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Schuldspruch: Priester missbrauchten gehörlose Kinder in argentinischer Schule

Der italienische Priester Nicola Corradi vor seiner Verurteilung am 25. November wegen sexuellen Missbrauchs am Provolones Institut in Mendoza (Argentinien)

Zwei katholische Priester sind wegen sexuellen Missbrauchs von Studenten an einem Institut, das sich um gehörlose Kinder kümmerte, verurteilt worden. Die Priester wurden zu über 40 Jahren Haftstrafe in einem argentinischen Gefängnis verurteilt.

Das berichtet die Catholic News Agency (CNA).

Nach Angaben der Opfer hätten Verbrechen verhindert werden können: Einer der Täter wurde sieben Jahre vor seiner Verhaftung beschuldigt, Kinder an einer Schule in Italien missbraucht zu haben.

Pfarrer Nicola Corradi, ein 83-jähriger Italiener, saß am gestrigen Montag (Ortszeit) im Rollstuhl, als er zu 42 Jahren Gefängnis verurteil wurde. Ein weiterer Priester und Kinderschänder, Horacio Corbacho, 59 jähre alt, wurde zu 45 Jahren verurteilt. Ein dritter Täter, der Gärtner Armando Gomez, wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Missbrauch fand im mittlerweile geschlossenen "Antonio Provolo Institut für Gehörlose Kinder" in der argentinischen Provinz Mendoza statt. Der Prozess betraf insgesamt mehr als 20 Fälle von Missbrauch: Von der Korrumpierung Minderjähriger über sexuelles Grapschen bis hin zur Vergewaltigung. Berichten zufolge zwangen Corradi, Corbacho und Gomez die Schüler, Pornografie zu sehen oder untereinander Sexualakte zu verüben.

Im Verfahren wurden Verbrechen an insgesamt zehn Opfern verhandelt. Die Täter suchten sich diese gezielt unter wehrlosen Kindern aus, die über Nacht in den Unterkünften des Instituts blieben. Die Schüler stammen aus armen Familien und mehrere haben aufgrund ihrer Gehörlosigkeit Schwierigkeiten, normal zu kommunizieren. Wie die "Washington Post" meldet, unterrichtete das Institut die Kinder nicht in der Gebärdensprache. Stattdessen sollte diese "normal" sprechen lernen. Schüler der Schule, die Gebärdensprache verwendeten, würden körperlich bestraft.

Die Opfer sagten, aus Angst die Verbrechen nicht gemeldet zu haben: Sie wollten nicht der Schule verwiesen oder von ihren Eltern bestraft werden.

Verübt wurden die Verbrechen über einen Zeitraum von 12 Jahren, zwischen 2004 und 2016. Dann wurden Corradi, Corbacho und andere verhaftet – und die Schule geschlossen.

Die Opfer des Urteils verfolgten die Urteilsverkündung am gestrigen Montag. Vor dem Gerichtssaal brachen mehrere in Jubel aus.

"Ich bin glücklich, vielen Dank für den Kampf, denn jeder hat uns unterstützt. (…) Dies hat mein Leben verändert, das nun weitergehen kann", sagte Vanina Garay (26) gegenüber der Associated Press.

Corradi ist Mitglied einer italienischen Religionsgemeinschaft, die in mehreren Ländern Schulen für gehörlose Kinder betreibt. Die Schulen sind nach Antonio Provolo benannt, einem italienischen Priester aus dem 19. Jahrhundert, der die Religionsgemeinschaft gründete.

Von 1970 bis 1994 war der nun verurteilte Kinderschänder an einer Schule in La Plata, Argentinien, und ehemalige Schüler haben ihn auch dort des Missbrauchs beschuldigt. Davor arbeitete Corradi an einer "Antonio Provolo Schule" in Verona, Italien. Auch dort wurden Kinder sexuell missbraucht: 14 italienische Opfer wandten sich 2009 an die Öffentlichkeit und schilderten, wie sie jahrzehntelang von Priestern, Ordensbrüdern und anderen Erwachsenen am Institut in Verona missbraucht worden waren.

Die damaligen Anzeigen wurden wegen Verjährung nicht weiter strafrechtlich verfolgt. Infolge einer kirchlichen Untersuchung wurden zumindest fünf Priester des italienischen Instituts bestraft.

Aber Corradi, der damals längst in Argentinien lebte – und weiter Kinder sexuell missbrauchte – gehörte nicht dazu.

Vor dem Gerichtssaal am gestrigen Montag stand auch der heute 18 Jahre alte Ezequiel Villalonga. Er ist ein ehemaliger Schüler am Institut.

"Wir vom Próvolo in Mendoza haben uns gesagt: 'Keine Angst mehr. Wir haben die Macht'", sagte er nach Angaben der "Associated Press".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Wie viele andere Missbrauchsopfer an der Schule steht er Papst Franziskus äusserst kritisch gegenüber, und erhebt massive Vorwürfe gegen den damaligen Erzbischof Jorge Mario Bergoglio.

"Franziskus war sehr still, was die Missbrauchspriester betrifft. Aber jetzt kommt das Urteil", sagte Villalonga.

"Ich weiß, dass der Papst Angst hat, weil die Tauben Mut gezeigt haben."

Opfervertreter fordern die Entlassung der Kinderschänder aus dem Klerikerstand.

Die Erzdiözese Mendoza indessen teilte mit, man habe nichts von der Vergangenheit "des italienischen Priesters" gewusst, der seit 1970 in Argentinien sein Unwesen getrieben hat. Das Erzbistum spräche den mutmaßlichen Opfern "Solidarität und Nähe" aus.

"Als Teil des Volkes von Mendoza wünschen wir uns Wahrheit und Gerechtigkeit, und wir legen es in Gottes Hände sowie derer, deren Aufgabe es ist diese walten zu lassen", so das Bistum am 2. August.

Zwei Ordensschwestern, die an der Missbrauchsschule in Mendoza gearbeitet haben, werden beschuldigt, an dem Missbrauch teilgenommen oder davon gewusst zu haben, ebenso wie ehemalige Direktoren und Mitarbeiter, denen vorgeworfen wird, von den Verbrechen gewusst zu haben, aber nichts getan zu haben.

Im Jahr 2018 wurde zudem ein anderer Mitarbeiter wegen Vergewaltigung, sexueller Berührung und "Korruption von Minderjährigen" zu 10 Jahren verurteilt.

Papst Franziskus war vor seiner Wahl zum Papst der Erzbischof von Buenos Aires. Er war zudem Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz, als in den Jahren 2009 und 2010 mehrere Verbrechen gemeldet wurden.

Als Papst erhielt er im Jahr 2014 einen Brief der italienischen Opfer sexuellen Missbrauchs – aus Sorge darüber, dass der Täter weiter Umgang mit wehrlosen Minderjährigen hatte, trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Die "Washington Post" berichtet, die Opfergruppe habe Papst Franziskus im Jahr 2015 persönlich eine Liste beschuldigter Priester übergeben. Der Papst habe darauf jedoch nicht reagiert. Statt dessen habe ein Vertreter des Vatikans der damalige Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, der Gruppe im Jahr 2016 geschrieben: Er habe die italienische Bischofskonferenz informiert und gebeten, zu ermitteln.

Im gleichen Jahr wurden Corradi und Corbacho verhaftet. Die Kirche habe jedoch mit den Behörden bei deren Verhaftung nicht ausreichend kooperiert, berichtet die "Washington Post".

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