Bei der Eröffnungssequenz zur ersten Synodalversammlung zum "Synodalen Weg" sprach der Passauer Bischof Stefan Oster über seine Motivation, sich für die Kirche zu engagieren und betonte die zentrale Bedeutung der Realpräsenz Christi in der Eucharistie. Oster sprach auch die Gefahr an, dass der "Synodale Weg" für Eigeninteressen missbraucht werden könne.

CNA Deutsch dokumentiert den Beitrag des Jugendbischofs im Wortlaut:

Ich glaube, weil ich überzeugende Menschen des Glaubens kennenlernen durfte und weil ich die Wahrheit von der erlösenden Gegenwart Jesu selbst erlebt habe. Sie hat mein Leben verändert. Ich engagiere mich in der Kirche, weil ich sie glaube als von Gott erwählter Wohnort seiner Gegenwart. Ich will in der Kirche Gott verherrlichen und wünsche mir, dass möglichst viele Menschen durch den Dienst der Kirche berührt werden von der liebenden und befreienden Gegenwart des Herrn.

Deshalb auch ist für mich die sogenannte Realpräsenz das alles entscheidende Thema für unsere Kirche. Es geht nicht einfach nur um eine Botschaft des Evangeliums in Worten. Vielmehr ist die gute Botschaft die, dass der Herr selbst tatsächlich anwesend ist, dass er liebt, dass er vergibt – und dass er mit seiner Liebe uns und die Welt verändern will. Eine Antwort darauf, ein Vertrauen-Können, dass er wirklich da ist, erlöst und befreit uns. Und sie befähigt uns mehr und mehr zu einer Liebe, die der Seinen ähnlicher wird. 

Die grundlegende Krise der Kirche liegt daher aus meiner Sicht in der von sehr Vielen erlebten und von sehr Vielen auch geglaubten grundsätzlichen Abwesenheit Gottes. Das hat zur Folge, dass sich das Evangelium häufig nur mehr auf bloße Worte, Sätze und Gedanken reduziert. Wenn es so ist, dann hat das Evangelium auch keine existenziellen, verändernden Auswirkungen mehr auf unsere Menschenherzen. Auch die Krise, die durch die Erkenntnis des Ausmaßes von sexuellem Missbrauch über uns gekommen ist, hängt aus meiner Sicht – neben anderen Faktoren – in der Tiefe mit einer faktisch geglaubten oder erlebten Abwesenheit Gottes zusammen.

Wenn also die Mystik fehlt, das heißt, die Erschließung von Erfahrungsdimensionen von Jesu Anwesenheit, reduziert sich Kirche notwendig auf Moral oder einen bloßen Humanismus der Nettigkeit oder auf den Versuch des Relevanzgewinns durch bloß strukturelle Veränderungen.

Oder schlimmer noch: Entleerter Glaubensinhalt und Struktur werden benutzt und missbraucht, um nur mehr Eigeninteressen zu verfolgen. 

Die Gefahr der Konzentration auf strukturelle Änderungen sehe ich auch für den "Synodalen Weg" und bin deshalb dankbar um das Wort des Papstes, der auf den nötigen Primat der Evangelisierung auf diesem Weg hingewiesen hat. Und ich bin dankbar, dass der Weg auch geistlich begleitet und eingerahmt ist. Ich wünsche mir aber, dass eben dies mehr sein wird als ein geistliches Feigenblatt. 

Ich engagiere mich beim "Synodalen Weg", weil ich als Mitglied der deutschen Bischofskonferenz zugesagt habe, in ein ehrliches und offenes Gespräch einzutreten über die Folgen des Missbrauchs und über die Fragen, wie sich Kirche aus solchen Erkenntnissen heute erneuern kann.

Meine Hoffnung ist, dass auf diesem Weg auch die Anwesenheit unseres Herrn erfahrbar wird und sie uns alle in unserem Glauben und in unserem Ringen um Einheit stärkt. 

Alle weiteren Beiträge der Eröffnungssequenz sind online abrufbar.

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