Um Verständnis und Unterstützung warben Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, und der ZdK-Präsident Thomas Sternberg zu Beginn des "Synodalen Weges". Wer sich in den Medien, gleich welcher Art, vorab umgesehen hatte, entdeckte unter säkularen wie auch unter kirchlich angestellten Beobachtern und Kommentatoren eher die verbreitete Erwartung, dass die klassischen Themen kirchlicher Reformpolitik nun Resonanz finden könnten. Kardinal Marx und Sternberg bekräftigten indessen einhellig, dass sich die Delegiertenversammlung keine deutsche Nationalkirche ausdenken wolle. Auch in Interviews vorab hatte insbesondere der Münchner Erzbischof dies als boshafte Unterstellung bezeichnet. Ich persönlich halte Kardinal Marx, der ja auch zu den engsten Beratern des Papstes gehört, für glaubwürdig – und er weiß, was er bei seiner Bischofsweihe versprochen hat. Auch der ZdK-Präsident wird das meinen, was er öffentlich sagt – daran besteht ebenso kein Zweifel.

Zwei Beobachtungen zu Beginn des "Synodalen Weges" bleiben haften und machen nachdenklich. Einige Bischöfe um den Eichstätter Bischof Hanke hatten den Antrag eingebracht, dass Vorschläge aus den Gesprächsforen, die der Lehre der Kirche widersprechen, nicht in den Vollversammlungen diskutiert werden sollten. So berechtigt dies Ansinnen war, so deutlich erfolgte die Ablehnung der Delegierten – darüber staunt sicherlich niemand. Die Bischöfe Hanke, Ipolt, Oster, Voderholzer und Woelki beantragten sodann, dass nur "»einmütig« beschlossene Vorlagen" in die Vollversammlung gelangen sollten. Gedacht war an ein Minderheitenveto von vier Mitgliedern. Zugleich sollten Vorlagen nicht erlaubt sein, die der kirchlichen Lehre widersprechen. Wir lesen dazu bei "Domradio.de": "Den so formulierten Änderungsantrag lehnten 87 Prozent der Synodalen ab, 12 Prozent stimmten zu. In Gegenreden zu dem von Bischof Gregor Maria Hanke aus Eichstätt vorgetragenen Antrag wurde betont, dass die Synodalversammlung über kontroverse Fragen debattieren und entscheiden können müsse und diese nicht bereits auf der Ebene der Foren ausgesondert werden sollten."

87 Prozent ist eine deutliche Mehrheit – nicht unter den Katholiken, die in Deutschland leben, aber unter den ausgewählten Teilnehmern des "Synodalen Weges". Was unter dem sibyllinischen Begriff "kontrovers" gesammelt werden kann, mag sich jeder vorstellen, der die Agenda der jeweiligen Foren kennt. Eine große Gruppe von Katholiken, darunter viele Geistliche, stimmt also grundsätzlich zu, dass über Themen diskutiert und entschieden werden kann, die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen. Das ist also die erste Positionsmarkierung des "Synodalen Weges". Die Ergebnisse dieses Klärungsprozesses sind noch offen. Festzuhalten bleibt auch, dass die Laienvertreter des "Synodalen Weges" zwar als Repräsentanten der Weltchristen auftreten, aber kein Mandat der Katholiken haben. Sie sind – im Gegensatz zu Mitgliedern von Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen – ja nicht gewählte Delegierte im Sinne von Abgeordneten.

Mit mir werden viele andere Katholiken in Deutschland sagen: Wenn ich den Vorschlag der Bischöfe Hanke, Ipolt, Oster, Voderholzer und Woelki sehe, dann weiß ich – diese fünf Bischöfe vertreten mich und meine im Ganzen unmaßgebliche persönliche Meinung zu diesem "Synodalen Weg". Dasselbe gilt, diese abschließende kurze Beobachtung sei noch angefügt, für die Intervention von Bischof Voderholzer hinsichtlich der MHG-Studie: "Diese Studie muss als unwissenschaftlich gelten, solange es keine Vergleichsstudien gibt." Anders gesagt: Die Studie ist kein kategorischer Imperativ für die Reform der Kirche in Deutschland.

Der Missbrauchsskandal bleibt verstörend und erschreckend. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des Missbrauchs informiert dazu: "Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen findet täglich, real und überall statt." Die Bereiche, in denen dies auftritt, sind u. a. Kitas, Schulen, Kirchengemeinden und Sportvereine – und auch Familien. Wir können naiv fragen: Was hat das alles mit der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen zu tun? Nicht Kirchenreformen, nicht die Abschaffung des Zölibats für Priester, also der Lebensform Jesu, sorgen für die Vermeidung von sexuellem Missbrauch – in "Kein Raum für Missbrauch" werden Schutzkonzepte und Materialien vorgestellt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung hiermit wäre dringend geboten. Am Ende der ersten Etappe des "Synodalen Weges" fragen sich viele Katholiken in Deutschland: Wohin gehst du, Kirche?

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