Vom kommenden Montag an, vom 23. bis 26. September 2019, werden sich die deutschen Bischöfe in Fulda zur Herbstvollversammlung treffen. Sichtbar begleitet werden die Oberhirten von interessierten Medien. Auch katholische Verbandsgruppen wollen ihre Wünsche, Erwartungen und ihren Unmut in der Stadt des heiligen Bonifatius kundtun. Unsichtbare Begleiter benötigen alle deutschen Bischöfe so sehr, nicht nur, aber besonders in diesen Tagen, und es gibt sie: Das sind die stillen Beter im ganzen Land, die weder von kirchenpolitischen Absichten noch von Reformideen geleitet sind.  

In den letzten Wochen und Tagen des öffentlichen Spektakels und der Debatten um den "Synodalen Weg" fragten sich vielleicht auch einige von Ihnen: Warum bin ich der Kirche treu? Warum bekenne ich mich zu ihr? Meine Gedanken hierzu waren sicher auch von persönlichen Erfahrungen bestimmt. Gläubige Katholiken nehmen im Alltag, in Krankheit, Leid und Not, ihren Rosenkranz in die Hand, im Vertrauen auf die Fürsprache und den Schutz der Gottesmutter. In manchen Momenten wird uns das vielleicht besonders bewusst, wenn wir nichts mehr tun können, als uns ganz in die Hand Gottes zu geben – und darum bitten: Dein Wille geschehe. Diese Erfahrung machen wir, wenn wir einem lieben Angehörigen in den Stunden schwerer Krankheit beistehen. Wenn wir ganz von unserer Schwäche überzeichnet sind. Wenn wir rat- und wortlos vor dem Tabernakel verharren. Wenn wir Ihn anschauen und von Ihm angeschaut sein möchten, vom Herrn, der gegenwärtig ist im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Wenn wir den Rosenkranz nicht mehr beten, sondern nur noch umklammern können. Wenn wir von innen her nur noch nach Oben sehen können. Wenn uns selbst ganz bewussst wird, dass wir im Innersten Bettler vor Gott sind, die in der Sterbestunde die Worte des guten Schächers am Kreuz wählen werden: "Jesus, denk an mich …" Die Hoffnung, die uns trägt und hält – auch hier und heute –, ist die Zusage des Herrn: "Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein."

Die Pilgerreise unseres Lebens umschließt viele Stationen. Lichtreiche Augenblicke sind uns geschenkt. Oft liegt ein Grauschleier über dem Alltag. Jeder von uns kennt düstere Wegstrecken. Wir alle wissen nicht, was vor uns liegt oder was uns und unseren Lieben noch verhängt sein wird. Benedikt XVI. sagte in der Eucharistiefeier an seinem 85. Geburtstag: "Aber ich weiß, daß das Licht Gottes da ist, daß er auferstanden ist, daß sein Licht stärker ist als alles Dunkel; daß Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Und das läßt mich in Gewißheit weitergehen."

Viele einfach gläubige, ganz normale Katholiken sehen bekümmert und verunsichert nach Fulda. Ihre Sorge gilt der Kirche. Das Haus Gottes ist nur unser Haus, weil Er uns einlädt zu sich. Es ist Seine Kirche, in die er uns hineinbittet. Wir sind nicht dazu bestellt, sie zu sanieren oder umzugestalten. Er ruft uns zur Umkehr, zur Hinwendung zu Ihm. Vor 7 1/2  Jahren, in der Chrisam-Messe am 5. April 2012, hat Benedikt XVI. auf eine Deklaration von Geistlichen geantwortet, die einen "Aufruf zum Ungehorsam" publiziert hatten und unter anderem das Priestertum der Frau forderten. Der Papst sprach vom priesterlichen Dienst: "Es geht um eine innere Verbindung, ja, um Gleichgestaltung mit Christus, und dabei geht es notwendig um ein Überschreiten unserer selbst, um den Verzicht auf das bloß Eigene, auf die viel beschworene Selbstverwirklichung. Es geht darum, daß wir, daß ich mein Leben gerade nicht für mich selbst beanspruche, sondern es einem anderen – Christus – zur Verfügung stelle. Daß ich nicht frage: Was habe ich davon, sondern frage: Was kann ich für ihn und so für die anderen geben? Oder noch konkreter: Wie muß diese Gleichgestaltung mit Christus, der nicht herrscht, sondern dient; der nicht nimmt, sondern gibt – wie muß sie in der oft dramatischen Situation der Kirche von heute aussehen?" Diese dramatische Situation scheint sich heute noch verschärft zu haben. Benedikt fährt fort und fragt: "Ist Ungehorsam ein Weg, um die Kirche zu erneuern? Wir wollen den Autoren dieses Aufrufs glauben, daß sie die Sorge um die Kirche umtreibt; daß sie überzeugt sind, der Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln begegnen zu müssen, um neue Wege zu öffnen – die Kirche wieder auf die Höhe des Heute zu bringen. Aber ist Ungehorsam wirklich ein Weg? Spüren wir darin etwas von der Gleichgestaltung mit Christus, die die Voraussetzung jeder wirklichen Erneuerung ist oder nicht doch nur den verzweifelten Drang, etwas zu machen, die Kirche nach unseren Wünschen und Vorstellungen umzuwandeln?"

Diese Verzweiflung scheint auch in die Wege der Kirche in Deutschland heute eingeschrieben zu sein. Teile des Episkopats wirken wie getrieben und verunsichert. Empörte Christenmenschen melden sich zu Wort und finden Gehör. Einige Bischöfe äußern Verständnis und solidarisieren sich mit Protestgruppen. Ein regionalkatholisches Selbstbewusstsein wird artikuliert. Der Eindruck entsteht, als ruhte für viele die letzte, einzige Hoffnung nun auf dem "Synodalen Weg" und seinen Gesprächsforen – und nicht mehr auf dem Herrn der Kirche. Aber einfach gläubige Katholiken beten noch immer zu Jesus Christus und vertrauen auf die Fürsprache und den Schutz der Gottesmutter und aller Heiligen. Benedikt XVI. appellierte in seiner Predigt an die Priester: "All unsere Verkündigung muß Maß nehmen an dem Wort Jesu Christi: »Meine Lehre ist nicht meine Lehre« (Joh 7, 16). Wir verkündigen nicht private Theorien und Meinungen, sondern den Glauben der Kirche, deren Diener wir sind."  Dasselbe gilt, so scheint mir, auch für die Weltchristen, die berufen sind, mit dem Zeugnis des eigenen Lebens für Christus und Seine Kirche einzustehen. Gott schaue nicht "auf die große Zahl und auf die äußeren Erfolge", sondern erringe "seine Siege im demütigen Zeichen des Senfkorns". Viele Katholiken in ganz Deutschland und gewiss auch die Schwestern und Brüder im Glauben in Rom und überall auf der Welt werden in der kommenden Woche im Gebet – so wie wir – den deutschen Bischöfen verbunden sein. Bitten wir darum, dass unsere Hirten und wir selbst in Wort und Tat glaubhaft das Evangelium Jesu Christi verkünden und bezeugen – und dass alle Seiner Kirche in Liebe dienen, ob Kleriker oder Weltchrist. Heiliger Bonifatius, bitte für uns.    

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