„Nach der Heiligen Schrift und der Nachfolge Christi gehört die Philothea zu den am meisten verbreiteten religiösen Büchern“ der Christenheit. Die „Philothea“ des heiligen Bischofs Franz von Sales ist eine höchst kompetente „Einführung in das geistliche Leben“.

Franz von Sales (1567–1622) war Bischof im calvinistischen Genf und sah seine Aufgabe in der Rekatholisierung der Menschen, denen er als begnadeter Prediger auch ein einfühlsamer Seelsorger war. So ist es nicht verwunderlich, dass er seine zahlreichen Schriften, insbesondere seine „Philothea“, aus seelsorglichen Motiven verfasste; es sah darin seinen besonderen missionarischen Auftrag.

Dem Münsterländer Peter Dyckhoff ist es ein Anliegen, die Schätze von bekannten und weniger bekannten katholischen Lehrern wieder ans Licht zu holen. Dies ist sein persönlicher priesterlicher und missionarischer Beitrag, den er in die Kirche einbringt. Er überträgt jene beinahe vergrabenen Schätze in eine zeitgemäße Sprache und legt sie den Menschen von heute so vor, damit sie Geschmack finden am Glauben an Jesus Christus.

Mit seinen zahlreichen Büchern, etwa der Gebetslehre des Johannes Cassian, über das Jesusgebet, über die „Wolke des Nichtwissens“, die ein englischer Mönch im 14. Jahrhundert verfasste; mit „Die leise Sprache Gottes“ des hl. Kirchenlehrers Johannes von Ávila oder auch dem Hauptwerk des Franziskus von Osuna „Das geistliche ABC“, lässt der in diesem Sommer sein 85. Lebensjahr vollendende Pfarrer Dyckhoff seine Leser mit seinen eigenen Übertragungen teilhaben an den großen Glaubensschätzen der katholischen Überlieferung. Hinter all diesen Arbeiten sieht er seinen Auftrag, als Priester für seine Zeit in diesem Leben den katholischen Glauben weiter zu reichen. 

Die Philothea besteht aus fünf Teilen: 1. Lass dich da abholen, wo du stehst, und dich weiterführen; 2. Empfehlungen, damit Leben gelingt und sich die Seele zu Gott erhebt. Das Gebet und die Sakramente; 3. Hinweise für ein Gott gefälliges Leben; 4. Ratschläge, um Versuchungen zu widerstehen; 5. Übungen und Hilfen zur Erneuerung des Glaubens und zur Stärkung der Seelenkräfte.

Wie im Original des hl. Franz von Sales, so folgen auch bei Peter Dyckhoff unter diesen Überschriften die entsprechenden Kapitel und Betrachtungen. Obgleich sie inhaltlich dem Ursprungstext nicht entgegenstehen, so sind sie sprachlich neu gefasst. Für den eifrigen Nutzer der alten, von P. Dr. Franz Reisinger übersetzten und im Franz-Sales-Verlag erschienen „Philothea – Anleitung zum frommen Leben“, erscheint die neue, hier vorgelegte Version sprachlich fremd.

Um die Unterschiede an einem Beispiel deutlich zu machen, sei es erlaubt, einen der drei letzten „Ratschläge“ des hl. Franz von Sales im 18. Kapitel des 5. Teils vorzulegen:

Reisinger: Wiederhole regelmäßig am ersten Tag des Monats die Beteuerung, die im ersten Teil nach den Betrachtungen steht. Versichere immer wieder, dass du sie halten willst. Sprich mit David: „Nein, in alle Ewigkeit will ich Dein Gesetz nicht vergessen, denn damit hast Du mir das Leben geschenkt“ (Ps 119,93). Fühlst du, dass deine Seele irgendwie aus dem Geleise gekommen ist, dann nimm diese Beteuerung zur Hand, wirf dich in Demut nieder, lies sie mit Herz und Seele, und du wirst dich erleichtert fühlen.

Dyckhoff: Der erste Tag eines jeweiligen Monats eignet sich am besten dazu, deinen Entschluss, dass du Gott dienen möchtest, zu wiederholen. Nimm dir dazu das 20. Kapitel des ersten Teils zu Hilfe. Da wir als Menschen vergesslich sind, bedürfen wir einer regelmäßigen Erinnerung. Nicht in Ewigkeit vergesse ich deine Gebote; denn du gabst mir Leben durch sie (Psalm 119,93). Wenn du fühlst, dass deine Seele irgendwie aus dem Gleichgewicht gekommen ist, dann bete mit Herz und Seele diesen Psalmvers - und du wirst dich erleichtert fühlen.

Dyckhoffs Ansatz seiner eigenen Übertragung der Philothea wird bereits im Buchtitel deutlich. Er übersetzt „Philothea“ gemäß der Abstammung aus dem Griechischen mit „Leben in Freundschaft mit Gott“.

Wie der Urheber der Schrift will auch Dyckhoff den Menschen, die glauben, helfen, ein geistliches Leben zu führen und dazu beitragen, dass sie ihr inneres und äußeres Leben in Einklang bringen. Ihre Frömmigkeit soll sie prägen und im Alltag ihres Lebens ansteckend sein.

Peter Dyckhoffs „Leben in Freundschaft mit Gott“ erschien erstmals vor knapp zwanzig Jahren im Herder-Verlag. Im Benno-Verlag wurde es in diesem Jahr neu aufgelegt, da Papst Pius XI. den hl. Franz von Sales vor einhundert Jahren, am 28. Dezember 1922, zum Patron der katholischen Schriftsteller und Journalisten ernannte.

In seiner Enzyklika „Rerum omnium perturbationem“ schrieb Pius XI. über die Philothea, sie sei ein geeignetes „Mittel, um die Gefahren, Versuchungen und Lockungen der Sinnenlust zu erkennen und ihrer Herr zu werden“. Es sei wichtig, seinen Seelenzustand zu erkennen und immer wieder von neuem anzufangen.

Der Papst gibt dem Buch und den Lesern diesen Wunsch mit auf den Weg:

„Möge dieses Werk, das die Zeitgenossen des Verfassers als das vollkommenste seiner Art bezeichneten, auch heute er noch viele Leser finden, wie es einst lange Zeit das Handbüchlein weitester Kreise war! Dann wäre ein Aufblühen der christlichen Frömmigkeit allenthalben gesichert, und die Kirche Gottes könnte sich über die Heiligkeit ihrer sämtlichen Kinder freuen.“

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Peter Dyckhoff, "Leben in Freundschaft mit Gott. Geistlich leben nach Franz von Sales" ist im St. Benno Verlag erschienen und hat 400 Seiten. 

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