Vor einigen Tagen wurde mir, vom stets um mich bemühten Google-Algorithmus, ein Artikel über eine Kita in Norddeutschland vorgeschlagen, die allen Ernstes Indianerkostüme zu Karneval verbieten wollte. Indianerkostüme diskriminieren nämlich die Ureinwohner Amerikas. Zugleich wurden allzu geschlechtsspezifische Kostüme angeprangert, erst recht solche, die Geschlechterklischees bedienen und wohlmöglich das männliche über das weibliche Geschlecht stellen. Mädchen sollen von ihren Eltern angehalten werden, auch mal ein Supermankostüm anzuziehen, gerne auch mit Glitzerumhang, wenn es dann attraktiver für sie ist und Jungen wurde vorgeschlagen, als Meerjung-Mann zu gehen.

Gut, Karneval und Norddeutschland sind eh zwei sich völlig ausschließende Begriffe, aber diese Erzieherinnen hatten die Lust an der Verkleidung überhaupt gar nicht verstanden. Gleichzeitig stört mich diese Doppelmoral, so offen und normenbefreit tun und dann vorschreiben, welche Kostüme die Kinder zu tragen haben. Niemand, der sich als Indianer verkleidet, hat dabei die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialisierung Amerikas oder die Diskriminierung der Ureinwohner im Sinn. Allenfalls ist dies eine Hommage an die guten alten Karl May Geschichten, die uns allen seit Generationen die Romantik des Wilden Westens in die Kinderzimmer transportieren. Und jetzt darf mein Kind nicht mehr als Winnetou kommen? Ich glaube, ich schicke den Leuten dort mal meinen Vater vorbei, der bereits in den 1950ern das wohl genderneutralste, wenngleich auch uncoolste Kostüm trug, dass man als Junge im Kindergarten, umgeben von Cowboys und Indianern tragen konnte: Er war Fliegenpilz. Er kann den Damen dort dann einmal von seinem Kindheitstrauma als Fliegenpilz berichten. Vermutlich ist Coolness aber auch kein Argument, auf das sich solche Leute einlassen.

Kennen sie schon das Buch einer Gymnasiallehrerin, die sich nicht als kinderlos, sondern als kinderfrei bezeichnet und ganz ernsthaft darüber schreibt, dass sie um jedes Kind weniger froh ist, da das die CO² Bilanz deutlich verbessern würde. Sie fordert außerdem eine Prämie für alle kinderlosen Frauen, da sie erheblich zur positiven Ökobilanz beigetragen hätten.

Wenn ich diese beiden Beispiele von völlig fehlgeleiteten Menschen anschaue und mir vor Augen halte, dass diese Herrschaften Einfluss auf die Entwicklung meiner Kinder nehmen könnten, dann wird mir angst und bange!

Auf dem Spielplatz erlebte eine Freundin von mir letztens die Situation, dass sie mit einer anderen Mutter über Kitaplätze sprach und ihr sagte, dass in unserer katholischen Kita ganz gut darauf geachtet würde, dass eine gesunde kulturelle Mischung herrsche. Daraufhin brach es aus der anderen Mutter heraus, dass die „Kack-Katholiken“ ja eh unter sich blieben und sich die Nasen aussuchen würden, mit denen sie zu tun haben wollten.

Offensichtlich hatte sie ein elitäres Bild von katholischen Einrichtungen und ja, tatsächlich geht es bei uns im Kindergarten sehr vernünftig, liebevoll und geordnet zu. Das liegt aber sicher nicht daran, dass es nicht auch sozial schwache Familien gibt, oder dass es keine andersgläubigen Kinder gibt oder dass es weniger Familien mit Migrationshintergrund gibt, sondern dass ein normativer Wertekonsens herrscht, der tatsächlich verantwortungsvoll durch eine vernünftige Durchmischung aufrechterhalten wird.

Wenn ich mir außerdem anschaue, was in der Welt außerhalb der katholischen Kita so abgeht, dann braucht die aufgebrachte Dame vom Spielplatz sich nicht wundern, dass ich lieber unter meinesgleichen bleibe und mir große Sorgen darüber mache, wie ich meine Kinder fit für die Welt da draußen machen kann.

Natürlich ist das keine Lösung immer unter sich zu bleiben, natürlich muss ich meine Kinder so erziehen, dass sie auch mit solch fragwürdigen Vorschlägen und Ansichten umgehen können, aber es fällt mir angesichts dieser Verrücktheiten wirklich schwer.

Meine These ist, dass das Internet einen erheblichen Beitrag dazu geleistet hat, dass unsere Gesellschaft immer verrückter wird und immer mehr Werte und Normen den Absonderlichkeiten einzelner zum Opfer fallen. Früher saßen Leute mit ihren komischen Ideen alleine zu Hause, erzählten vielleicht ihren Nachbarn davon, aber hörten dann schnell auf damit, da ihnen gesagt wurde, dass das komische Gedanken waren. Heute finden diese Leute im Internet mindestens 10 Leute mit der gleichen Idee, sie können sich also vernetzen und bekommen so die Bestätigung: Ja klar, als Indianer verkleiden ist auch wirklich diskriminierend, die armen Ureinwohner.

Gleichzeitig verschwinden Glaube und Kirche aus unserer Gesellschaft und aus unserem Leben und somit geht jener Wertekonsens verloren. Tor und Tür sind für all jene geöffnet, die ihre Verrücktheiten in die Welt tragen wollen. So stelle ich mir in etwa das biblische Sodom und Gomorra vor, wenn Gott ausgeladen wird und wir ihn aus unserem Leben verbannen.

Vermutlich bleibt da morgens nur der Segen, den wir uns gegenseitig spenden, meine Kinder und ich, mit dem sie wohlbehütet in die Welt raus gehen, in dem Wissen, dass Gott sie begleitet und sie immer wieder zurück kehren in ihre Familie, in der dann darüber gesprochen wird, was sie erlebt haben!

In jedem Fall wird es eine Leistung in Zukunft für meine Kinder sein, dass sie die erlernten Werte und Strukturen in der Welt da draußen kaum anwenden können, gar auf Ablehnung stoßen und sich immer wieder entscheiden müssen: Indianer oder Fliegenpilz!

 

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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