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Kardinal Woelki bei „Kompassionsfest“: Maria hilft, sich dem Schmerz zu stellen

Kompassionsfest mit Kardinal Rainer Maria Woelki am 26. April 2024 in Hennef-Bödingen
Kompassionsfest mit Kardinal Rainer Maria Woelki am 26. April 2024 in Hennef-Bödingen
Kompassionsfest mit Kardinal Rainer Maria Woelki am 26. April 2024 in Hennef-Bödingen
Kompassionsfest mit Kardinal Rainer Maria Woelki am 26. April 2024 in Hennef-Bödingen

Seit 600 Jahren wird in Hennef-Bödingen am südlichen Rand der Kölner Bucht Maria als „Schmerzhafte Mutter“ verehrt und um Trost und Hilfe gebeten. Wie schon im Jahr 1424 Erzbischof Dietrich von Köln, so nahm auch diesmal der Kölner Erzbischof teil. Kardinal Rainer Maria Woelki zelebrierte an diesem Freitag bereits zum vierten Mal den Festgottesdienst.

Offenbar schätzt der Kölner Oberhirte diesen Gnadenort, an dem sich äußerlich wenig Spektakuläres ereignet, der aber weiterhin die Menschen anzieht.

Vermutlich im Jahr 1350 hatte der Eremit Christian von Lauthausen eine Marienerscheinung. Dadurch inspiriert, ließ er in einer Kölner Werkstatt eine Pietà schnitzen: Maria mit dem kindhaft kleinen Korpus des vom Kreuz abgenommenen Christus auf dem Arm. Die 62 Zentimeter hohe Holzarbeit mit dem Gnadenbild der schmerzhaften Mutter wird heute in der Wallfahrtskirche Bödingen vorne rechts im Übergang zum Seitenschiff ausgestellt und trägt die Inschrift „1350“.

Eigens für dieses Gnadenbild ist an einsamer Stelle in der Zeit von 1397 bis 1408 die bis heute erhaltene hochgotische Kirche entstanden. An diesem ersten Ort zur Verehrung der „Schmerzhaften Mutter“ nördlich der Alpen fanden bereits zu dieser Zeit Wallfahrten statt. Im Jahr 1424 wurde dort ein Kloster gegründet, um den Pilgeransturm seelsorglich zu betreuen. Die bisher vier dort tätigen Vikare waren dem Ansturm nicht mehr gewachsen.

Der Ordenspriester Johannes Busch gehörte zu den Seelsorgern der ersten Stunde und beschrieb als Augenzeuge später in einem Buch: „Dieses Bild verursachte daselbst einen großen Andrang von Menschen. […] Die Leute beiderlei Geschlechts strömten herbei und sagten, sie und die ihrigen seien durch die Anrufung dieses Muttergottesbildes von vielen Leiden und Schwachheiten befreit worden, ja, es seien auf Anrufung desselben mehrere Todte zum Leben erweckt worden.“

In Bödingen, das heute zur Stadt Hennef (Sieg) gehört, wird das „Kompassionsfest“ gefeiert als „Fest der Verehrung der Betrübnis und Schmerzen Mariens unter dem Kreuz“. Das Wort „Kompassion“ drückt das „Mit-Leiden“ aus. Nur zum jährlichen Fest verlässt das Gnadenbild die Kirche und wird in einer Prozession durch den Stadtteil geführt.

1423, also ein Jahr vor der Klostergründung in Bödingen, beschloss das Kölner Provinzialkonzil, ein besonderes Fest der Betrübnis und Schmerzen Mariens in der gesamten Kölner Kirchenprovinz einzuführen.

Entweder ordnete bereits Papst Martin V. im Jahr 1424 oder erst Papst Benedikt XIII. im Jahr 1717 für die gesamte katholische Kirche dieses Fest am 4. Freitag nach Ostern an – an dem Tag, an dem bis heute dieses Fest in Bödingen gefeiert wird. Soweit feststellbar, ist es der einzige Ort nördlich der Alpen, der dieses Kompassionsfest weiterhin begeht.

Das Fest beginnt mit einer Prozession durch den Stadtteil. Nicht nur die Statue der schmerzhaften Mutter wird mitgeführt, sondern auch in einer Monstranz das Sakrament der Eucharistie. Unterwegs unterbricht der Pilgerzug seinen Gang, um zu einer eucharistischen Anbetung mit Segen zu verweilen. Jesus Christus im Sakrament des gewandelten Brotes steht ganz im Mittelpunkt; die Statue seiner Mutter ist eine Weile nicht zu sehen.

Dann setzt sich die Pilgerschar wieder in Bewegung, um in die historische Wallfahrtskirche einzuziehen. Bevor die Heilige Messe beginnt, steht erneut die Anbetung des eucharistischen Herrn im Mittelpunkt.

In seiner Predigt am Freitag ging Kardinal Woelki auf die Bewältigung des Leides sowie auf Trost und Beistand durch die Mutter Jesu ein. Das Gnadenbild in Bödingen habe in seiner Entstehungszeit überregionale Ausstrahlung gehabt. Die damalige Epoche sei von besonderer Frömmigkeit geprägt gewesen, was dem Typ der Pietà oder des Vesperbildes entspreche: „Die Gottesmutter hält ihren toten Sohn auf dem Schoß und beweint ihn.“

Dieses Motiv sei den Menschen von heute weit näher als das Bild der Himmelskönigin, sagte der Kölner Erzbischof. „Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der nicht irgendein Leid oder eine Not zu tragen hat“, so der Kardinal. „Deshalb suchen die Menschen seit 600 Jahren an diesem Ort Trost.“

Der leidende Mensch spüre Gott so wenig, er scheine weit entfernt. Diese Situation bringe den Menschen in Not und Anfechtung. Vor dem Gnadenbild finde der Mensch Antwort: „Maria leidet mit ihrem Sohn und verlässt ihn auch in der tiefsten Stunde der Erniedrigung nicht.“ Bei Maria würden sich viele Menschen in ihrem Schmerz verstanden fühlen: „Die Liebe lässt sich nicht irre machen!“

Das Kreuz sei aber nicht das Ende. „Deshalb trägt Maria eine Krone und ein Gewand aus Goldbrokat. In Maria zeigt uns Gott, wie groß er von uns in Wahrheit denkt“, betont der Kardinal. „Er vernichtet uns nicht im Tod, sondern vollendet uns!“

Zuvor hatte Wallfahrtsleiter und Pfarrvikar Reinhard Friedrichs seine Überzeugung ausgesprochen: „Wallfahrtsorte sind Oasen des Glaubens und des Gebetes, und sie werden überdauern. Hier geschieht so manches Wunder, auch wenn wir es äußerlich nicht so wahrnehmen können.“

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