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Papst Franziskus bei den Jesuiten in Mosambik: "Ich bin nicht weniger Sünder als vorher"

Papst Franziskus mit den Jesuiten in Mosambik, 5. September 2019

"Nur weil ich jetzt ganz weiß angezogen bin, bin ich nicht weniger Sünder als vorher": Bei dem Gespräch mit den Jesuiten in Mosambik am vergangenen 5. September, das im Rahmen der letzten apostolischen Reise von Papst Franziskus stattgefunden hatte, war auch Raum gewesen für eine geistliche Betrachtung über seine Erfahrung mit Gott seit er Papst geworden ist.

Die Provinz der Jesuiten war 2014 gegründet worden und zählt 163 Mitglieder, davon 90 junge Männer in Ausbildung. Die Ordensmänner arbeiten in sechs Pfarreien.

Die Jesuiten in Mosambik wirken in einem Umfeld, das durch einen Bürgerkrieg geprägt ist, der trotz des jüngsten Friedensabkommens tiefe Wunden hinterlässt. Sie sind auch berufen, den Dialog mit den anderen christlichen Konfessionen fortzuführen.

Papst Franziskus griff diese Themen in einem umfassenden Gespräch auf, so wie er es gerne macht.

Vom Thema "Evangelisierung, die befreit, während der Proselytismus dies nicht tut" bis hin zur Schwierigkeit, "eine gespaltene Gesellschaft wieder aufzubauen"; von den ignatianischen Unterscheidungen bis hin zum Konklave, das "nicht mit Magie funktioniert."

Aber wie hat sich das geistliche Leben von Papst Franziskus verändert, seit er Pontifex wurde? Der Papst denkt darüber nach und betont dann, er sei der Meinung, seine "Gotteserfahrung habe sich nicht geändert", obwohl er jetzt "ein größeres Verantwortungsbewusstsein" empfinde und sein Fürbittgebet "viel umfassenden geworden sei als vorher."

Papst Franziskus betont, dass der Herr ihm weiterhin jene Gnade gibt, die er ihm auch zuvor gegeben hat - dass er "die gleichen Sünden begeht wie vorher".

"Nur weil ich jetzt ganz weiß angezogen bin, bin ich nicht weniger Sünder oder heiliger als vorher" so Papst Franziskus.

Er werde durch die Tatsache getröstet, dass Petrus immer unsicher bleibt, bis hin zum letzten Mal, als er in den Evangelien auftaucht; er geht von der Freiheit in die Sklaverei der Angst über. Es ist der "scheinheilige Petrus, ein Mann des Kompromisses." Das "tröste" Papst Franziskus und helfe ihm zu verstehen, dass "es keine Magie gibt, wenn man zum Papst gewählt wird. Das Konklave funktioniert nicht mir Magie."

Papst Franziskus spricht mit den Jesuiten auch das Thema des pastoralen Einsatzes in der Gesellschaft Mosambiks an und betont, dass "es nicht einfach sei, eine gespaltene Gesellschaft wieder aufzubauen" und dafür eine "entsprechende Begleitung nötig sei", vor allem wenn die Gesellschaft und Nation Einheit und Versöhnung brauchen." Dabei solle man bedenken, dass "das Beste oft der Feind des Guten ist und man in einem Moment der Versöhnung viele Kröten schlucken muss."

Zusätzlich zu den Exerzitien hilft es auch - so Papst Franziskus - "die Soziallehre der Kirche" zu verbreiten.

Man solle sich auch daran erinnern, dass ein Jesuit auf keinen Fall spalten dürfe: "Wir sind Menschen des Ganzen, nicht eines Teils."

Papst Franziskus spricht auch über den Dialog mit den Protestanten und unterscheidet dabei zwischen den sogenannten "Sekten des Wohlstands", die "ein Evangelium predigen, das die Armut nicht kennt" und "dem Predigen eines Lutheraners oder eines anderen seriösen Christen".

Papst Franziskus betont seine Aufforderung, keinen Proselytismus zu betreiben. Denn "die Evangelisierung befreit" während der "Proselytismus dazü führt, die Freiheit zu verlieren", da er nicht fähig ist, einen "religiösen Weg in Freiheit zu schaffen" und nicht zwischen forum internum und forum externum (Gewissen und äußerer Handlungsbereich) unterscheidet, während die Evangelisierung nie das Gewissen verletzt. Sie verkündet, sät und hilft, zu wachsen.

Papst Franziskus fordert am Ende auf, "den Unterschied zwischen Porselytismus und Evangelisierung zu studieren und zu vertiefen" ausgehend vom Apostolischen Schreiben Evangelii Nuntiandi des heiligen Papstes Paul VI., in dem man liest, dass "Evangelisieren die tiefste Identität der Kirche" ist.

Leider gebe es nicht nur in den Sekten, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche, fundamentalistische Gruppen. Diese betonen den Porselytismus mehr als die Evangelisierung.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Papst Franziskus fügt hinzu: "Der Proselytismus führt dich in eine sklavische Abhängigkeit, in eine Gewissensabhängigkeit und in eine soziale Abhängigkeit. Die Abhängigkeit des Evangelisierten ist eine ´väterliche´; es ist die Erinnerung an die Gnade, die Gott dir geschenkt hat. Der Porselyt hingegen ist nicht abhängig wie ein Sohn, sondern wie ein Sklave, der am Ende nicht weiß, was er tun soll, wenn es ihm nicht gesagt wird."

Papst Franziskus spricht auch über Klerikalismus und definiert ihn eine "echte Perversion der Kirche." Er stellt ihn in Kontrast zum Hirten, der "die Fähigkeit besitzt, der Herde voranzugehen, um ihr den Weg zu weisen. Und auch inmitten der Herde zu gehen, um zu sehen, was dort geschieht. Und hinter der Herde, um zu sehen, dass niemand zurückgelassen wird. Der Klerikalismus hingegen verurteilt, trennt, geißelt und verachtet das Volk Gottes."

Das Volk Gottes drückt sich für Papst Franziskus in der Volksfrömmigkeit aus, die in Lateinamerika "sehr reich ist" und die Souveränität des heiligen Gottesvolkes ohne Klerikalismus ausdrückt, auch wenn es da Dinge gibt, die korrigiert werden müssen."

Papst Franziskus unterstreicht, dass "der Klerikalismus Herrschaftsgehabe ist." Er bedeute, das Amt "nicht als Dienst zu verstehen, sondern als ´Beförderung´ zum Altar. Das ist Frucht einer klerikalen Mentalität, die als direkte Folge die Rigidität hat."

Papst Franziskus ist der Ansicht, dass hinter "allem rigiden Klerikalismus schwerwiegende Probleme stehen." Der Heilige Vater verweilt besonders bei einer "ausschließlichen moralischen Fixierung auf das sechste Gebot." "Man konzentriert sich auf den Sex und gibt der sozialen Ungerechtigkeit, der Verleumdung, dem schlechten Gerede, den Lügen kein Gewicht. Die Kirche braucht eine tiefe Bekehrung in diesem Punkt."

Der Papst betont, dass die "großen Hirten den Leuten viel Freiheit lassen."

Man fragt Papst Franziskus auch zum weltweiten Gebetsnetzwerk und er hebt hervor, dass "man die Menschen das Fürbittgebet lehren soll" und dass "er selbst stets die Notwendigkeit spüre, das Almosen des Gebetes zu erbitten. Das Gebet des Volkes stützt."

Am Schluß befragt man Papst Franziskus zu Fremdenfeindlichkeit. Er definiert sie "als Teil einer populistischen Mentalität, die den Völkern keine keine Souveränität lässt", sondern vielmehr "die Einheit eines Volkes zerstört, auch die des Volkes Gottes."

Papst Franziskus erläutert: "Heute besteht für uns die Versuchung einer Form der sterilisierten Soziologie. Es scheint, als würde man ein Land wie einen Operationssaal betrachten, in dem alles steril ist: meine Rasse, meine Familie, meine Kultur ... so als hätte man Angst davor, sie schmutzig zu machen, sie zu beflecken, sie zu infizieren. Man will diesen so wichtigen Prozess blockieren, der den Völkern Leben schenkt – die Vermischung.

Der Papst erklärt, "das Vermischen lässt dich stattdessen wachsen, gibt dir neues Leben. Sie entwickelt Kreuzungen, Mutationen und verleiht Originalität." Er nimmt dabei Bezug auf Lateinamerika, wo "alles da ist: der Spanier und der Inder, der Missionar und der Eroberer, das spanische Geschlecht und die Mestizen."

Papst Franziskus schließt das Gespräch mit den Worten: "Mauern bauen heißt, sich selbst zum Tod zu verurteilen. Wir können nicht erstickt von einer aseptischen und nicht mikrobiellen Kultur der Operationssäle leben.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur ACI Stampa von Susanne Finner. 

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