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Veruntreuung, schwerer Betrug und Geldwäsche: Festnahme im Finanzskandal des Vatikans

Ein Polizeibeamter im Dienst am Petersplatz

Das Presseamt des Heiligen Stuhls hat am gestrigen Freitag mitgeteilt, dass der italienische "Geschäftsmann" Gianluigi Torzi nach einem Verhör festgenommen worden ist. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft im Vatikan. 

Die Liste der Vorwürfe gegen Tozi ist so lang wie die Reihe der zwielichtigen Transaktionen des Staatssekretariates im Kauf einer Luxusimmobilie: Es geht um Erpressung, Veruntreuung, schwerer Betrug und Geldwäsche.

Torzi spielte eine Schlüsselrolle bei dem – von der CNA recherchierten – Skandal um den Kauf einer Londoner Luxusimmobilie durch das Staatssekretariat des Vatikans.

Wie auch die "Neue Zürcher Zeitung" und "Financial Times" berichteten, sollen sich mehrere italienische "Geschäftsmänner" um viele Millionen Euro bereichert haben.

Im Raum stehen dabei auch Vorwürfe, dass Verantwortliche im Vatikan sich unter anderem des "Peterspfennigs" – Spendengelder von Katholiken für karitative Anliegen des Papstes – bedient haben könnte, um sich Gelder auf Kredit für fragwürdige Investitionen zu leihen: Deals, an denen sich dann "Geschäftsmänner" berereicherten, und mit denen der Vatikan Verlust machte. 

So soll Gianluigi Torzi nach Recherchen von CNA etwa 10 Millionen Euro von einem Deal verdient haben, bei dem der "Geschäftsmann" Raffaele Mincione dem Staatssekretariat zu einem überhöhten Preis seine Anteile an der Luxus-Immobilie verkaufte - während er gleichzeitig für das Staatssekretariat Anlagen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro managte. 

Papst Franziskus, der sein Pontifikat mit dem Anspruch angetreten hatte, die Korruption im Vatikan zu bekämpfen, soll Gianluigi Torzi mitsamt seiner Familie am 26. Dezember 2018 in seiner Residenz im Domus Sanctae Marthae zu einer persönlichen Audienz empfangen haben.

Das hat unter anderem die Zeitung "Corriere della Sera" berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war der Londoner Property Deal in seiner entscheidenden Phase.

Wer hat diese Audienz mit dem Papst arrangiert, und warum? Wieso wurde dem nun festgenommenen "Geschäftsmann" diese Ehre zuteil? CNA hat mehrfach den Vatikan um Stellungnahme und Auskunft gebeten – und bis heute keine Antwort erhalten.

Im Mai 2020 meldete CNA auch, dass Fabrizio Tirabassi, ein weiterer Angestellter des Staatssekretariates, zum Direktor einer in Luxemburg registrierten Firma von Torzi ernannt wurde – während er weiter im Dienst des Vatikans blieb: Ein klarer Conflict of Interest.

Wußte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin von diesem Vorgang? Können hochrangige Angestellte des Staatssekretariates auch soche Rollen übernehmen – was bekanntlich ethischen Vorgaben widersprechen würde? 

CNA hat diese Fragen im Mai direkt an Kardinal Parolin gerichtet. Der Staatssekretär antwortete, es sei "nicht angemessen", zu diesem Zeitpunkt darauf zu antworten, angesichts der laufenden Verfahren.

Tatsächlich ist Tirabassi seit Oktober 2019 nicht mehr zur Arbeit erschienen. Nach einer Razzia der Polizei des Vatikans wurde er vom Dienst suspendiert, zusammen mit vier weiteren Beamten des Vatikans. 

Was wird der Papst tun?

Auf einer Pressekonferenz im November vergangenen Jahres wurde Papst Franziskus zu den Investitionen in London direkt befragt. Er bestätigte zwar, dass er persönlich die Razzien vom Oktober genehmigt hatte, betonte aber, dass die Beweise für korrupte oder illegale Aktivitäten "noch nicht klar" seien, bevor er zu dem Schluss kam, dass "passierte, was passierte: ein Skandal".

"Sie haben Dinge getan, die nicht sauber erscheinen", sagte der Papst, der ein klares Mandat hat, die Korruption im eigenen Haus zu bekämpfen. Ein wichtiges Werkzeug wäre dabei der von Kardinal Reinhard Marx geleitete "Wirschaftsrat", der für Kontrolle und Koordination der Vatikan-Finanzen zuständig ist. Der Rat nahm aber nach Recherchen von CNA eine entdeckte Unregelmäßigkeit lediglich "zur Kenntnis". 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Unklar ist, was Papst Franziskus nun tun wird. 

Die NZZ stellte bereits im Dezember 2019 mit Blick auf den Immobiliendeal und weitere Entwicklungen trocken fest: "Der mutmasslich Verantwortliche wurde nicht etwa zur Verantwortung gezogen, sondern zum Kardinal befördert."

Gemeint war damit der ehemalige Sostituto im Staatssekretariat. Papst Franziskus ernannte Angelo Becciu im Jahr 2018 zum Kardinal und Leiter der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren der Kirche. Zudem soll Becciu im Auftrag des Papstes die Malteser "spirituell und moralisch erneuern".

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