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„Er ist ein wahrhaft europäischer Heiliger“: Bischof Kohlgraf über den heiligen Martin

Bischof Peter Kohlgraf

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat über den heiligen Martin gesagt: „Er ist ein wahrhaft europäischer Heiliger, er verbindet Völker, die damals in aller Unterschiedlichkeit zum römischen Reich gehörten, und die in ihm heute ‚ihren‘ Heiligen sehen.“

Kohlgraf predigte am Mittwoch anlässlich der Eröffnung des Martinuswegs auf dem Gebiet der Diözese Mainz. Dazu war auch eine Pilgergruppe aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart mit Bischof Gebhard Fürst ins Bistum Mainz gekommen.

„Der Martinsweg und die Verehrung des heiligen Martin betonen Gemeinschaft gegen Spaltungstendenzen in vielen Bereichen“, sagte Kohlgraf. „Martin ist ein europäischer Heiliger. Das heutige Europa war als Friedensprojekt entstanden.“

„Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesu in der Verehrung des heiligen Martin vereint erinnern daran: Es gibt andere Grundlagen der europäischen Einheit als Geld, Wirtschaft und einer selbstbezogenen Lebenspraxis und Politik, die dann zu Nationalismen und im Letzten zu Konflikten und Spaltung führen“, erläuterte der Mainzer Bischof. „Wenn wir heute nach Europas Identität fragen, geht es – Papst Franziskus zufolge – darum, daran zu arbeiten, ‚dass Europa seine gute Seele wiederentdeckt‘.“

„Für uns als Kirche sind die Menschenrechte nicht verhandelbar, im Besonderen nicht das Recht auf Leben, gerade auch im Hinblick auf die Ungeborenen“, betonte Kohlgraf, immer noch mit Blick auf die Lage in Europa. „Die Kirche kennt keine mehr oder weniger wertvollen Menschen. So sehr die Kirche von den säkularen Quellen gelernt hat, die Freiheitsrechte des Menschen zu achten, so sehr ist es heute ihre Aufgabe, aus Gründen der Menschlichkeit an mögliche Grenzen der Freiheit zu erinnern.“

In seiner Predigt verwies Kohlgraf auch auf die Bedeutung des Pilgerns an sich. Es sei „ein äußerst zeitgemäßer Ausdruck des Suchens und des Glaubens. Nicht umsonst spricht der Papst immer wieder von ‚Synodalität‘ – der Notwendigkeit, gemeinsam zu gehen, wenn man den Begriff übersetzt. In Deutschland gehen wir den ‚Synodalen Weg‘. Wir spüren und erleben, dass Wege mühsam sein können. Der Weg ist nicht das Ziel, aber auf dem Weg kommen wir nach und nach zu größerer Klarheit, indem wir Glauben, Leben, Zweifel, Fragen und Erkenntnisse teilen, aufeinander hören und uns nicht auseinanderbringen lassen.“

„Kirche muss pilgern, weitergehen, ohne die Ursprünge und das Ziel zu vergessen“, forderte Kohlgraf. „Nur durch das Besetzen von Räumen, die einmal entstanden sind, bleiben wir keine lebendige Kirche. Dann wird Glauben zum Museum. Dafür steht der heilige Martin nun wirklich nicht.“

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