Bonn, 28 April, 2021 / 2:43 PM
Der aktuelle Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing von Limburg, hat einen Aufruf zu bundesweiten "Segnungsgottesdiensten für Liebende" als "nicht hilfreich" bezeichnet.
In einer Pressemitteilung, die am Mittwochnachmittag von der deutschen Bischofskonferenz versendet wurde, mahnt Bätzing an, dass Segnungsgottesdienste "nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet" seien.
Hintergrund ist der von einigen Seelsorgern geplante Aufruf zu – so wörtlich – "Segnungsgottesdiensten für Liebende". Bei der für den 10. Mai geplanten Aktion sollten vor allem auch gleichgeschlechtlichen Partnerschaften der Segen erteilt werden. Die Initiatoren protestieren damit ausdrücklich gegen die am 15. März 2021 von der Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlichte Note, die erneut darlegte, warum die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen (CNA Deutsch hat berichtet).
Bischof Bätzing erklärte dazu heute: "Mit Nachdruck möchte ich, nachdem sich der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz vor wenigen Tagen ausgetauscht hat, feststellen: Selbstverständlich haben Menschen mit homosexueller Orientierung, auch diejenigen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, einen Platz in der Kirche".
Es gehöre zum pastoralen Dienst der Kirche, diesen Menschen auf ihrem Lebensweg gerecht zu werden und sie seelsorglich zu begleiten. Bätzing weiter:
"In diesem Zusammenhang halte ich aber öffentliche Aktionen, wie die für den 10. Mai geplanten, nicht für ein hilfreiches Zeichen und einen weiterführenden Weg. Segnungsgottesdienste haben ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung. Sie sind nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet."
In Deutschland und in anderen Teilen der Weltkirche gebe es - so Bätzing - "seit längerem Diskussionen, in welcher Weise die kirchliche Sexualmoral, auch hinsichtlich der Homosexualität, mit tragfähigen Argumenten weiterentwickelt werden kann – auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, der fortschreitenden theologischen Reflexion und ebenso in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen".
Dazu gehöre auch eine "angemessene Erörterung" der Frage nach Segnungsgottesdiensten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte, der "Synodale Weg" sei "in der gegenwärtigen Situation ein zentraler Ort, das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren".
Der "Synodale Weg"
Bereits kurz nach der Veröffentlichung des römischen Schreibens zur Frage nach Segnungsfeiern homosexueller Verbindungen hatten über 200 Theologen protesiert und unter anderem mit dem Verweis auf "humanwissenschaftliche Erkenntnisse" eine Änderung der Kirchenlehre in diesem Punkt gefordert.
An verschiedenen Orten im deutschsprachigen Raum wurden Regenbogen-Farben als Symbol der LGBT-Bewegung gehisst. Bischof Helmut Dieser (Bistum Aachen) erklärte, das Schreiben habe seines Erachtens für "Verärgerung und Irritation" gesorgt. Bischof Dieser hat zudem gemeinsam mit der Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und ZdK-Funktionärin Birgit Mock den Vorsitz des Synodalforums "Leben in gelingenden Beziehungen" inne.
Beide hatten Ende März eine Sammlung von über 2.600 Unterschriften "von Seelsorgerinnen und Seelsorgern" entgegengenommen, die ebenfalls für eine Segnung homosexueller Partnerschaften seien (CNA Deutsch hat berichtet).
Neben Bischof Dieser haben sich auch Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode, Franz-Josef Overbeck, Georg Bätzing, Peter Kohlgraf und Heinrich Timmerevers für einen Segen für homosexuelle Partnerschaften ausgesprochen.
Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyer von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau, und Rudolf Voderholzer von Regensburg.
Der australische Kardinal George Pell sagte in einem Interview mit Colm Flynn, das am 27. April auf EWTN ausgestrahlt wurde, dass "es einen Prozentsatz der deutschen Kirche gibt, der entschlossen in die falsche Richtung zu gehen scheint". Pell wörtlich:
"Die Pflicht der deutschen Bischöfe ist es, die Lehren der Heiligen Schrift zu vertreten, die Lehren der Kirche zu vertreten. Wir sind diesen Lehren verpflichtet. Sie haben keine Macht, diese zu ändern - keiner von uns hat diese Macht."
(Die Geschichte geht unten weiter)
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