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"Schiffbruch der Zivilisation": Papst Franziskus spricht auf Lesbos über Migrationskrise

Papst Franziskus besucht das Flüchtlingslager Mavrovouni auf der griechischen Insel Lesbos am 5. Dezember 2021

Von einem Aufnahmezentrum auf der griechischen Insel Lesbos aus hat Papst Franziskus politische Gleichgültigkeit gegenüber Migranten und Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa strömen, als "Schiffbruch der Zivilisation" bezeichnet.

"Das Mittelmeer, das seit Jahrtausenden verschiedene Völker und ferne Länder zusammengebracht hat, wird jetzt zu einem düsteren Friedhof ohne Grabsteine. Dieses große Wasserbecken, die Wiege so vieler Zivilisationen, sieht heute aus wie ein Spiegel des Todes", sagte Papst Franziskus am 5. Dezember in Lesbos.  

"Lassen wir nicht zu, dass unser Meer in ein trostloses Meer des Todes verwandelt wird. Lassen wir nicht zu, dass dieser Ort der Begegnung zu einem Schauplatz von Konflikten wird. ... Bitte, Brüder und Schwestern, lasst uns diesen Schiffbruch der Zivilisation stoppen", sagte Papst Franziskus bei der Veranstaltung auf Lesbos am 5. Dezember. Nach Angaben des Vatikans waren etwa 200 Flüchtlinge anwesend, um den Papst im Aufnahme- und Identifizierungszentrum für Einwanderer in Mavrovouni an der Küste von Lesbos zu empfangen.

Der Pontifex befindet sich noch bis zum 6. Dezember auf Besuch in Griechenland, wo er zuvor in Athen mehrere Termine wahrgenommen hat. Die 10,7 Millionen Einwohner sind überwiegend orthodox. Nur etwa 50.000 sind katholisch. Zuvor machte Franziskus Station auf der Mittelmeerinsel Zypern. Der katholische Fernsehsender EWTN.TV überträgt die Papstreise live mit einer Reihe von Übertragungen. 

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Papst Franziskus schüttelte einigen Migranten, denen er bei seinem Rundgang durch das Aufnahmezentrum begegnete, die Hand und spendete seinen Segen.

"Schwestern und Brüder, ich bin wieder einmal hier, um euch zu treffen und euch meiner Nähe zu versichern. Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und in eure Augen zu blicken. Augen voller Angst und Erwartung, Augen, die Gewalt und Armut gesehen haben, Augen, die von zu vielen Tränen gezeichnet sind", sagte er in seiner Ansprache.

"Diejenigen, die Angst vor euch haben, haben eure Gesichter nicht gesehen. Diejenigen, die euch fürchten, haben eure Kinder nicht gesehen. Sie haben vergessen, dass Würde und Freiheit über Angst und Spaltung hinausgehen. Sie haben vergessen, dass Migration nicht nur ein Thema für den Nahen Osten und Nordafrika, für Europa und Griechenland ist. Sie ist ein Thema für die ganze Welt", sagte er.

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Lesbos, auch bekannt als Lesvos und Mytilene, ist eine vorübergehende Heimat für Tausende von Einwanderern und Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und Afrika, die nach Europa wollen. Das neue Aufnahmezentrum Mavrovouni, das der Papst besuchte, hat eine Kapazität von 8.000 Menschen, ist aber aufgrund der COVID-19-Beschränkungen nicht voll belegt.

In seiner Rede zitierte Papst Franziskus wiederholt den 2016 verstorbenen Auschwitz-Überlebenden und Schriftsteller Elie Wiesel.

"Wenn Menschenleben bedroht sind, wenn die Menschenwürde in Gefahr ist, werden nationale Grenzen irrelevant", sagte der Papst und zitierte Wiesels Nobelpreis-Annahmerede von 1986.

Bei einem Treffen mit Migranten in Zypern zwei Tage zuvor erwähnte Papst Franziskus auch die Konzentrationslager der Nazis und Straflager der Kommunisten, als er über das Leiden der Migranten sprach.

"Wir beklagen uns, wenn wir die Geschichten über die Lager des letzten Jahrhunderts lesen, die der Nazis, die von Stalin. Wir beklagen uns, wenn wir das sehen und sagen: 'Aber wie konnte das passieren? Brüder und Schwestern, es geschieht heute, an unseren Ufern", sagte der Papst wörtlich am 3. Dezember in Nikosia.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Andrea Gagliarducci/CNA Deutsch

Papst Franziskus sagte in Lesbos, er sei beunruhigt, wenn er Vorschläge höre, dass gemeinsame Mittel für den Bau von Mauern verwendet werden sollten.

"Probleme werden nicht dadurch gelöst und das Zusammenleben verbessert, dass man höhere Mauern baut, sondern dadurch, dass man seine Kräfte bündelt, um sich um die anderen zu kümmern, entsprechend den konkreten Möglichkeiten eines jeden und im Respekt vor dem Gesetz, wobei der unveräußerliche Wert des Lebens eines jeden Menschen immer Vorrang hat", sagte er.

Dies war bereits der zweite Besuch von Papst Franziskus auf der Insel Lesbos, die rund 115.000 Einwohner hat und mehr als 17.000 Migranten beherbergte, bevor das Aufnahmezentrum Moria am 8. September 2020 von afghanischen Migranten niedergebrannt wurde.

Papst Franziskus besuchte die Insel im April 2016 einen Tag lang, wobei er das Aufnahmezentrum Moria besuchte und von dort 12 Migranten mit nach Italien nahm, wie CNA Deutsch berichtete.

"Fünf Jahre sind vergangen, seit ich diesen Ort besucht habe ... Nach all dieser Zeit sehen wir, dass sich in Bezug auf das Thema Migration wenig geändert hat", sagte der Papst.

"Mit tiefem Bedauern müssen wir zugeben, dass dieses Land, wie andere auch, weiterhin unter Druck steht, und dass es in Europa diejenigen gibt, die das Problem weiterhin als eine Angelegenheit behandeln, die sie nicht betrifft", sagte Franziskus.

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Während seines Besuchs im Aufnahmezentrum hörte sich Papst Franziskus ein Zeugnis von Christian Tango Mukaya an, einem katholischen Migranten, der aus der Demokratischen Republik Kongo bis nach Europa gekommen ist.

Mukaya ist nach eigenen Angaben Vater von drei Kindern, von denen er zwei seit seiner Ankunft im Aufnahmezentrum Lesbos im November 2020 bei sich habe. Sein anderes Kind und seine Frau hätten keinen Kontakt zu ihm, so der Mann. Die katholische Gemeinde auf Lesbos sei ihm in dieser schwierigen Zeit eine große Stütze gewesen.

"Mit der Kraft des Gebetes und der Fürsprache der Jungfrau Maria, unserer Mutter und der Mutter der Kirche, konnte ich die Schwierigkeiten überwinden, denen ich im Leben als Flüchtling begegnet bin", sagte Mukaya dem Papst und seinen weiteren Zuhörern bei der Veranstaltung.

Nach seinem Besuch im Aufnahmezentrum wird der Papst mit dem Flugzeug nach Athen zurückkehren, um am Nachmittag um 17 Uhr in einer Halle eine heilige Messe zu feiern. 

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Zum Abschluss seines Aufenthalts auf Lesbos betete der Papst im Aufnahmezentrum den sonntäglichen Angelus.

"Lasst uns jetzt zur Gottesmutter beten, dass sie uns die Augen für die Leiden unserer Brüder und Schwestern öffnet. Maria machte sich eilig auf den Weg, um ihre schwangere Cousine Elisabeth zu besuchen. Wie viele schwangere Mütter, die in Eile unterwegs waren, haben den Tod gefunden, obwohl sie das Leben in ihrem Leib trugen", sagte er.

"Möge die Mutter Gottes uns helfen, einen mütterlichen Blick zu haben, der alle Menschen als Kinder Gottes betrachtet, als Schwestern und Brüder, die aufgenommen, beschützt, unterstützt und integriert werden müssen. Und um zärtlich geliebt zu werden. Möge die allheilige Mutter uns lehren, die Wirklichkeit der Menschen über Ideen und Ideologien zu stellen und allen Leidenden eilends zu begegnen." 

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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