Im Frühjahr 2020 traf der Corona-"Lockdown" ausnahmslos alle Lebensbereiche in Deutschland, alle Religionsgemeinschaften und auch die Kirche des Herrn. Die Frage, ob die Maßnahmen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprachen, stellte sich bereits damals und wurde, geschuldet der herausfordernden Situation, differenziert beantwortet. 

Wenig überraschend befinden wir uns gegenwärtig ein zweites Mal in einer vergleichbaren Situation. Wir grübeln, wir nehmen bisweilen surreale Situationen im Alltag wahr. Einige regen sich auf, andere lächeln, hilflos, verzagt und auch verwundert. Was mich betrifft, so äußere ich mich gänzlich subjektiv und ohne Anspruch auf Zustimmung, wenn ich sage, dass ich fast niemals, aber in einem einzigen Punkt mit Friedrich Nietzsche einer Meinung bin: "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Der "Lockdown" hat das kulturelle Leben zwar nicht radikal beendet, aber befristet unterbrochen. Mir tut das weh. Ich lebe ungern auf Dauer von Konserven. Die "Hygienekonzepte" waren sorgfältig ausgearbeitet und funktionierten. Kein einziger Konzertsaal ist als Infektionsherd bekannt. Noch unverständlicher ist mir die Schließung von Tierparks, die zwar anders, aber nicht weniger als Schulen auch über einen Bildungsauftrag verfügen. Zoos dürfen im Gegensatz zu den oft maroden Schulhäusern aber unter freiem Himmel besucht werden. Die Schulen bleiben geöffnet, nun denn. Es gibt Gründe dafür – und Gründe dagegen.  

Mein Zweifel an der Verhältnismäßigkeit etlicher Maßnahmen der herrschenden Verordnungspolitik wächst. Aber ich muss und kann das aushalten und ertragen. Wie sehr auch besorgte politisch Verantwortliche – etwa der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil – darum ringen, sich angemessen zu der derzeitigen Lage zu äußern, zeigt dessen authentische Antwort auf die Frage, ob vermeintliche Verstöße gegen die Corona-Verordnungen in der Nachbarschaft bei der Polizei angezeigt werden sollen. Ja, wir erleben sehr besondere Zeiten. Aber wir dürfen Gottesdienste, wir dürfen heilige Messen feiern und die Sakramente empfangen. Sind wir dankbar dafür? Oder zieht ein neuprotestantischer Geist – diesmal nicht synodaler Art – in die Kirche ein? Manche opponieren gegen die Maßnahmen, die in den Hygiene- und Schutzkonzepten in den Bistümern und Pfarrkirchen herrschen.

Vorbildlich vermittelt und erläutert der Münsteraner Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp die Corona-Maßnahmen für Gottesdienste. Exemplarisch genannt seien hier zwei Grundlagen: "1. Bedeckung von Mund und Nase – Ab einer Inzidenz von 35 tragen die Gottesdienstbesucher eine Mund-Nase-Bedeckung. Ausgenommen sind Zelebranten, liturgische Dienste, Lektoren und Vorsänger. – 2. Gesang – Gemeindegesang ist nur zulässig unter Einhaltung des Mindestabstandes und unter Berücksichtigung der Inzidenzwerte. Ab einer Inzidenz von 50 wird der Gemeindegesang deutlich reduziert. … Chorgesang bleibt nach den Vorgaben der Anlage Hygiene- und Infektionsstandards zur CoronaSchVO erlaubt." Wie Generalvikar Winterkamp um Verständnis wirbt, kann auf der Homepage des Bistums nachgelesen werden. 

Mit großer Dankbarkeit und Freude haben Gläubige in vielen Diözesen wahrgenommen, dass die Spendung der Mundkommunion seit einiger Zeit wieder erlaubt ist. Nicht die Abstandsregeln sind die Herzmitte der Eucharistiefeier, sondern Christus, das Messopfer und der Empfang der heiligen Kommunion. Manche erleben die Corona-Maßnahmen als Zumutung, als Ärgernis und reagieren empört. Wer sich darüber erregen möchte, kann das in aller Freiheit tun – und darf sich zugleich fragen, ob der persönliche Zorn dem katholischen Frieden dient. Man könnte das eigene Unverständnis und den Gehorsam gegenüber Corona-Maßnahmen auch als Opfer verstehen. Oder sind wir als Katholiken etwa dazu berufen, in welcher Form auch immer, zu protestieren? Ich glaube, dass trotzige Protestanten noch immer die begabteren Protestler sind. Zitieren möchte ich abschließend – stellvertretend für viele Geistliche – das Wort eines klugen, frommen Priesters, eines einfachen Arbeiters im Weinberg des Herrn: "Vergessen wir nicht, dass uns in jeder hl. Messe das Erlösungsopfer und in jeder hl. Kommunion der Erlöser selbst geschenkt wird. Dieses Geschenk ist jedes Opfer wert und kann uns über jede Beschwernis hinwegtrösten!"

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