Das Schweizer Nachrichtenportal „kath.ch“ hat ein Interview mit einem Luzerner Professor für Kirchengeschichte publiziert unter dem Titel „Markus Ries: «Benedikt XVI. hat dem Ansehen des Papsttums enorm geschadet – er sollte schweigen»“, in dem eine Apologie des deutschen "Synodalen Wegs" betrieben und Benedikt XVI., knapp einen Monat vor seinem 95. Geburtstag, massiv kritisiert wird.

Die deutschkatholische Diskursrunde deutet Ries als ermutigenden „Aushandlungsprozess“ und „ambitioniertes Projekt“. Gefragt wird der Kirchenhistoriker auch nach dem Titel seines „Fastenvortrages“ – „Kirche am Abgrund“. Er sagt: „Wir stecken in der grössten Krise seit Generationen. Die unmenschlichen Verbrechen des Missbrauchs in der Kirche haben einen ganzen Abgrund von Problemen sichtbar gemacht. … Klerikalismus, die fehlende Teilnahme der Gläubigen an kirchlichen Entscheidungen oder auch: wer und wie man in ein Amt kommt.“ Damit referiert er bekannte Meinungen, den Mainstream der Kirchenkritik. Ries bekennt sich zu den „Zeichen der Zeit“: „Es braucht umfassende Reformen – so, wie sie auch beim Synodalen Weg in Deutschland gefordert werden. Etwa Transparenz, ein geistlich verantworteter Zugang zu den Ämtern, ein reifer Umgang mit Sexualität und die radikale Aufklärung von Missbrauchstaten.“

Für einen „reifen Umgang mit Sexualität“ könnte sinnvollerweise die verbindlich gültige Morallehre der Kirche empfohlen werden. Aber es mag nicht verwundern, dass Markus Ries auf einen solchen vernünftigen Rat verzichtet. Stattdessen setzt er zu einer Kritik an Benedikt XVI. an und nennt seine Rolle „unglücklich“: „Das beginnt schon mit dem Titel, den Benedikt XVI. heute führt. Angemessen wäre «Kardinal» oder «ehemaliger Papst» – nicht «Papa emeritus».“

Auf die Frage, ob es einen Unterschied mache, „emeritierter oder ehemaliger Papst“ genannt zu werden, antwortet Ries: „Aus kirchengeschichtlicher Sicht ist er ein Kardinal – und fertig.“ Weiterhin lesen wir mit Blick auf das Münchner Missbrauchsgutachten: „Die belastenden Umstände, unter denen die Aussagen zustande kamen, haben Benedikt XVI. und dem Ansehen des Papsttums geschadet.“

Diese als Verdikt formulierte Privatmeinung eines Theologen aus dem Bistum Basel werden sowohl Benedikt XVI. als auch das Papsttum unbeschadet überstehen, scheint mir. Gläubige in aller Welt, sogar in Deutschland und in der Schweiz, wissen um die großen Verdienste des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Sein theologisches Werk wird von einsichtigen Lesern hochgeschätzt und ist weltweit anerkannt. Die Bedeutung seines Schrifttums wird wachsen mit der Zeit. Gläubige Katholiken, zahlreiche Christen anderer Konfessionen, Andersgläubige und auch Agnostiker sind und bleiben dankbar für das Pontifikat Benedikts XVI. Wer etwas über einen „reifen Umgang mit Sexualität“ wissen möchte, der möge die Enzyklika „Deus caritas est“ studieren

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