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Kirchenhistoriker Wolf: Papst Franziskus nimmt Synodalität „faktisch“ nicht ernst

Hubert Wolf

Der in Münster lehrende Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat im Vorfeld der Weltsynode zur Synodalität im Oktober festgestellt: „Zwar spricht Franziskus den ganzen Tag über Synodalität und Subsidiarität – aber faktisch nimmt er beides nicht ernst.“

Die Amazonassynode von 2019 habe gezeigt, dass der Pontifex trotz einer deutlichen Mehrheit „für die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt“ dies in seinem Abschlussdokument übergehe. „Ich frage mich: Was hat das mit Synodalität zu tun?“

Papst Franziskus verstehe unter Synodalität „weder Demokratie noch Gewaltenteilung“, sagte Wolf im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Behauptet wird jetzt, dass Laien und sogar Frauen bei der Weltbischofssynode etwas entscheiden können. Das ist vollkommen falsch. Tatsächlich können sie den absolutistischen Herrscher nur demütig bitten, irgendetwas zu ändern. Es gibt noch nicht mal eine Tagesordnung.“

„Typisch jesuitisch ist, dass es ein Arbeitspapier gibt und zu dem soll ein Brainstorming stattfinden“, so der Kirchenhistoriker und Priester. „Franziskus uminterpretiert Synodalität im Sinne einer jesuitischen Aktivierung. Wir müssen akzeptieren: Franziskus kommt nicht aus einer europäischen, synodalen Tradition.“

Der „Regierungsstil“ des aus Argentinien stammenden Kirchenoberhaupts mache deutlich: „Er hält sich nicht an Regeln. Das zeigt etwa der Fall Woelki, wo der Papst laut Kirchenrecht innerhalb von drei Monaten über das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals hätte entscheiden müssen. Aber ein Papst darf nicht nur Wohlfühlinterviews geben, in denen er betont, dass jeder zur katholischen Kirche gehört, er muss auch entscheiden.“

Die Weltsynode zur Synodalität ist ein mehrjähriger Prozess, wobei alle Katholiken (und Andersgläubige) aufgefordert waren, sich daran zu beteiligen. Auf diözesaner, nationaler und kontinentaler Ebene wurden jeweils neue zusammenfassende Dokumente verfasst.

Im Oktober 2023 steht die erste Sitzung der Weltsynode in Rom an. Erstmals sind bei der von Papst Paul VI. als Bischofssynode konzipierten Veranstaltung auch Nicht-Bischöfe, darunter zahlreiche Laien, stimmberechtigt. Im Herbst 2024 soll eine zweite Sitzung der Weltsynode den Prozess abschließen. Es ist üblich, dass der Papst ein Abschlussdokument verfasst.

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