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Kardinal Zen: Kräfte im Vatikan demütigen Benedikt XVI. mit "Traditionis Custodes"

Papst Benedikt XVI.
Kardinal Joseph Zen im Interview.
Papst Franziskus feiert die heilige Messe in Santa Marta

Kardinal Joseph Zen hat "Traditionis Custodes", das Schreiben von Papst Franziskus zur Feier der traditionellen lateinischen Messe, als Demütigung von Papst emeritus Benedikt XVI. bezeichnet.

"Können die Anti-Ratzinger-Männer des Vatikans nicht geduldig warten, bis die tridentinische Messe zusammen mit dem Tod von Benedikt XVI. stirbt, anstatt den ehrwürdigen emeritierten Papst auf diese Weise zu demütigen?", fragte der Kardinal.

Die neuen Einschränkungen für die Feier der traditionellen lateinischen Messe seien ein "harter Schlag", auch wenn man damit habe rechnen müssen, so der emeritierte Bischof von Hong Kong.

Das Dokument und der begleitende Brief von Papst Franziskus enthielten jedoch eine ganze Reihe pauschaler und tendenziöser Aussagen. Dies habe die Herzen "viele guter Menschen" verletzt, so Kardinal Zen auf seinem persönlichen Blog.

Sowohl das Motu Proprio als auch das Begleitschreiben zeigten für ihn eine Tendenz, den Wunsch, die außerordentliche Form der Messe zu verwenden, mit einem negativen Urteil über die ordentliche Form der Messe zu verknüpfen. Dies sei ebenso problematisch wie die Annahme, eine Ablehnung der Liturgiereform gehe automatisch mit einer "totalen und tiefgreifenden Ablehnung" des Zweiten Vatikanischen Konzils einher..

Das Problem sei nicht die Frage, welchen Ritus die Menschen bevorzugten, sondern "warum gehen sie nicht mehr zur Messe?"

Umfragen zeigten, dass in Europa die Hälfte der christlichen Bevölkerung nicht mehr an die Realpräsenz Jesu in der Eucharisie glaube, so Zen. 

"Sicherlich geben wir der Liturgiereform nicht die Schuld, aber wir müssen einfach sagen, dass das Problem viel tiefer liegt", fuhr er fort. "Wir können der Frage nicht ausweichen: 'Hat es nicht vielleicht an Bildung im Glauben gefehlt? Wurde die große Arbeit des Konzils nicht vielleicht vergeudet?'"

Zen sagte, ein Teil des Motu proprio scheine "eindeutig auf den Tod" von Gruppen zu hoffen, die sich der außerordentlichen Form der Messe widmen.

Der Kardinal fügte hinzu, er denke, dass viele Menschen, die durch die Traditionis Custodes verletzt wurden, "nicht den geringsten Grund dafür geben, verdächtigt zu werden, die liturgische Reform des [Zweiten Vatikanischen Konzils] nicht zu akzeptieren."

Stichwort Traditionis Custodes

Mit dem Motu proprio, das wörtlich "Hüter der Tradition" heißt und am 16. Juli herausgegeben wurde, verfügte Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung weitreichende und tiefgreifende Änderungen des Schreibens Summorum Pontificum seines Vorgängers Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007. Dieses erkannte das Recht aller Priester an, die Messe unter Verwendung des Römischen Messbuchs von 1962 zu feiern.

In einem Begleitbrief an die Bischöfe, in dem er seine Entscheidung darlegt, schreibt Papst Franziskus: "Zur Verteidigung der Einheit des Leibes Christi sehe ich mich gezwungen, die von meinen Vorgängern gewährte Erlaubnis zu widerrufen. Der verzerrte Gebrauch, der von dieser Erlaubnis gemacht worden ist, steht im Widerspruch zu den Absichten, die zur Gewährung der Freiheit geführt haben, die Messe mit dem Missale Romanum von 1962 zu feiern."

Das Motu proprio, das mit sofortiger Wirkung herausgegeben wurde, besagt einerseits, dass ausschließlich der jeweilige Ortsbischof entscheiden kann, die Feier der lateinischen Messe in der überlieferten Form in seiner Diözese zu autorisieren. Andererseits setzt es fest, dass die Bischöfe keine Messen im usus antiquior in Pfarrkirchen feiern lassen dürfen, und jeder neu geweihte Priester, der die heilige Messe in dieser Form des römischen Ritus feiern will, muss nach diesen Maßgaben dafür einen Antrag in Rom stellen. 

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