Vatikanstadt - Montag, 30. Dezember 2024, 13:15 Uhr.
„Er ist mir vorgekommen wie Johannes der Täufer, er hat nie auf sich gezeigt, sondern immer von sich weg auf Jesus Christus hin“ – so hat der Schweizer Kardinal Kurt Koch den vor zwei Jahren verstorbenen Papst Benedikt XVI. beschrieben. Zwei Jahre sind nun seit dem Tod von Papst Benedikt XVI. vergangen. Das katholische Mediennetzwerk EWTN hat mit drei Wegbegleitern des deutschen Papstes gesprochen: Zum einen mit Kardinal Kurt Koch, den Papst Benedikt damals zum Leiter der Ökumene beauftragt hat, außerdem mit Erzbischof Georg Gänswein, der dem Heiligen Vater bis zum Schluss als Privatsekretär diente, und mit dem Priester und Theologen Ralph Weimann, der mit zahlreichen Initiativen das geistliche Erbe von Papst Benedikt auch heute noch wachhalten möchte.
Das Podiumsgespräch wurde von Andreas Thonhauser, dem Büroleiter von EWTN Vatican, moderiert und wird am heutigen Montag um 20 Uhr erstmals im TV-Programm von EWTN und auf YouTube ausgestrahlt. Die gesamte Sendung ist schon jetzt in der Mediathek von EWTN Deutschland kostenlos abrufbar.
„Christus immer im Mittelpunkt“
Kardinal Koch erinnerte sich im EWTN-Gespräch vor allem an die Demut des verstorbenen Pontifex. „Wenn Journalisten sagten, jetzt mit Papst Franziskus haben wir einen demütigen Papst, habe ich immer gesagt, die Demut war vorher schon eingetreten in den Apostolischen Palast“, so Koch. „Er war ein hochintelligenter Mensch, ein tiefgläubiger Christ und ein sehr demütiger Mitbruder. Und das hat mir immer imponiert. Diese dreifache Charakterisierung, die bei den Menschen oft verteilt sind – bei ihm waren diese Eigenschaften in einer Person zusammen.“
Auch der frühere Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein, unterstrich den demutsvollen Charakter seines verstorbenen Chefs. Dieser Charakter sei keine „Schönwetter-Außenansicht“ gewesen, sondern habe eine „Verankerung in der Tiefe, im Glauben“ gehabt.
Ralph Weimann, der unter anderem mit dem Verein Fundatio Christiana Virtus das „Benedikt XVI. Forum“ organisiert, erklärte, dass der Theologieprofessor Joseph Ratzinger auch später als Papst immer Jesus Christus ins Zentrum gerückt habe. „Ihn hat er gesucht und ihm ist er gefolgt und ihn hat er dann in seiner sehr gekonnten Art auch zu Papier gebracht“, so Weimann. Gänswein ergänzte: „Wer Kardinal Ratzinger oder Papst Benedikt zugehört hat und seine Schriften etwas kannte, der konnte erkennen, dass sein geschriebenes, sein gedrucktes Wort identisch ist mit seinem gesprochenen Wort.“
Gänswein: „Ratzinger wollte nie eine theologische Schule gründen“
Kardinal Koch, der 2010 von Papst Benedikt XVI. zum „Ökumene-Minister“ des Vatikan ernannt wurde und seitdem das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen leitet, erinnerte im Podiumsgespräch daran, dass viele Menschen durch die Schriften von Papst Benedikt wieder zum Glauben gefunden hatten. „Dabei ging er ja von dem Prinzip aus, dass die Wahrheit selber überzeugt“, ergänzte Ralph Weimann die Ausführungen des Kardinals. Benedikt XVI. habe „nicht versucht zu überreden, sondern er hat die Wahrheit so plausibel wie möglich dargestellt“. Weimann wörtlich: „Die Wahrheit, von der er gesprochen hat, ist keine abstrakte Wahrheit oder lediglich eine philosophische, es ist aber vor allem eine personale Wahrheit. Und das charakterisiert dann auch seinen ganzen Ansatz: für ihn ist diese Wahrheit, die spricht, die ist erkennbar in der Heiligen Schrift, in den Heiligen, in so vielen verschiedenen Bereichen“.
„Ratzinger wollte nie eine theologische Schule gründen“, fügte Erzbischof Gänswein an. Stattdessen habe der deutsche Papst zeitlebens „mit der Kirche glaubend mitgehen und gläubig denkend Theologie machen“ wollen. Dabei habe er sich nie gescheut, Kritik anzunehmen oder gar versucht, eine „gelehrte Sprache zu erfinden, so ein Theologen-Deutsch, das nur wenige verstehen“.
„Die Schönheit des Glaubens war für ihn sehr, sehr wichtig und damit auch die Liturgie“, so Kardinal Koch. Der verstorbene Papst habe daher großen Wert darauf gelegt, dass die Liturgie auch „schön“ sei, da sie „das Geheimnis des Glaubens durchscheinen“ lassen müsse. Koch weiter: „Ich habe ihn immer als sehr ehrlichen, authentischen Menschen erlebt, der das wirklich glaubt und lebt, was er sagt und was er verkündet. Er ist mir vorgekommen wie Johannes der Täufer, er hat nie auf sich gezeigt, sondern immer von sich weg auf Jesus Christus hin.“
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Heilige Messe zum Jahrgedächtnis live bei EWTN
Die drei früheren Wegbegleiter des deutschen Papstes sprachen im knapp 50-minütigen Gespräch auch über die Lieblingsheiligen von Papst Benedikt XVI., seine Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und wie die verschiedenen Ratzinger-Schülerkreise sein spirituelles Erbe weitertragen wollen.
Am Dienstag, dem 31. Dezember 2024, wird EWTN zum zweiten Todestag von Papst Benedikt XVI. die Heilige Messe aus dem Petersdom ab 8 Uhr live übertragen.
Das Podiumsgespräch ist hier auf YouTube abrufbar:
Sendetermine auf EWTN:
30.12.24, 20.00 Uhr
31.12.24, 9.00 Uhr (im Anschluss an die Gedenkmesse für Papst Benedikt XVI.)
31.12.24, 20.30 Uhr
01.01.25, 8.00 Uhr