Claire de Castelbajac wurde am 26. Oktober 1953 in Paris geboren. Plötzlich und unerwartet ist sie – im Alter von 21 Jahren – am 22. Januar 1975 gestorben, als sie innerhalb weniger Tage aus dem Leben gerissen wurde.

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Das Schicksal dieser jungen Frau wäre vielleicht gänzlich unbekannt geblieben, wenn nicht ihre Mutter, Solange de Castelbajac, nach dem Tod ihrer Tochter über 800 Briefe bekommen hätte. Es sind Briefe von ihren Mitschülern und Studenten, von ihren Lehrern und von ihren Freunden. Sie alle zeugen von dem Glück, das von ihr ausging, von ihrer Lebensfreude, von ihrer freundschaftlichen Treue, von der Tiefe ihres Glaubens. Manche schrieben, sie hätten durch Claires Fürsprache Gnaden erhalten. 

Der Karmelit Pater Philippe de la Trinité, ein Bruder von Solange de Castelbajac, ermuntert sie, die Briefe ihrer Tochter zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1978 erschien ein erstes Buch mit dem schlichten Titel "Claire de Castelbajac 1953-1975".

Pater Philippe de la Trinité OCD (1908-1977), geboren in Grenoble als Jean Rambaud war ein Onkel von Claire de Castelbajac. Er studierte Philosophie und Theologie an der Gregoriana in Rom. 1930 trat er den Unbeschuhten Karmeliten ein. 1934 wurde er zum Priester geweiht. Sein Lehrmeister war Pater Garrigou-Lagrange. Er wird Lehrer an Ordensschulen und Provinzial. Während des 2. Weltkrieges ist er Widerstandskämpfer und gehörte zum Lenkungsausschuss der Nationalen Front. Bald nach dem Krieg wird nach Rom berufen. Er lehrt und leitet das Theresianum, die theologische Fakultät der Unbeschuhten Karmeliten. 1973 wird er Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre. Seine Aufgabe bestand darin, die Integrität der katholischen Wahrheiten zu bewahren. Insbesondere kritisierte er den späteren Kardinal Henri de Lubac und den Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin.

Claire war das jüngste Kind einer fünfköpfigen Familie. Sie wurde in Paris geboren, wo ihr Vater zu der Zeit Bankdirektor war. Als er nach Marokko versetzt wurde, lebte die Familie fünf Jahre in Rabat. Die Familie kehrte 1959 nach Frankreich zurück und lebte fortan in Lauret, im Südwesten Frankreichs.  

Im selben Jahr ging Claire zur ersten heiligen Kommunion. Am Morgen ihres zehnten Geburtstages bestand Claire trotz ihrer Müdigkeit darauf, zur hl. Messe zu gehen. Am Abend vertraute sie ihrer Mutter an, worum sie gebetet hätte: "Dass ich immer so rein bleiben möge, wie ich nach meiner Taufe gewesen bin." Sie gewöhnte sich daran, jeden Morgen beim Erwachen die Seligste Jungfrau anzurufen: "O Unbefleckte Maria, ich vertraue dir die Reinheit meines Herzens an. Sei du ihre Hüterin für immer." Mit elfeinhalb Jahren wurde Claire gefirmt.

Claires Mutter unterrichtete ihre Kinder in der ersten Grundschulzeit selbst. Ab 1964 besuchte Claire ein Internat bei den Sacré-Coeur-Schwestern in Toulouse. Hier zeichnet sie sich durch eine große Lebensfreude, leidenschaftliche Selbstlosigkeit und eine ganz besondere Liebe zu den göttlichen Dingen. Sie schrieb nach Hause: "Heute Morgen bin ich zur Messe und zur Kommunion gegangen. Ich habe an euch gedacht, liebe Eltern, die ihr mir den katholischen Glauben gelehrt habt, die ihr mich beten gelehrt habt, die ihr mich habt taufen lassen. Ich verdanke euch alles und ich danke euch dafür mehr als ich sagen oder auch nur denken kann."

Im Mai 1968 begannen in Paris, dann in anderen Universitätsstädten Europas, Studentenunruhen der sogenannten "68er". Auch Claire hörte davon und dachte viel darüber nach. Sie war von dem politischen und gesellschaftlichen Durcheinander, dessen Zeugin sie wurde, sehr betroffen. Für sich erkannte sie als ein einziges Mittel dagegen: das Beten zu Unserer Lieben Frau, so wie es die Jungfrau in Fatima gefordert hatte. Ihr gelang es, die Schülerinnen ihrer Klasse zu überzeugen, einen Brief an alle Bischöfe Frankreichs zu schreiben: 

"Euer Hochwürden, Unsere Liebe Frau hat 1917 um folgende Dinge gebeten: den täglichen Rosenkranz, die Hingabe an ihr Unbeflecktes Herz und die Kommunion zur Versöhnung an jedem ersten Samstag im Monat. ‚Wenn man auf meine Bitten hört, wird sich Russland bekehren, und wir werden Frieden haben, wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt ausgießen.' Bis zu diesem Augenblick verbreitet Russland seine Irrlehren weiter, und der Frieden ist alles andere als vollkommen. Wahrscheinlich haben Frankreich und die katholischen Länder nicht genug für die Bekehrung der Sünder zur heiligen Jungfrau Maria gebetet. Aus diesem Grunde flehen wir Sie inständig an, Euer Hochwürden, bitten Sie Ihre Priester, all ihren Pfarrkindern die Botschaft Unserer Lieben Frau zu übermitteln. Sie werden ebenso wie alle anderen französischen Bischöfe von Kindern darum gebeten, diesen Ruf an unsere heimatliche Kirche zu richten. Wir sind sicher, dass Sie das berücksichtigen werden, und danken Ihnen dafür."

Obwohl erst fünfzehn Jahre alt stellte sich Claire gegen die Proteste, die insbesondere auch der Kirche entgegenwehten. Claire litt so stark darunter, dass sie darüber krank wurde und ein Schuljahr zu Hause beenden musste. 

In ihrem Umfeld gab es für Jugendliche kaum Gelegenheit, zu gemeinsamen Vergnügungen zusammenzukommen; darum organisierte sie zuerst einen Chor, später wurden Theaterstücke eingeübt, um den Bewohnern eines Altenheims und anderen Interessierten des Ortes etwas Unterhaltung zu bieten. 

Als Primanerin kam Claire zu den Dominikanerinnen nach Seilh bei Toulouse. Darüber war sie am Anfang nicht sonderlich erfreut, doch das änderte sich. Sie schrieb: "Es ist komisch, wenn man bedenkt, wie viele Gründe zum Glücklichsein man finden kann! Das Leben besteht aus lauter Glück! Es wird nur von den Menschen zum Unglück gemacht." 

Doch Claire hatte nach wie vor zu kämpfen. Am 8. September 1970, dem von ihr sehr geliebten Fest von Mariä Geburt, weigerte sie sich zur Messe zu gehen. Sie wurde von einem anderen Einfluss beherrscht. 

Den ersten Teil der dreiteiligen Serie lesen Sie hier.

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