliche Geschlecht.“

Die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität im Priesterseminar bezeichnete Pfeffer, der 1992 geweiht wurde, als „bizarr“: „Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage, was eine zölibatäre Lebensweise eigentlich bedeutet, fand nicht statt. Das kritisieren inzwischen sehr viele wissenschaftliche Studien. In der offiziellen Kirchenrhetorik wird der Zölibat als ‚kostbares Geschenk‘ bezeichnet und völlig ausgeblendet, wie herausfordernd und schwierig diese Lebensform tatsächlich ist. Darüber wurde und wird zu wenig bis gar nicht gesprochen.“

Er habe seine Zeit im Seminar „im Rückblick als belastend empfunden. Es war keine wirklich schöne Zeit, weil sie sehr einengend war und manche Inhalte eher lebensfremd waren. So darf eine Ausbildung nicht sein, die auf einen Beruf vorbereitet, in dem es darum geht, sehr viel mit Menschen zu arbeiten und mitten im Leben zu stehen.“

Angesichts des Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Zeit vor der Jahrtausendwende sagte Pfeffer: „Wer in den 1980er- und 90er-Jahren in Personalverantwortung für den Klerus kam, wurde darauf gar nicht vorbereitet. Teilweise war die Personalarbeit ein ‚Closed Shop‘, der fast ausschließlich von Klerikern wahrgenommen wurde. Das erklärt, warum es gerade in den damaligen Jahren vor allem darum ging, den eigenen Berufsstand und die Kirche zu schützen.“

„Wäre ich zehn, zwanzig Jahre vorher in ein solches System hineingeraten, hätte ich vermutlich kaum anders handeln können als die damals Verantwortlichen“, räumte der Generalvikar ein.

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