Indem der Sohn Gottes Mensch wurde, erlöste und heiligte er die Welt. Aber das Erste, was er erlöste und heiligte, war natürlich der unmittelbare Kontext, in dem er Mensch wurde: die Familie! Aus diesem Grund wird das Fest der Heiligen Familie am ersten Sonntag nach Weihnachten gefeiert. Aber unsere Feier ist kein einfaches Gedenken an etwas Vergangenes oder das Betrachten eines Bildes der Heiligkeit, die im Himmel ist, in einem unerreichbaren Raum: Das Fest der heiligen Familie soll uns helfen, heilige Familien aufzubauen!

Das heutige Fest lädt uns ein, den Willen Gottes in Bezug auf die Familie zu entdecken: Was ist das Bild der Familie, das Gott im Sinn hatte, als er im Anfang den Menschen als Mann und Frau schuf, sie segnete, uns sagte: Seid fruchtbar und vermehrt euch … Der Mann verlässt Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.

Die Familie sollte im Plan Gottes die Fortsetzung der Schöpfung sein. In gewisser Weise bekommt sie ihre Bedeutung deshalb aus der Schöpfung.

Was ist die Schöpfung? Sie ist die Mitteilung der Existenz, die aus Liebe geschenkt wird. Gott erschafft freie Wesen und gibt ihnen das Leben, weil er gut ist, weil er Liebe ist, und die Liebe neigt dazu, sich zu verströmen und sich mitzuteilen.

In diesem Licht erscheint die Familie als eine Wirklichkeit, die von Gott gewollt wurde, damit sich das Leben in der Zeit durch die Liebe ausbreitet.

Ist es heute möglich, an eine derart hohe Vorstellung der Familie zu glauben und sie zu nähren, ohne als Träumer und unzeitgemäß zu erscheinen?

Ist es noch möglich, in der Familie das Nest des Lebens und die Wiege der Liebe Gottes zu sehen, in einer Zeit der Krise, wie der unseren, in der sie oft Vorwürfen ausgesetzt und Schauplatz schrecklicher Ereignisse ist? Ja, es ist möglich. Mehr noch, es ist notwendig. Genau das ist das Zeugnis des Optimismus, den die Gläubigen heute zu geben berufen sind, im Hinblick auf die Werte der Schöpfung, aus dem Wort Gottes.

Da der Sohn Gottes in einer menschlichen Familie Mensch geworden ist, ist es möglich, dass unsere Familien zu Heiligtümern der Liebe und des Lebens werden: dass sie heilig werden.

Aber was ist der Preis dieser Heiligkeit (wird vielleicht jemand fragen)? Erfordert das nicht einen heroischen Einsatz? In gewissem Sinne ja, denn jedes authentische christliche Leben ist ein Aufruf zum Heroismus. Aber das Geheimnis ist der Glaube, von dem uns der Hebräerbrief spricht (11,8-19): sich nie von Gott zu trennen, an der Wurzel festzuhalten, aus der die Familie einst geboren wurde; Jesus Christus ins Zentrum zu stellen, die Inkarnation der Liebe Gottes für uns.

Heutzutage wird viel über Familienpsychologie, Pädagogik, Familienrecht gesprochen … Alles gute Dinge, aber wehe, man würde die Neugeburt der Familie nur von diesen menschlichen Werkzeugen erwarten: Es wäre eine große Enttäuschung. Die Neubelebung kann nur durch eine Erneuerung in der Liebe erfolgen; die Liebe ist jene Wirklichkeit, aus der eine Familie geboren wird und die allein sie am Leben erhalten kann.

Das scheint unmöglich, weil wir sofort, aber fälschlicherweise, an eine bestimmte Art von Liebe denken, die an sich und in sich instabil und zum Niedergang verurteilt ist – wie alle Dinge und jedes menschliche Gefühl. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn diese Liebe durch die Liebe Gottes fortlaufend gestärkt wird.

Das ist die wahre Bedeutung der Nächstenliebe, die das Gebot Jesu ist und in der Familie den ersten und wichtigsten Wirkungsbereich haben muss. Es ist seltsam, dass wir unter Nächstenliebe die Liebe zu den Armen der Dritten Welt, zu den Aussätzigen, zu denen in der Ferne verstehen, und wir normalerweise nicht die Liebe zum allernächsten Nächsten meinen, also zu dem, der uns am nächsten ist und dem wir am nächsten sind.

Wenn die aus Gott kommende Nächstenliebe die menschliche Liebe vervollkommnet, dann sind die Früchte wunderbar. Nur diese Art von Liebe – die nicht mehr reine körperliche Anziehung oder unbeständige Sentimentalität ist, sondern ein wahres Geschenk der eigenen Person an den anderen – ist in der Lage, die Gegensätze zu überwinden, die heute die Familien auseinanderreißen; sie ist in der Lage zu vergeben, in Stille zu geben, sich selbst für die anderen vergessen …

Wie kann man diese Haltung erwerben? Sie ist nicht nur das Ergebnis einer richtigen Wahl oder des Glücks (auch wenn die Wahl des Ehepartners eine sehr wichtige Sache ist). Sie ist Frucht der Großherzigkeit: Sie ist der Sieg über den Egoismus, den unsichtbaren, aber tödlichen Feind der Liebe und damit auch der Familie. Aber sie ist auch und vor allem die Frucht der Gnade, der Hilfe Gottes. Es gibt ein traditionelles italienisches Lied, in dem es heißt: „Wo Liebe ist und Nächstenliebe, da ist Gott.“ Auch das Gegenteil ist zutiefst wahr: „Wo Gott ist, da ist Liebe und Nächstenliebe“.

In einer Familie, in der Gott durch den Glauben der Eltern, durch das Hören auf sein Wort, durch das gemeinsame Gebet, durch das Halten seiner Gebote gegenwärtig ist, wird es an Liebe nicht fehlen und sie wird nach jeder Krise wieder neu geboren werden können.

Das ist letztlich der Grund für unseren Optimismus. Deshalb lasst uns heute gemeinsam zur Heiligen Familie von Nazareth beten, damit Gott wirklich aufgenommen werde in den Familien und sie als Widerschein der schöpferischen Liebe des Vaters wieder neu leuchten mögen.

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Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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