Wenn man mich bitten würde, die ersten Monate meines Daseins als frischgeweihter Diakon zusammenzufassen, so würde ich den heiligen Apostel Petrus zitieren: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt" (1 Petr 3, 15).

All die zahlreichen Begegnungen, die ich seit meiner Weihe im Juni auf Apostolaten in Österreich und Frankreich haben durfte, sind eigentlich nichts anderes als Gelegenheiten zum Zeugnis über die Hoffnung, die mein Leben trägt. Dabei durfte ich immer wieder Zeuge sein, wie sehr die Begegnung mit Christus und seiner Botschaft das Leben der Menschen verändert – meines eingeschlossen.

Das ist nicht immer einfach. Zwar gibt es Momente in denen man ganz einfach durch seine Freude nun Diakon zu sein, den Menschen Hoffnung einflößen darf. So etwa bei einem Gespräch mit einer atheistischen Frau, die mir viele Fragen zum Zölibat gestellt hat. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass jemand diese Lebensform tatsächlich lebt. Es ergab sich aber dann im Grunde ein schönes Gespräch über Liebe und die Hoffnung, die mir durch den Glauben an Christus geschenkt wurde. Als die Unterhaltung beendet war, meinte ich auf ihrem durchaus verlebten Gesicht einen Hoffnungsschimmer zu erkennen, als stellte sie sich vielleicht zum ersten Mal seit Langem wieder die Frage: "Und wenn es Gott vielleicht doch wirklich gibt?"

Aber es gab in diesem Sommer auch Momente wo meine eigene Hoffnung so auf den Prüfstand gestellt wurde, dass ich mit dem französischen Schriftsteller Georges Bernanos sagen konnte: "Hoffnung, das ist die überwundene Verzweiflung." Was sagt man zum Beispiel einem seiner besten Freunde, der nach drei Jahren Ehe erleben muss wie seine schwangere Frau mit ihrem Baby bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt und dessen einjähriger Sohn dabei nur knapp überlebt? "Kopf hoch, wird schon wieder? Gott liebt Dich?". Da musste ich im Gebet erst mit Gott und mir selbst ringen, da ich ja selber nicht verstand warum. Umso kraftvoller brach dann aber auch die Antwort des Glaubens an die Erlösung und die Auferstehung durch, die mich in ihrem Realismus und ihrer Schlagkraft ganz neu ergriff. So begann ich das, was ich vielleicht schon mit dem Verstand begriffen hatte, nun auch mit dem Herzen zu verstehen. Auf diese Weise in der Hoffnung neu bestärkt, durfte ich dann selbst beim Begräbnis inmitten aller berechtigten Trauer – und das war ein beeindruckendes Erlebnis Zeuge der Hoffnung sein.

Ich denke auch an ein Mädchen, nennen wir sie Claire, die als Helferin für zwei Wochen im Sommer nach Lourdes kam. Im Gespräch teilte sie mit, dass sie von ihrem Vater misshandelt worden war. Vor sechs Monaten hatte sie dann in ihrer Verzweiflung einen Selbstmordversuch unternommen:

"Ich bin nach Lourdes gekommen um Gott noch eine letzte Chance zu geben. Beim nächsten Versuch, verhaue ich es sicher nicht."

Und Gott ließ tatsächlich nicht auf sich warten. Es war unglaublich schön zu beobachten, wie Claire im Laufe ihres Aufenthaltes das Lächeln und vorallem die Freude am Leben wiederfand, wo ihr verschlossener Gesichtsausdruck am Anfang doch nur Teilnahmslosigkeit und Lebensmüdigkeit vermittelte. Geschehen in Lourdes heute noch Wunder? Ja. Am Leib? Immer wieder. An der Seele? Jeden Tag. Ich war Zeuge.

Ja, Gott wirkt in der Welt. Als Diakon und, so Gott will, eines Tages als Priester, darf ich dafür ein besonders privilegierter Zeuge sein. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Don Matthäus Trauttmansdorff ist seit Juni 2017 Diakon der Gemeinschaft Sankt Martin in Frankreich. Der gebürtige Österreicher ist derzeit in einer Pfarre in Nordwestfrankreich tätig. 

Ebenfalls von Don Matthäus bei CNA erschienen:

 

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