Redaktion, 12 Mai, 2025 / 2:15 PM
Dem ehemaligen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller zufolge steht Papst Leo XIV. „tausend Kilometer über der Propaganda-Dialektik von Trump und Anti-Trump“. Via X – vormals Twitter – hatte der damalige Kardinal Robert Francis Prevost OSA vor seiner Wahl zum Papst mit manchen Beiträgen eine gewisse Kritik am Kurs der Trump-Regierung erkennen lassen.
Im Interview mit der Mediengruppe Bayern sprach Müller am Montag auch über das Verhältnis, dass Leo zur Kirche in Deutschland haben könnte. Dem einstigen Präfekten der Glaubenskongregation zufolge könne sie „keine Sonderrolle beanspruchen – dazu ist sie religiös zu ausgelaugt und theologisch viel zu schwach und im Gegensatz zu ihren aufgeblasenen Funktionären im Weltmaßstab fast bedeutungslos“.
„Wann hört endlich einmal in Politik und Kirche die aberwitzige deutsche Arroganz auf, alle Welt belehren und bekehren zu wollen?“, fragte der Kardinal, um dann hinzuzufügen: „In Deutschland haben wir mehr zu lernen von anderen, als dass wir in allen anderen Erdteilen als deren selbstgefällige Lehrmeister auftreten.“
Vor seiner Wahl zum Papst gehörte Prevost zu den Kardinälen, die auf römischer Seite mit den deutschen Bischöfen in Gesprächen waren, was die Reformbestrebungen des deutschen Synodalen Wegs angeht.
Im Februar 2024 hatten Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Kardinäle Víctor Manuel Fernández (Glaubens-Dikasterium) und Prevost (Bischofs-Dikasterium) noch ganz grundsätzlich betont, ein Synodaler Ausschuss sei nicht rechtmäßig. Die Kardinäle warnten die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz vor dem Beschluss, dieses Gremium einzurichten: „Ein solches Organ ist vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen.“
Bei einem Treffen deutscher Bischöfe mit Vertretern der vatikanischen Kurie im März kam es zu einer Aussprache. Im Anschluss hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung: „Es wurde ein regelmäßiger Austausch zwischen den Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und dem Heiligen Stuhl über die weitere Arbeit des Synodalen Weges und des Synodalen Ausschusses vereinbart. Die deutschen Bischöfe haben zugesagt, dass diese Arbeit dazu dient, konkrete Formen der Synodalität in der Kirche in Deutschland zu entwickeln, die in Übereinstimmung mit der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, den Vorgaben des Kirchenrechts und den Ergebnissen der Weltsynode stehen und anschließend dem Heiligen Stuhl zur Approbation vorgelegt werden.“
Vor diesem Hintergrund wurde die Satzung des Synodalen Ausschusses im April 2024 bei einer Sitzung des Ständigen Rats der DBK angenommen. Diesem Gremium gehören alle 27 Diözesanbischöfe an.
Kardinal Müller unterstrich, die Kirche in Deutschland könne sich „orientieren an unseren großen Heiligen und Lehrern wie Bonifatius, Hildegard von Bingen, Albert der Große, aber auch in jüngerer Zeit Alfred Delp SJ und der evangelische Pastor Dietrich Bonhoeffer im Kampf gegen den atheistisch-menschenfeindlichen Nationalsozialismus.“
„Zu nennen sind hier auch Adolph Kolping und der Bischof von Mainz, Emmanuel von Ketteler, mit ihren Beiträgen zur katholischen Soziallehre, die Papst Leo XIV. an seinem Vorgänger Leo XIII. mit seiner epochalen Enzyklika Rerum novarum von 1891 so sehr schätzt“, fuhr Müller fort. „Darin könnte die katholische Kirche in Deutschland ein Vorbild sein für die weltweite Kirche und auch die Gesellschaftsentwicklung positiv beeinflussen.“
Papst Leo selbst hatte zu seiner Namenswahl am Samstag erklärt, es gebe „verschiedene Gründe“ dafür. Er habe sich „vor allem aber deshalb“ so entschieden, „weil Papst Leo XIII. in seiner historischen Enzyklika Rerum novarum die soziale Frage im Zusammenhang mit der ersten großen industriellen Revolution behandelt hat“.
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