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Was der nächste Papst anpacken muss: Anonymer Kardinal schreibt über Zukunft der Kirche

Quo vadis, ecclesia? Eine Statue des heiligen Petrus blickt über den nach ihm benannten Platz im Vatikan

Im März 2022 veröffentlichte der verstorbene Kardinal George Pell eine – damals noch anonyme – Analyse des Pontifikats von Papst Franziskus.

Sein Text über den „Vatikan von heute“ erregte weltweites Aufsehen, doch der australische Prälat wählte – wohl um sich vor Repressalien zu schützen – das Pseudonym „Demos“. 

Jetzt hat ein anderer Autor, der sich „Demos II.“ nennt, über den „Vatikan von Morgen“ geschrieben. Das Dokument schlägt sieben Aufgaben für den nächsten Pontifex Maximus vor.

Warum bleibt der Autor anonym? 

„Die Antwort sollte aus dem derzeitigen Tenor des römischen Umfeldes ersichtlich sein“, schreibt Demos II., der offenbar – wie der verstorbene Pell – ein Kardinal der Kirche ist. Er stellt fest: „Offenheit ist nicht erwünscht, und ihre Folgen können unerfreulich sein.“

Der Autor betont, es gebe zudem weitere akute Probleme – trotz des „Anspruchs einer dezentralisierten Synodalität“: Dazu gehöre „insbesondere die starke Abhängigkeit des gegenwärtigen Pontifikats von der Ordensgemeinschaft der Jesuiten, die jüngste problematische Veröffentlichung des Leiters der Glaubenskongregation, Kardinal Victor Manuel Fernández, und das Entstehen einer kleinen Oligarchie von Vertrauten mit übermäßigem Einfluss”.

Eine „stärker gespaltene Kirche“

Demos II. schreibt, dass die abschließenden Jahre eines jeden Pontifikats immer ein Anlass sind, den Zustand der Kirche in der Gegenwart und die Bedürfnisse der Kirche und ihrer Gläubigen in der Zukunft zu bewerten.

„Es ist offensichtlich, dass die Stärke des Pontifikats von Papst Franziskus in seiner verstärkten Betonung des Mitgefühls gegenüber den Schwächsten in der Gesellschaft liegt, in dem Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten, in der Sorge um die Bewahrung der Schöpfung und den daraus resultierenden Umweltfragen, aber auch in den Bemühungen, die Leidenden und Ausgegrenzten in ihrer Not zu begleiten.“

Doch sind die Schwächen dieses Pontifikates ebenso offensichtlich, schreibt er.

„Ein autokratischer, zuweilen scheinbar nachtragend wirkender Regierungsstil; eine Nachlässigkeit in Fragen des Rechtes; eine Intoleranz selbst gegenüber respektvoll geäußerten Differenzen, und – was am schwersten wiegt – ein Muster der Mehrdeutigkeit in Fragen des Glaubens und der Moral, was zu Verwirrung unter den Gläubigen führt.“

Verwirrung wiederum befördere Spaltung und Konflikte: „Sie untergräbt das Vertrauen in das Wort Gottes. Sie schwächt das Zeugnis des Evangeliums. Das Ergebnis ist eine Kirche, die heute stärker gespalten ist, als sie es in ihrer jüngsten Geschichte jemals war.“

Sieben Wahrheiten neu entdecken

Es gehe nun darum, die Wahrheiten zurückzugewinnen, die bei vielen Christen verdunkelt und verloren gegangen sind, schreibt Demos II. Dazu gehören sieben wesentliche, so der Autor wörtlich.

  1. Niemand wird gerettet außer durch Jesus Christus selbst und allein durch ihn;
  2. Gott ist barmherzig, aber auch gerecht. Er vergibt, aber er zieht uns auch zur Rechenschaft. Er ist Erlöser und Richter zugleich;
  3. Der Mensch ist Gottes Geschöpf und keine Selbsterfindung des Menschen. Er ist nicht nur ein Geschöpf der Gefühle und Begierden, sondern auch des Verstandes, des freien Willens und mit einer Bestimmung zur Ewigkeit versehen;
  4. Es existieren unveränderliche objektive Wahrheiten über die Welt und die menschliche Natur und diese können durch göttliche Offenbarung und die Anwendung der Vernunft erkannt werden;
  5. Gottes Wort, niedergelegt in der Heiligen Schrift, ist zuverlässig und hat dauerhafte Gültigkeit;
  6. Die Sünde ist real und ihre Konsequenzen sind tödlich; und
  7. Seine Kirche hat sowohl die Autorität als auch die Pflicht, „alle Völker zu Jüngern zu machen“. Das Versäumnis, diesen Auftrag der missionarischen, erlösenden Liebe freudig anzunehmen, hat Konsequenzen. Wie Paulus im 1. Korintherbrief (9,16) schrieb: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.“

Aus diesen Betrachtungen ergeben sich für Demos II. einige praktische Schlussfolgerungen, schreibt er weiter.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Mutter und Lehrmeisterin: Die Kirche und echte Autorität, Treue, und Einheit

  • Erstens: Echte Autorität wird durch eine autoritäre Ausübung von Autorität beschädigt. „Der Papst ist kein Alleinherrscher“, stellt Demos II. fest. „Er kann die Lehre der Kirche nicht verändern, und er darf die Ordnung der Kirche nicht beliebig neu erfinden oder verändern.“ Ein neuer Papst muss, fordert der anonyme Kardinal, „die Hermeneutik der Kontinuität des katholischen Lebens wiederherstellen“.
  • Zweitens: Kirche ist weder eine Autokratie noch Demokratie. „Die Kirche gehört Jesus Christus. Es ist Seine Kirche. Sie ist der mystische Leib Christi bestehend aus zahlreichen Gliedern. Wir haben nicht die Autorität, ihre Lehren so umzugestalten, dass sie angenehmer in diese Welt passen. Darüber hinaus ist der katholische Sensus Fidelium keine Sache von Meinungsumfragen und auch nicht die Ansicht einer getauften Mehrheit. Er kommt nur von jenen, die wirklich glauben und aktiv den Glauben und die Lehren der Kirche praktizieren oder zumindest aufrichtig danach streben.
  • Drittens: Mehrdeutigkeit verwirrt. Sie entspricht weder dem Evangelium noch ist sie einladend. Sie nährt vielmehr Zweifel und schismatische Impulse. Die Kirche ist nicht nur eine Gemeinschaft des Wortes und der Sakramente, sondern auch des klaren Bekenntnisses. Niemand kann „Barmherzigkeit“ und Gefühle auf Kosten von Vernunft, Gerechtigkeit und Wahrheit in den Vordergrund rücken, warnt Demos II. „Für eine Glaubensgemeinschaft ist dies sowohl ungesund als auch zutiefst gefährlich.“
  • Viertens: Die katholische Kirche ist nicht nur eine Gemeinschaft des Wortes, der Sakramente und des Glaubens, sondern auch des Gesetzes. Das Kirchenrecht ordnet das Leben der Kirche, bringt ihre Institutionen und Abläufe in Einklang und garantiert die Rechte der Gläubigen. Dieses kann weder missachtet noch untergraben werden durch Mehrdeutigkeiten, mahnt der Kardinal. 
  • Fünftens: Die Kirche ist, wie Johannes XXIII. sie so schön beschrieben hat, mater et magistra, „Mutter und Lehrmeisterin“ der Menschheit, nicht ihre gehorsame Anhängerin, mahnt der Autor. Die Kirche „ist Beschützer des Menschen als Subjekt der Geschichte, nicht dessen Objekt. Sie ist die Braut Christi; ihre Natur ist personal, übernatürlich und vertraut, nicht rein institutionell. Sie lässt sich niemals auf ein System der flexiblen Ethik oder der soziologischen Analyse reduzieren und so umgestalten, dass sie den Instinkten und Begierden (und sexuellen Verwirrungen) eines bestimmten Zeitalters entspricht.“ Einer der wesentlichen Mängel des gegenwärtigen Pontifikats sei die Abkehr von einer überzeugenden „Theologie des Leibes“ und das Fehlen einer überzeugenden christlichen Anthropologie – ausgerechnet in einer Zeit, „in der die Angriffe auf die menschliche Natur und Identität, angefangen vom Transgenderismus bis hin zum Transhumanismus, zunehmen.“
  • Sechstens: Die Pflichten eines Papstes. „Weltumspannende Reisen entsprach einem Hirten wie Papst Johannes Paul II. deshalb so gut, weil er über einzigartige persönliche Gaben verfügte und es der damaligen Zeit entsprach. Zeiten und Umstände haben sich jedoch geändert. Die Kirche befindet sich in Italien und ganz Europa – der historischen Heimstätte des Glaubens – in einer Krise. Der Vatikan selbst benötigt dringend eine Erneuerung seiner Moral, eine Reinigung seiner Institutionen, Verfahrensweisen und seines Personals sowie eine gründliche Reform seiner Finanzen, um sich auf eine herausfordernde Zukunft vorzubereiten. All das sind keine Kleinigkeiten. Sie erfordern die Anwesenheit, die unmittelbare Aufmerksamkeit und den persönlichen Einsatz eines jeden neuen Papstes”.
  • Siebtens und letztens: Das Kardinalskollegium muss den Papst beraten. „Dieser Dienst erfordert Männer mit reinem Charakter, einer fundierten theologischen Ausbildung, ausgereifter Führungserfahrung und persönlicher Heiligkeit. Er erfordert auch einen Papst, der bereit ist, Rat einzuholen und dann auch zuzuhören. Es ist unklar, inwieweit dies auf das Pontifikat von Papst Franziskus zutrifft.“ 

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur ACI Prensa. 

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