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Heute vor 9 Jahren eroberte der Islamische Staat eine katholische Stadt im Irak

Zerstörte Hauptstraße in Karakosch.
Die Gedenkkarte mit David, dem Kind, das 2014 in Karakosch von ISIS getötet wurde. Seine Mutter Duha Abdullah legte Zeugnis ab im Rahmen des Besuchs von Papst Franziskus
Duha Sabah Abdullah, die Mutter von David Abdullah, trifft Papst Franziskus bei dessen Irak-Reise
Christen in Karakosch beten im Juni 2018 in ihrer ausgebrannten Kirche
Papst Franziskus spricht in der Kirche in Baghdida (Karakosch) am 7. März 2021.
Papst Franziskus bei der Ankunft in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Baghdida / Karakosch am 7. März 2021

Am heutigen Tag vor genau neun Jahren kam der islamische Terror: Am Mittwochmorgen des 6. August 2014, erwachte die kleine nordirakische Stadt Karakosch mit ihren 60.000 Einwohnern, von denen 99 Prozent Katholiken sind, zum Lärm der Einschläge zahlloser Mörsergranaten, die Häuser beschädigten und drei Menschen töteten: Die 32-jährige Inaam Ishua Boulis, den fünfjährigen David Adeeb Elias Shmeis und den neunjährigen Milad Mazen Elias Shmeis.

Mossul, das Zentrum des Gouvernements Ninive und die zweitgrößte Stadt des Irak, war rund zwei Monate zuvor, am 10. Juni 2014, vom Islamischen Staat (IS) eingenommen worden.

Bis zum 6. August erreichte die muslimische Armee die Stadt Karakosch, 20 Meilen südöstlich von Mosul. (Karakosch wird auch Baghdida genannt.)

Bis zum 19. Juli 2014 mussten sich die Christen entscheiden, ob sie zum Islam "konvertieren" oder der "Kopfsteuer" Dhimma unterwerfen: Eine Steuer, die Christen im Gegenzug für einen gewissen Schutz unter der Scharia zahlen mussten. Andernfalls mussten sie fliehen.

Daraufhin verließen fast alle Christen die Stadt und begannen, sich in der Ninive-Ebene in Sicherheit zu bringen, was in den Dörfern und Städten der Ebene eine Welle der Angst auslöste.

Karakosch unter Beschuss

Als der Beschuss begann, war der fünfjährige David Shmeis sofort tot. Laut seiner Mutter, Duha Sabah Abdullah, waren seine Körperteile so verstreut, dass nur Teile seines Kopfes und seiner Beine gefunden wurden.

"Mein Bruder kam mit einem Sack voller Fleisch, und ich fragte ihn erstaunt: 'Was ist das?' Und er antwortete: Das ist dein Sohn", erinnert sie sich. "Niemand kann sich diese herzzerreißende Situation vorstellen! Das Bild geht mir nicht mehr aus dem Kopf, ich habe das Gefühl, als würde es vor meinen Augen passieren, immer wieder".

Auch ihr 9-jähriger Cousin Milad gehörte zu den Opfern der Explosion.

Der Augenzeuge Nimrod Qasha berichtete, dass die Geräusche der Bombardierung an diesem Tag nicht aufhörten und dass nach dem Ende der Beerdigung und der Trauerfeier für die Toten die Vertreibung der Einwohner durch die muslimischen Terroristen begann, die ein "Kalifat" errichten wollten.

Qasha und viele andere glaubten, dass die Stadt evakuiert werden würde, ähnlich wie am 26. Juni, als die Einwohner flohen und einige Tage später zurückkehrten.

Abdullah bestätigte, dass der Beschuss während der Beerdigungszeremonien nicht aufhörte. Ein mitternächtlicher Alarmanruf eines Freundes ihres Mannes in Mossul warnte Abdullah, dass der IS kurz davor sei, Karakosch einzunehmen.

Abdullah und ihre Familie verließen die Stadt, nachdem der Freund aufgelegt hatte. Diejenigen, die aus Mosul geflohen waren, hatten bereits von den Gräueltaten berichtet, die der IS an den Jesiden begangen hatte, als er am 3. August in Sindschar und Umgebung einmarschierte. Die USA und andere haben das Vorgehen der Islamisten gegen die Jesiden bekanntlich offiziell als Völkermord eingestuft.

Der Fall von Karakosch

"Am Morgen des 7. August gab es keinen Zweifel mehr, dass Karakosch, Karamlis und Bartella in die Hände des IS gefallen waren", bestätigt Qasha und fügt hinzu, dass der Lärm des Beschusses, der den Vormarsch der Terroristen begleitete, ohrenbetäubend gewesen sei.

In den frühen Morgenstunden kam die Nachricht, dass die IS-Truppen in die Felder der Stadt eingedrungen seien und die Militäreinheiten, die sie schützen sollten, sich zurückgezogen hatten, so Qasha. Die Hauptstraße, die nach Erbil führt, war voller Flüchtlinge. Es gab keine Fahrzeuge, um die 60.000 Einwohner von Karakosch zu transportieren, und die Regimenter waren zu Fuß unterwegs, was zu Staus führte.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Nur wenige alte und gebrechliche Menschen, die nicht weg konnten, blieben in Karakosch.

Abdullah konnte nicht beschreiben, wie sie sich fühlte, als sie ihre Stadt verließ und ihren Sohn in der ersten Nacht allein in seinem Grab zurückließ: "Auf der Straße nach Erbil kamen mir die Tränen, ich hatte dunkle Gedanken und Angst, dass sie das Grab exhumieren oder entweihen würden."

Qasha berichtete, dass die Straßen nach Erbil und Dohuk, den größten Städten mit christlichen Hochburgen in der halbautonomen Region Kurdistan, mit Menschenmassen gefüllt waren. Zehntausende Christen, die aus christlichen Dörfern und Städten geflohen waren, warteten stundenlang, um die Kontrollpunkte in der Region Kurdistan zu passieren und sich in Erbil in Sicherheit zu bringen.

Abdullah berichtete von den harten Bedingungen während der Vertreibung. Während dieser Zeit lebten sie in einer Schule, die zu einem Vertriebenenlager in Erbil umfunktioniert wurde, das schließlich die Last der Vertriebenen aus der Ninive-Ebene aufnahm. Ihre Familie teilte sich ein Klassenzimmer mit sechs anderen Familien, und die beengten Verhältnisse verstärkten die psychischen Belastungen der Vertreibung.

Schließlich fand die Familie Zuflucht in Frankreich, entschied sich aber nach der Befreiung von Karakosch zur Rückkehr in ihre Heimat, damit Abdullah sicher sein konnte, dass das Grab ihres ermordeten Sohnes respektiert wurde.

Ein erlösender Moment für Karakosch

Am 7. März 2021 betete Papst Franziskus während seines Apostolischen Besuchs im Irak das Angelusgebet mit den Christen in der syrisch-katholischen Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Karakosch.

"Unsere heutige Begegnung zeigt, dass Terrorismus und Tod niemals das letzte Wort haben. Das letzte Wort gehört Gott und seinem Sohn, dem Sieger über Sünde und Tod", sagte Papst Franziskus.

"Selbst inmitten der Verwüstungen von Terrorismus und Krieg können wir mit den Augen des Glaubens den Triumph des Lebens über den Tod sehen".

Sieben Jahre nach dem Tod ihres Sohnes legte Abdullah ihr Zeugnis Papst Franziskus in der Kirche der Großen Unbefleckten Empfängnis in Karakosch während seines historischen Besuchs im Irak am 7. März 2021 vor.

Dort erzählte sie die Geschichte der Ermordung ihres Kindes, seines Cousins und ihrer jungen Nachbarin, die sich auf die Hochzeit vorbereitete, im Licht des Glaubens und der Hoffnung, die ihr Verständnis der Todesfälle in den Jahren nach dem Angriff und dem Fall der Stadt prägten.

"Als Christen glauben wir fest daran, dass wir immer Projekte des Martyriums sind", sagte Abdullah dem Papst und betonte: "Das Martyrium dieser drei Engel war ein klares Zeichen für uns, und ohne sie wären die Menschen in Karakosch in den Händen der Dschihadisten vom IS geblieben.

"Ihr Leben hat die ganze Stadt gerettet", betonte sie und schloss mit einem Hinweis auf die Hoffnung: "Unsere Kraft kommt unweigerlich aus unserem Glauben an die Auferstehung, aus unserem Festhalten an der Hoffnung und aus unserem Glauben, dass unsere Kinder im Himmel im Schoß des Herrn Jesus sind".

Papst Franziskus sagte, die Worte von Doha Sabah Abdallah über Vergebung hätten ihn tief berührt.

"Der Weg zur vollständigen Genesung mag noch lang sein, aber ich bitte euch, nicht zu verzagen. Was wir brauchen, ist die Fähigkeit zu vergeben, aber auch den Mut, nicht aufzugeben", sagte Papst Franziskus.

"Ihr seid nicht allein! Die ganze Kirche ist an Eurer Seite, im Gebet und in der konkreten Nächstenliebe.

Der Autor ist irakischer Journalist und Autor bei ACI MENA, der CNA Deutsch-Partneragentur mit Sitz im Irak. Georgena Hababba ist zudem Arabischlehrer am Sankt-Peter-Seminar des chaldäischen Patriarchats in Erbil (Irak). 

 

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