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Das Jahr Johannes Paul II.: Die Eucharistie als Grundlage jeder freien Gesellschaft

Die heilige Messe "statio orbis" in Breslau

"Eure Taufe macht auch aus euch, auf andere Weise und in einem anderen Sinn eine ´Volk von Priestern´; dank dieser Befähigung ist jeder von euch gerufen, sich als großzügiges Opfer darzubringen, das vom Vater in Christus angenommen wird. Es liegt an euch, eurer eucharistischen Teilnahme die gleiche Bedeutung zu geben, die Christus seinem Opfer gegeben hat. Er starb nicht, um unterzugehen, sondern um wieder aufzuerstehen, damit sein Wort und Handeln weitergeht und die vom Vater empfangene Mission mit der Kraft des Geistes erfüllt werden kann. Die, die zu ihm gehören, sind zur Freiheit im Geist berufen, und dazu, Initiative zu ergreifen; der Weg des Glaubens und der Einheit ist offen, die Regeln der neuen Menschheit werden verkündet. Christus erwartet von seinem priesterlichen Volk den Mut, voranzuschreiten und zu versuchen, auf dem Weg der Nächstenliebe, wie die Märtyrer zu leiden und zu sterben, sicherlich; aber auch wie sie an den Erfolg zu glauben, der durch das Opfer erreicht wird."

Papst Johannes Paul II. sprach diese Worte in einer Fernsehbotschaft am 21. Juli 1981, die er aus der von der Gemelli-Klinik - in der er nach dem Attentat vom 13. Mai eingeliefert wurde – an die Tausenden von Teilnehmern des Internationalen Eucharistischen Kongresses in Lourdes richtete.

Es war eigentlich vorgesehen, dass er daran teilnehmen sollte. Es war zudem der Kongress, der 100 Jahre nach dem ersten weltweiten Eucharistischen Kongress 1881 von Lille gefeiert wurde. 1981, noch am Anfang seines Pontifikats, konnte der Papst nicht nach Lourdes reisen, aber es wurde das Ziel seiner letzten Reise außerhalb Italiens im August 2004.

Für den polnischen Papst hatte die Verehrung der Eucharistie besonderen Wert. Nicht nur theologisch - das ist klar - sondern auch sozial.

Seinen erster eucharistischer Kongress als Papst erlebte er 1985 in Afrika, in Nairobi (Kenia). In der heiligen Messe Statio orbis vom Sonntag, dem 18. August bezog sich Johannes Paul II. auf die Beziehung zwischen der Eucharistie und der ehelichen Liebe: "Die vollständige und unauflösliche Vereinigung von Mann und Frau drückt sich am besten im gegenseitigen Geschenk des eigenen Selbst aus. Paare, die ständig versuchen, einander zu lieben und sich gegenseitig zu helfen, nehmen auf besondere Weise am Leben der Allerheiligsten Dreifaltigkeit teil. Sie spiegeln, wie ein Spiegel, die stets treue Liebe Gottes zu seinem Volk wider. Eheliche Liebe ist fruchtbar, und diese Fruchtbarkeit zeigt sich beispielhaft in den Kindern. Und jedes Kind bringt erneut eine Einladung mit, sich noch großherziger zu lieben." Er fügt hinzu: "Das Sakrament der Buße schenkt den Familienmitgliedern die Gnade, die notwendig ist, um sich zu bekehren und um jede Spaltung zu überwinden, die die Sünde im Haus verursacht hat."

1997 wird der Internationale Eucharistische Kongress im polnischen Breslau gefeiert. "Als Pilger beim 46. Internationalen Eucharistischen Kongress lenke ich die ersten Schritte in Richtung der alten Kathedrale von Breslau, um mit Glauben vor dem Allerheiligste Sakrament, dem ´Brot des Lebens´ niederzuknien. Ich tue dies tief bewegt und mit einem Herzen voll Dankbarkeit gegenüber der göttlichen Vorsehung für das Geschenk dieses Kongresses und weil er gerade hier in Breslau, in Polen - meiner Heimat – stattfindet" erklärte Papst Johannes Paul II. in der Predigt während der eucharistischen Anbetung am 31. Mai 1997.

"Neben dem physischen Hunger - so der Papst - trägt der Mensch noch einen anderen Hunger in sich, einen grundlegenderen Hunger, der mit gewöhnlichem Essen nicht gestillt werden kann. Es handelt sich um den Hunger nach Leben, den Hunger nach Ewigkeit. Das Zeichen des Mannas war die Ankündigung der Ankunft Christi, der den Hunger des Menschen nach Ewigkeit stillen würde, indem er selbst das "lebendige Brot" wird, das "der Welt das Leben gibt". Wie aktuell sind diese Worte heute, da wir ein erzwungenes eucharistisches Fasten erlebt haben.“

Aber es gibt auch den Hunger des Leibes: "Während dieser Statio Orbis ist es notwendig, an die gesamte ´Geographie des Hungers´ zu erinnern, die viele Gegenden der Erde umfasst. In diesem Moment hungern Millionen unserer Brüder und Schwestern und viele von ihnen sterben aufgrund dessen – besonders die Kinder! In einer Zeit der nie dagewesenen Entwicklung, der Technik und der fortschreitenden Technologie ist das Drama des Hungers eine große Herausforderung und eine große Anklage! Die Erde kann alle ernähren. Warum hungern heute, im 20. Jahrhundert, Tausende von Menschen? Eine ernsthafte Gewissenserforschung auf weltweiter Ebene ist notwendig. Eine Gewissenserforschung in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und grundlegende zwischenmenschliche Solidarität." Der Papst appelliert "an die Menschen in Politik und Wirtschaft, auf denen die Verantwortung für eine gerechte Verteilung der Güter auf globaler und nationaler Ebene lastet". Die Erde gehört Gott, und auch "jeder von uns trägt einen kleinen Teil der Verantwortung für diese Ungerechtigkeit. Jeder von uns berührt irgendwie den Hunger und das Elend der anderen. Werden wir fähig, das Brot mit denen zu teilen, die es nicht haben, oder die weniger haben als wir! Werden wir fähig, unser Herz für die Bedürfnisse unserer Brüdern und Schwestern zu öffnen, die unter Elend und Armut leiden! Manchmal schämen sie sich, es zuzugeben und verstecken ihre eigene Not. Diskret sollte sich eine brüderliche Hand zu ihnen ausstrecken. Auch das ist die Lehre, die uns die Eucharistie erteilt - das Brot des Lebens."

In Breslau hatte Papst Johannes Paul II. auch erklärt: "Ja, wahre Freiheit erfordert Ordnung. Aber um welche Ordung handelt es sich? Es geht in erster Linie um die moralische Ordnung, um die Ordnung im Bereich der Werte, um die Ordnung der Wahrheit und des Guten. In einer Situation, in der es eine Leere im Bereich der Werte gibt, wenn im moralischen Bereich Chaos und Verwirrung herrschen – da stirbt die Freiheit, der Mensch wird vom Freien zum Sklaven; zum Sklaven der Instinkte, der Leidenschaften und Pseudowerte."

Papst Johannes Paul II. nahm an sieben internationalen Eucharistischen Kongressen teil, im Jahr 2004 allerdings via Liveübertragung in der Vatikanischen Basilika. Die Mitglieder des Päpstlichen Komitees für die Internationale Eucharistischen Kongresse hatte er während der Vorbereitung erinnert: "Die Eucharistie nimmt den zentralen Platz in der Kirche ein, weil sie es ist, die ´die Kirche macht´."

Johannes Paul II. nahm auch an zahlreichen nationalen Eucharistischen Kongressen in Italien und in vielen anderen Ländern teil.

In Italien beispielsweise in Mailand, zum zwanzigsten Kongress im Jahr 1983, zu dem er sich zweieinhalb Tage in der Stadt aufhielt.

Bedeutsam war auch der Kongress von Siena im Jahr 1994, der auf das "große Gebet" für Italien und Europa folgte, das Johannes Paul II. den italienischen Bischöfen für den 15. März 1994 vorgeschlagen hatte.

Bologna 1997 gilt als der "erste multimediale eucharistische Kongress" aufgrund der großen Präsenz von Mitarbeitern aus dem Bereich der sozialen Kommunikationsmitteln. Es war der letzte Kongress Johannes Pauls II. in Italien.

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