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BREAKING: Papst Benedikt XVI. ist tot

Papst Benedikt XVI. bei seiner letzten Generalaudienz am 27. Februar 2013.
Papst Benedikt im Vatikan am 28. August 2010
Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. beim Weltfamilientreffen am 1. Juni 2012.

Papst emeritus Benedikt XVI. ist tot. Joseph Aloisius Ratzinger, einer der führenden Theologen und Kirchenmänner der Moderne, starb im Alter von 95 Jahren am 31. Dezember 2022 um 9:34 in Kloster Mater Ecclesiae, wohin er sich nach seinem Rücktritt 2013 zurückgezogen hatte.

Das bestätigte der Vatikan am Samstagmorgen. "Weitere Informationen folgen baldmöglichst", teilte der Heilige Stuhl mit.

Das Pontifikat von Benedikt XVI. dauerte von 2005 bis 2013. Es endete mit dem ersten Rücktritt eines Papstes seit fast 600 Jahren. Schon vor seiner Wahl zum Papst übte der spätere Pontifex Maximus einen tiefen Einfluss auf die weltweite Kirche aus, zunächst als junger Theologe auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und später als Präfekt der Glaubenskongregation des Vatikans.

Als wortgewandter Verteidiger des katholischen Glaubens prägte er den Begriff "Diktatur des Relativismus", um die zunehmende Intoleranz des Säkularismus gegenüber religiösen Überzeugungen im 21. Jahrhundert zu beschreiben.

Benedikt war auch der Architekt der Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Er übersah Änderungen im Kirchenrecht und entließ Hunderte Straftäter aus dem klerikalen Stand.

Millionen Menschen haben Benedikts Bücher gelesen, darunter die bahnbrechende "Einführung in das Christentum" aus dem Jahr 1968 und das dreibändige Werk "Jesus von Nazareth", das 2007 bis 2012 erschien – während seiner Zeit als Papst.

Joseph Aloisius Ratzinger wurde am Karsamstag, 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. Er war das dritte Kind von Gendarmeriemeister Joseph und der Köchin Maria Ratzinger. Der junge Ministrant besuchte ab 1939 das Studienseminar in Traunstein. Im gleichen Jahr wurde er in die Hitlerjugend eingezogen. Vom fromm katholischen Elternhaus bereits in klarer Opposition zu den Nazis, besuchte der junge Joseph jedoch keine Sitzung der HJ. Eigenmächtig verließ er 1945 sogar die Kaserne – ein Delikt, auf das die Todesstrafe stand – und kehrte heim. Nach dem Krieg konnte er auf dem Gymnasium Traunstein seine Reifeprüfung abschliessen und studierte in Freising und München katholische Theologie und Philosophie. 1951 folgte auch die Priesterweihe, und seine Doktorarbeit "Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche" im Jahr 1953 erhielt das Prädikat summa um laude. Mit gerade mal 30 Jahren wurde Ratzinger Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie.

Am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) nahm der junge Priester und Professor als Peritus teil – als theologischer Berater des Kölner Kardinals Josef Frings. Nach prägenden Jahren als Professor in Münster, Tübingen und Regensburg – unter anderem gründete Ratzinger mit Theologen wie Hans Urs von Balthasar die Zeitschrift "Communio" – ernannte Papst Paul VI. im Jahr 1977 den mittlerweile international renommierten Gelehrten zum Erzbischof von München und Freising. Als Leitspruch wählte der Hirte Ratzinger eine Anspielung auf eine Stelle im Johannes-Evangelium: cooperatores veritatis – Mitarbeiter der Wahrheit. Im gleichen Jahr machte ihn der Papst zum Kardinal, und vier Jahre später berief ihn Johannes Paul II. nach Rom als Hüter der Lehre: Ratzinger wurde Präfekt der Glaubenskongregation.

Als enger Mitarbeiter von Johannes Paul II. ging er in diesem Amt auch gegen Theologen vor, die im Verdacht standen, von der katholischen Lehre abzuweichen, darunter Leonardo Boff, Tissa Balasuriya und Jacques Dupuis. Kritiker warfen dem deutschen Kirchenmann "Autoritarismus" vor und nannten ihn "Gottes Rottweiler", oder auch den "Panzerkardinal". Aber Kardinal Ratzinger sah seine Arbeit als Dienst an den Gläubigen auf der ganzen Welt, die durch verzerrte Darstellungen des Glaubens skandalisiert wurden.

In enger Zusammenarbeit mit Johannes Paul II. bekräftigte er auch die Lehre der Kirche zu einer Reihe bereits damals als "umstritten" geltender Themen, darunter die Befreiungstheologie, die Frage einer Weihe von Frauen zu Priester, sowie der Umgang mit homosexueller Veranlagung.

In dieser Rolle verantwortete Ratzinger den bis heute wegweisenden Katechismus der Katholischen Kirche, der die Lehre der Kirche maßgeblich zusammenfasst. Der "KKK" ist ein weltweiter Bestseller seit seiner Erscheinung im Jahr 1992.

Acht Jahre später erschien Dominus Jesus – die Erklärung über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche. Dieses Schreiben bekräftigt: "Es gibt also eine einzige Kirche Christi, die in der katholischen Kirche subsistiert und vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird".

Ebenfalls im Jahr 2000 veröffentlichte Kardinal Ratzinger einen Kommentar zum Dritten Geheimnis von Fatima. In seiner Auslegung betonte er das Gebet als Weg zur "Rettung der Seelen" sowie den Hinweis auf Buße und Bekehrung.

Als die ersten Skandale wegen sexuellen Missbrauchs bekannt wurden, bat Ratzinger den Papst, dass seine Behörde, die Glaubenskongregation, die Zuständigkeit für die Ermittlung, Verbrechensbekämpfung und Aufklärung erhalte. Mehrfach bot er Johannes Paul II. seinen Rücktritt an, auch aus gesundheitlichen Gründen, doch dieser lehnte stets ab. Ratzinger bliebt Präfekt der Kongregation bis zum Tod des Papstes im Jahr 2005.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Als Dekan des Kardinalskollegiums leitete er die Beerdigung des polnischen Papstes auf dem Petersplatz, die weltweit von mehr als zwei Milliarden Menschen verfolgt wurde.

"Wahrer Humanismus" und Wirken als Papst

Kurz bevor die Kardinäle die Sixtinische Kapelle betraten, um einen Nachfolger zu wählen, wandte er sich an sie und sagte, die Welt sei bedroht von einer "Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt." Der wahre Humanismus werde jedoch von Jesus Christus verkörpert.

Am 19. Apri 2005 wurde Ratzinger im vierten Wahlgang zum Papst gewählt. Er wählte den Namen Benedikt XVI. – wie er bei einer Generalaudienz erklärte, knüpfte er damit an Benedikt XV. an, der die Kirche durch die turbulenten Zeiten des Ersten Weltkriegs geführt habe, aber auch an den heiligen Benedikt, der an die christlichen Wurzeln der europäischen Kultur und Zivilisation erinnere.

In seiner Amtseinführung verkündete er: "Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung." Und gleichzeitig sagte er, an die Gläubigen gewandt: "Betet für mich, dass ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe."

Sein Pontifikat war geprägt von Anstrengungen um kulturelle, intellektuelle und spirituelle Erneuerung – immer in einer "Hermeneutik der Kontinuität" mit der Tradition der Kirche und ihren Quellen, auch in der Liturgie und in der rechten Auslegung des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Skandale um sexuelle Gewalt und Missbrauch prägten diese Jahre der Kirche – auch als Papst entließ Benedikt hunderte Täter aus dem Klerikerstand. Und er bemühte sich gleichzeitig um Versöhnung und Annäherung mit allen Teilen der Kirche – etwa den Piusbrüdern, deren Exkommunikation er 2009 aufhob – sowie mit christlichen Geschwistern, darunter den Anglikanern, denen er im Jahr 2009 mit Angicanorum coetibus ermöglichte, in volle Kommunion mit der Katholischen Kirche zu treten.

Sein Motu Proprio Summorum Pontificum hatte bereits zwei Jahre zuvor anerkannt, dass auch die traditionelle lateinische Messe weiter gültig ist und gefeiert werden kann – ein weitere Geste der Versöhnung und Anerkennung katholischer Vielfalt, die bis heute Früchte trägt: Die vermeintlich "alte" Messe blüht in vielen Ländern auf und wird im Durchschnitt von weitaus jüngeren Katholiken besucht – trotz Widerstände alter Prälaten der Nachkriegsgeneration.

Benedikts kluge, preisgekrönte Regensburger Rede im Jahr 2006 – "Glaube, Vernunft und Universität. Erinnerungen und Reflexionen" – löste einen Sturm aus, dessen Analyse bis heute wichtige, weitgehend ignorierte Lektionen für die Kirche, die Medien und die Politik bereithält. Trotz islamistischer Fehlinterpretationen und heute beschämender Anschuldigungen deutscher Politiker ermöglichte die Rede auch einen ehrlichen Dialogansatz mit dem Islam.

Wie sein Vorgänger bereiste Benedikt viele Länder – vom 22. bis zum 25. September 2011 besuchte er auch Deutschland. Benedikt XVI. sprach als erster Papst im Bundestag, und in seiner bereits heute berühmten Rede über "Entweltlichung" in Freiburg lieferte er eine deutliche und differenzierte, aber im Kern kristallklare Antwort auf die Frage der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche – auch mit Blick auf die Kirchenaustritte heute.

Einen wesentlichen Beitrag seines Pontifikates leisten zudem die drei Enzykliken: Deus caritas est, über die christliche Liebe; Spe salvi, über die christliche Hoffnung; und Caritas in veritate, über die menschliche Entwicklung in der Nächstenliebe und der Wahrheit.

Dann erschütterte Benedikt die Weltöffentlichkeit: Am 11. Februar 2013 gab der Papst während eines Konsistoriums auf Latein bekannt, dass er zum 28. Februar 2013 "auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri" verzichten werde. Er sei "zur Gewissheit gelangt", dass seine Kräfte nicht mehr geeignet seien, "in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben".

Der Papst aus Bayern zog sich zurück zu einem Leben im Gebet im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Von dort meldete sich Benedikt bei Gelegenheit zu Wort. Aufsehen erregte er für seine Einordnung der Kirchenkrise im April 2019. Der Aufsatz über "Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs" – hier der volle Wortlaut – benennt Ursachen, schlägt vor, wie der Krise zu begegnen ist – und warnt deutlich vor falschen Ansätzen. Dabei beschreibt Benedikt die Auswirkungen der Sexuellen Revolution der 1960er, diagnostiziert einen davon unabhängigen Zusammenbruch der katholischen Morallehre, und benennt die Folgen auf die Ausbildung von Priestern und deren Leben. Seine eindringliche Warnung wird noch lange in der Krise Gültigkeit haben: "Die Idee einer von uns selbst besser gemachten Kirche ist in Wirklichkeit ein Vorschlag des Teufels, mit dem er uns vom lebendigen Gott abbringen will durch eine lügnerische Logik, auf die wir zu leicht hereinfallen."

Ein letzter Besuch

Am 1. Juli 2020 war Benedikts Bruder, Monsignore Georg Ratzinger, im Alter von 96 Jahren verstorben. Joseph Ratzinger war mit 24 Jahren gemeinsam mit Georg am 29. Juni 1951 im Freisinger Dom zum Priester geweiht worden. Der Papst emeritus hatte ihm wenige Tage zuvor noch einmal in der bayerischen Heimat persönlich getroffen, und bei dieser Gelegenheit auch das Grab seiner Eltern und seiner Schwester besucht. Außerdem verbrachte er einige Zeit in seinem ehemaligen Haus in der Gemeinde Pentling. Der rein private Besuch des sichtlich geschwächten Papa emeritus erweckte große Sympathien und Anteilnahme unter der Bevölkerung.

Am 15. Mai 2020 veröffentlichte CNA Deutsch exklusiv einen letzten Brief Benedikts. Dieser war zum 100. Geburtstag von Papst Johannes Paul II. verfasst worden. Darin schreibt der Papa emeritus über das Ostergeheimnis, betrachtet das Leben, den Tod und das Wirken seines großen Vorgängers – mit Worten, die sich heute wie ein Abschied von ihm selbst lesen lassen. "Dem Papst ging es ein Leben lang darum, die objektive Mitte des christlichen Glaubens, die Lehre von der Erlösung, sich auch subjektiv zuzueignen und den anderen zueignungsfähig zu machen. Jedem einzelnen ist das Erbarmen Gottes durch den auferstandenen Christus zugedacht. Obwohl diese Mitte christlicher Existenz uns nur im Glauben geschenkt ist, ist sie doch zugleich auch philosophisch bedeutsam, denn wenn das Erbarmen Gottes kein Faktum ist, dann müssen wir uns mit einer Welt zurechtfinden, in der eine letzte Gegenkraft des Guten gegen das Böse nicht erkennbar ist. Schließlich ist über diese objektiv geschichtliche Bedeutung hinaus auch für jeden einzelnen unerläßlich zu wissen, daß am Ende das Erbarmen Gottes stärker als unsere Schwachheit ist."

Nun ist Joseph Ratzinger dem heiligen Papst Johannes Paul II. gefolgt, wie auch seinem vor wenigen Tagen verstorbenen Bruder, getragen von der Hoffnung auf Gottes Liebe und Erbarmen. Sein eigener Nachfolger, Papst Franziskus, wird ihn beerdigen.

Joseph Ratzingers gewaltiges Vermächtnis für die Katholische Kirche jedoch bleibt — und hat gerade erst begonnen, seine Wirkung zu entfalten.

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