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Erzbischof Koch vor Marsch für das Leben: „Menschliches Leben ist immer unantastbar!“

Erzbischof Heiner Koch

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat wenige Tage vor dem Marsch für das Leben, der am Samstag erstmals gleichzeitig in Berlin und Köln stattfindet, bekräftigt: „Menschliches Leben ist immer unantastbar!“ Kritik übte Koch am Namen, denn „das Wort ‚Marsch‘ gefällt mir, ehrlich gesagt, nicht besonders“.

Der Interviewpartner von Koch stellte für das Gespräch mit katholisch.de in den Raum: „Das Leben von Menschen auf der Flucht oder von queeren Menschen scheint, so der Vorwurf, für manche Teilnehmer jedenfalls nicht sonderlich schützenswert zu sein.“

Der Erzbischof entgegnete, dies sei „vor allem in den frühen Jahren dieser Veranstaltung ein Problem“ gewesen. „Für mich und unsere Kirche aber ist klar: Wir müssen uns gegen alle Gefährdungen des menschlichen Lebens einsetzen. Ob am Lebensanfang, am Lebensende, auf der Flucht oder mit Blick auf die Vielfalt sexueller Orientierungen und der entsprechenden Lebensentwürfe: Menschliches Leben ist immer unantastbar!“

Diese Haltung sei „auch ein zentraler Gradmesser für die Glaubwürdigkeit des ‚Marsches für das Leben‘. Es muss eindeutig klar sein, dass das Leben immer und unter allen Umständen schützenswert ist. Ich nehme aber durchaus wahr, dass diese Grundüberzeugung dort immer stärker zum Ausdruck kommt.“

In Deutschland werden jährlich laut offizieller Statistik rund 100.000 ungeborene Kinder im Mutterleib getötet – eine Zahl, die zuletzt angestiegen ist.

Angesprochen auf die spärliche Teilnahme deutscher Bischöfe am Marsch für das Leben sagte Koch, der Lebensschutz sei „für die gesamte Bischofskonferenz ein zentrales Thema, gerade auch angesichts der aktuellen politischen Situation“.

„Mit Blick auf den Marsch denke ich aber, dass es für viele Mitbrüder vor allem eine zeitliche und logistische Frage ist, ob sie sich auf den oftmals weiten Weg nach Berlin machen oder nicht“, so Koch. „Ein Desinteresse an der Demonstration oder gar eine grundsätzliche Ablehnung kann ich in der Konferenz jedenfalls nicht erkennen.“

Der Termin für den Marsch für das Leben wird stets rund ein Jahr im Voraus öffentlich bekannt gemacht. Im Laufe eines Jahres bereisen deutsche Bischöfe nicht nur ihre eigene Diözese, sondern auch andere Orte in Deutschland sowie im europäischen und nichteuropäischen Ausland. So reisten dienstlich erst kürzlich der Hamburger Erzbischof Stefan Heße in die Türkei und nach Griechenland sowie Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart nach Indien.

In jedem Fall halte der Marsch für das Leben „das Thema im Gespräch – und das finde ich wichtig“, sagte Koch. Gleichzeitig gelte es, „schwangere Frauen, die sich in seelischer Not befinden, oder Frauen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – für eine Abtreibung entschieden haben, in unseren Pfarrgemeinden Heimat und Unterstützung“ zu bieten.

Sein Gefühl sage ihm, „dass wir noch sehr viel offener werden müssen. Das gilt übrigens auch für die Unterstützung von Alleinerziehenden und im Umgang mit Menschen, die in ihren Lebensumständen und ihrer Lebensweise nicht vollständig mit einem ‚katholischen Ideal‘ übereinstimmen.“

Mit Blick auf die politische Lage, insbesondere mindestens von Teilen der Bundesregierung angestrebte Abschaffung des strafrechtlichen Verbots von Abtreibungen, von dem es bereits zahlreiche Ausnahmen gibt, sagte Koch: „Die Streichung von Paragraf 218 wäre ein dramatischer Angriff auf den Schutz ungeborener Kinder. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass der in den 1990er Jahren mühsam erreichte Kompromiss beim Abtreibungsstrafrecht immer weiter ausgehöhlt wird.“

Es sei „für jeden Christen schmerzhaft, wenn der Lebensschutz durch Entscheidungen der Politik in Frage gestellt oder sogar ausgehöhlt wird. In einer Demokratie wird man die eigenen Überzeugungen aber nie zu einhundert Prozent verwirklicht sehen. Deshalb sollte man auch als Christ strategisch denken und sich bei Gesetzesvorlagen zum Lebensschutz immer fragen, mit welcher Vorlage am meisten für den Lebensschutz erreicht werden kann – auch wenn das mitunter zur Folge hat, dass man schmerzhafte Kompromisse eingehen muss.“

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