Eine lebhafte Debatte hat die Reihe Disputa del Sacramento bei CNA Deutsch ausgelöst. 

Stefan Meetschen arbeitet im Feuilleton der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost", in der auch der Kommentar von Paul Badde über die "horizontale Kirchenspaltung" erschien, der den Startschuss in der Debattenreihe machte.

Dr. Stefan Meetschen (Foto: Justyna Galant) 

Vielleicht liegt es an meiner Herkunft oder daran, dass ich seit zehn Jahren in Polen lebe: Ich verstehe jedenfalls nicht wirklich, wieso in der Kirche eine Diskussion über die Hl. Kommunion oder den Zugang zu ihr ausgebrochen ist. Als ich vor fast 25 Jahren konvertierte, tat ich dies auch aus einer inneren "Notlage" heraus. Mir war klar geworden:  Was am Altar durch den geweihten Priester geschieht, ist kein magischer Hokuspokus, sondern das größte Geheimnis, dessen wir unter der Sonne teilhaftig werden können. Durch die Transsubstantiation, die Wesensverwandlung der Hostie in den Leib Christi, ist Jesus real präsent. Wir können dadurch mit Gott, der uns heilen will, verschmelzen. "Herr, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund."

In aller Freiheit. Niemand außerhalb der Kirche muss dies glauben. Und wer im Abendmahl nur ein Zeichen, ein symbolisches Gedächtniswerk sieht, dem sei dies im Zeitalter der Religionsfreiheit unbenommen. Ich bin den Jesuiten in Berlin jedenfalls dankbar, dass ich damals – nachdem ich mich lange und intensiv mit der Katholischen Lehre auseinandergesetzt hatte und mich vor allem die Bücher von P. Emiliano Tardif angesprochen hatten, der von vielen gnadenhaften Phänomenen während der Heiligen Kommunion berichtet - in die Kirche aufgenommen wurde. Der Weg zum Tisch des Herrn wurde frei. Barmherzigkeit setzt eben immer auch das Streben nach Erkenntnis und den Mut zu konsequentem Handeln voraus.

Warum erwähne ich Polen? Weil ich glaube, dass mir hier trotz aller Berliner Anfangsgnaden ein vertieftes Verständnis der Eucharistie geschenkt wurde. Wenn man bei jeder hl. Messe, egal ob in Warschau, Krakau oder Danzig, inmitten von Gläubigen ist, die vor dem Empfang der Kommunion auf die Knie gehen und den Leib des Herrn zu 99,9 Prozent per Mundkommunion empfangen, so färbt diese äußere Haltung irgendwann ab. Der so oft (und sicherlich nicht zu Unrecht) kritisierte Herdentrieb – er kann ja auch mal etwas Positives bewirken! Und das sind nicht nur Formalitäten. Die innere und die äußere Haltung hängen - jeder Liturgiker kann das bestätigen - eng miteinander zusammen. Mir ist in Polen tatsächlich durch das Beispiel der katholischen Laien eine größere Ehrfurcht vor Gott geschenkt worden, die sich auch körperlich manifestiert.

Was nicht heißen soll, dass eine solche Ehrfurcht nur in Polen möglich ist oder an eine bestimmte Nation oder Kultur gekoppelt ist. Die Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" (2003) ist zwar von einem Polen verfasst worden, bleibt aber für alle Gläubigen der Weltkirche eine wichtige Richtschnur. Dort heißt es unter Punkt 35: "Die Feier der Eucharistie kann aber nicht der Ausgangspunkt der Gemeinschaft sein, sie setzt die Gemeinschaft vielmehr voraus und möchte sie stärken und zur Vollendung  führen. (…) Die enge Beziehung, die zwischen den unsichtbaren und den sichtbaren Elementen der kirchlichen Gemeinschaft besteht, ist ein konstitutives Merkmal der Kirche als Sakrament des Heiles. Nur in diesem Zusammenhang ist die Feier der Eucharistie rechtmäßig und die Teilnahme an ihr wahrhaftig. Deshalb ist es eine Anforderung, die sich aus dem Wesen der Eucharistie ergibt, dass sie in der Gemeinschaft gefeiert wird, und zwar dort, wo die Unversehrtheit ihrer Bande gewahrt ist."

Für Papst Johannes Paul II. war dies kein Diskussions- und Debattenbeitrag.   

Eine Übersicht und weitere Beiträge rund um den "Kommunionstreit" finden Sie hier.  

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