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Christus ins Herz gebrannt: Der Selige Franz Jägerstätter. Ein Kommentar.

Von den Nazis hingerichtet, weil er nicht für Hitler kämpfen wollte: Der selige Franz Jägerstätter (1907-1943)

Franz Jägerstätter, der unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. 2007 selig gesprochen wurde, ist bekannt für seine mutige Gewissensentscheidung, den Wehrdienst im Dritten Reich verweigert zu haben.

Es hat ihn buchstäblich "Kopf und Kragen" gekostet, nicht in Hitlers Armee zu dienen, als er nur 37jährig enthauptet wurde. Bis heute fasziniert seine tapfere Haltung nicht nur gläubige Menschen, sondern auch solche, die Gott und der Kirche kritisch gegenüber stehen. Er scheint einer der Katholiken zu sein, die man heutzutage "guten Gewissens" der breiten Öffentlichkeit präsentieren kann, ohne mit Kritik rechnen zu müssen. Franz Jägerstätter gilt als aufrechter Mann, der beispielhaft ist für den Widerstand gegen ein totalitäres, menschenverachtendes Regime. Er gilt zu Recht als vorbildhafter Held – doch leider wird oft nur seines mutigen "nein" zum Wehrdienst gedacht, ohne seine tiefe und innige Frömmigkeit zu erwähnen, die heute nicht weniger beispielhaft wäre. 

Zum Glück gibt es einen allgemeinen Konsens in unserer Gesellschaft, sich entschieden gegen rechtsradikale und nationalsozialistische Ideologien zu stellen. Menschen wie Franz Jägerstätter bestätigen eine, Gott sei Dank, weit verbreitete Überzeugung, wenn die Rede auf die "Pflicht zum Widerstand" kommt. Kaum Begeisterung findet derselbe Märtyrer jedoch für seine tief gläubige Gesinnung, die sich – heute für viele nicht nachvollziehbar – im täglichen Besuch der hl. Messe, in häufiger Beichte und geistlicher Schriftlesung äußerte. Kraft und Mut, gegen den brauen Strom zu schwimmen, fand Jägerstätter – wie übrigens viele andere Christen seiner Zeit – in seiner Freundschaft zu Jesus. Seine weitgehende unbekannte Frömmigkeit ist rührend und herausfordernd – gerade heute!

Der Schatz auf dem Altar

Über den Wert der hl. Messe beispielsweise schrieb Franz Jägerstätter eine ergreifende Betrachtung, die – wegen ihrer geistlichen Dichte – hier ungekürzt wiedergegeben werden soll: "Ist es möglich, dass wir an die wahre Gottheit Jesu Christi im Allerheiligsten Altarsakramente glauben, wenn wir jährlich nur zwei oder höchstens dreimal zum Tisch des Herren gehen? Beneiden wir nicht manchmal die Hl. Drei Könige, dass sie das Jesukind auf ihre Arme nehmen durften? Was mussten diese für eine weite und gefährliche Reise machen, bis sie dieses Glückes teilhaftig wurden. Hat uns nicht Christus in eine weit glücklichere Lage versetzt, als die Hl. Drei Könige; denn erstens brauchen wir keine so weite und gefährliche Reise machen, und zweitens haben wir eine noch weit größere Gnade, denn wir dürfen dasselbe Jesukind nicht bloß in die Arme nehmen, sondern es kehrt sogar in unser Herz ein. Da werden sich halt so manche denken, wenn wir das Jesukind in der consekrierten Hostie auch sehen könnten, wie einstens die drei Könige das Jesukind zu Betlehem geschaut, dann wär’s halt ganz was anderes. Hat nicht Christus selbst gesagt: "Selig, die nicht sehen und doch glauben". Folgedessen ist es ohne Zweifel, dass wir weit größere Gnaden aus dem Empfang der Hl. Kommunion schöpfen, wenn wir Christus in der Hl. Hostie nicht sehen, als wenn wir ihn sehen würden.

Setzen wir uns nicht einer sehr großen Gefahr aus, wenn wir so lau und gleichgültig gegen dieses hl. Sakrament sind? Es ist doch das größte und schönste Vermächtnis, das Christus uns noch beim letzten Abendmahle hinterlassen hat. Ja, unsere katholische Kirche erlaubt uns sogar täglich, wenn wir frei von der schweren Sünde sind, aus dieser reichen Gnadenquelle zu schöpfen. Kann es da nicht leicht möglich sein, dass uns Christus von der Erbschaft des Himmels einmal ausschließen wird, wenn wir schon so gleichgültig gegen diese Erbschaft, die er beim letzten Abendmahle hinterlassen hat, sein können?

Nehmen wir uns einmal ein Beispiel vor Augen. Irgendein reicher Onkel hinterlässt uns eine große Menge Geldes in (einer von) uns vielleicht eine Gehstunde entfernten Bank. Und zwar mit der einen Bedingung, dass wir jede Woche oder gar jeden Tag persönlich 100 oder gar 1000 Mark davon abholen können. Sollten wir aus nicht entschuldbaren Gründen fernbleiben, so fällt dieses nicht abgeholte Geld immer der Bank zu. Würden das viele sein, (für) die da noch eine andere Beschäftigung vorginge, wo sie vielleicht während dieser versäumten Stunde höchstens eine Mark oder noch weniger verdienten? Ich glaube nicht. Und sollte es wirklich solche geben, die dieses Geld wochen-, ja sogar monatelang nicht abholen und das Geld an die Bank verfallen lassen? Sollte dieser gute O¬nkel noch am Leben sein und es erfahren, wie gleichgültig man zu seiner Hinterlassenschaft ist, ich glaube, diesen guten Onkel würde der Zorn packen und vielleicht (würde er) nicht einmal ein Jahr zusehen können über diese Undankbarkeit und einen sehr bald wieder von dieser Erbschaft absetzen und dafür einen Würdigeren bestimmen. Obwohl wir uns durch ein solches Erbe nur einige Bequemlichkeiten auf dieser Welt verschaffen könnten, um wie viel höher dafür ist das Vermächtnis, das uns unser bester Freund Jesus Christus durch das Hl. Sakrament des Altares hinterlassen hat."

Jesu Namen im Herzen

Am 21. Mai dieses Jahres hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer den neuen Altar in der Heimatkirche Franz Jägerstätters in St. Radegund eingeweiht. Im Vorderteil sieht man die Urne mit der Asche des Märtyrers, die aus dem Gefäß fällt; ein ergreifendes Bild für die Lebenshingabe des jungen Christen, der um Jesu willen an seiner Gewissensentscheidung festhalten wollte. Auf dem Altar steht ein erstaunliches "Reliquiar", das wie eine Monstranz aussieht, in der das Jesus-Monogramm "JHS" leuchtet. Es handelt sich um die metallene Spitze einer Fahne. Was hat das mit Franz Jägerstätter zu tun? Seine Frau Franziska, die ganz wesentlich zum geistlichen Leben ihres Mannes beigetragen und nicht zuletzt auch in seine Entscheidung eingewilligt hat, obwohl sie wusste, dass diese sie zur Witwe machen würde, die sich fortan alleine um die drei Töchter und den Bauernhof zu kümmern hatte, berichtet in einer Jahrzehnte später verfassten und erst kürzlich bekannt gewordenen Notiz: "An einem Waschtag 1941. Ich wusch das Hemd von meinem Mann mit der Bürste (damals hatten wir keine Waschmaschine). Auf der Vorderseite war das Hemd voller Blut und Eiter. Auf meine Frage, wie er sich verletzt hat, erzählte er mir folgendes: Von einer Fahnenstange nahm er sich die eiserne Spitze ab, die war mit den hl. Namen [Jesus und Maria] verziert. Die wollte er für immer in seinem Körper eingeprägt haben." Franz Jägerstätter hatte sich – "verrückt" vor Liebe zu seinem göttlichen Freund – mit der glühenden Fahnspitze das Jesusmonogramm auf die Brust gebrannt. Ein moderner Wehrdienstverweigerer der – wie die frühkirchlichen und mittelalterlichen Heiligen – an seinem Leib sichtbar machen wollte, was schon lange in seiner Seele flammte.

Katholische Radikalos

Franz Jägerstätter war – man kann es nicht anders sagen – ein radikaler Katholik. Er war kein "Make love, no war" Hippie, wie in die späten 60er Jahre hervorgebracht hat. Er verweigerte den Wehrdienst nicht, weil er nur an eine bessere und humanere Welt glaubte, sondern vielmehr wusste, dass es um eine andere, unvergängliche Wirklichkeit ging, für die es sich auf Erden zu erproben gilt. Er, der als junger Mann noch eine uneheliche Tochter gezeugt hatte, erlebte eine echte Bekehrung und hat diese Gnade des "Neuanfangs" Tag für Tag vertieft; bis hin zu einer beinahe unverständlichen und sicherlich schockierenden Frömmigkeit – Brandzeichen Jesu und Mariens auf der Brust – die nur erklärt und gerechtfertigt werden kann durch eine überbordende Liebe, die immer mehr zu geben sucht und auch Schmerz und Opfer nicht fürchtet. Weil Christus in sein Herz eingebrannt war, konnte er den Kopf hinhalten als ein gottlos gewordener Unrechtsstaat ihn forderte. Heilige wie Franz Jägerstätter fallen nicht vom Himmel. Sie wachsen auf Erden da, wo die Sorge um "Leib und Leben" nicht die gute Saat des Wortes Jesu erstickt. Radikale Katholiken sind Männer und Frauen mit tiefen Wurzeln (lat. Radix) in Gottes fruchtbarem Boden, die Dürre und Überschwemmung nicht ausreißen können. Mit Christus und seiner Mutter im Herzen bringen sie Frucht, die bleibt – der im Dorf verachtete Jägerstätter ist heute ein Held, ein Beispiel, ein Vorbild; doch nicht nur in seiner Gewissensentscheidung, sondern auch in seinem tiefen Glauben.

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