Unbenommen bleibt Bischof Dr. Georg Bätzing, dass er das vatikanische Vorbereitungspapier zur Weltbischofssynode „Für eine synodale Kirche“ als Bestärkung für den „Synodalen Weg“ in Deutschland begreift. Unbenommen bleibt mir, dass ich das nicht verstehen kann und muss – zumindest dann nicht, wenn ich den neuen Grundtext aus dem Synodalforum 4 „Leben in gelingenden Beziehungen“ lese.

Das Papier zeigt aus meiner unmaßgeblichen Sicht nur eines deutlich an: die Entfremdung vom Evangelium Jesu Christi und von der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte. Einige Kostproben aus dem Schriftstück seien kurz benannt. In der Präambel halten die Autoren fest: „Zwar ist die Sexuallehre der Kirche für die furchtbaren Akte sexualisierter Gewalt nicht unmittelbar ursächlich. Gleichwohl bildet sie einen normativen Hintergrund, der solche Taten offensichtlich hat begünstigen können.“ (S. 1) Das ist noch nicht alles. Wenig später wird diese orakelnde Unterstellung noch mit einer scheinbaren Erkenntnis verbunden: „Wir sehen heute, dass kirchliche Sexualethik auch die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs in der Kirche begünstigt hat.“ (S. 2) Wer nach dieser Präambel noch hinreichend Kondition besitzt und den Text weiter studiert, gelangt zu Bekenntnisabschnitten: „Eine Sachverhaltseinsicht wird mit einer normativen Bewertung verbunden. Im Bereich der Sexualität gelingt das nur, wenn die Erkenntnisse der Human- und Sozialwissenschaften die Sache, um die es geht, nämlich die Sexualität des Menschen, ausreichend fundieren. Erst darauf aufbauend gewinnt jede normative Beurteilung – auch die aus dem Glauben – eine ausreichende Basis.“ (S. 4) Alleinseligmachend und Hüter der absolut gültigen Wahrheit, im Himmel wie auf Erden, scheinen also die von Michel Foucault inspirierten Humanwissenschaften sein. Später im Text werden dann noch die Enzykliken auf eine nur noch fassungslos machende, tief verstörende Art und Weise kommentiert, u. a. „Veritatis splendor“, die als „Bändigung- und Disziplinierungsversuche seitens des römischen Lehramtes“ (S. 17) bezeichnet werden. 

Natürlich gibt es katholische Gegenstimmen in Deutschland. Erinnert sei an die Predigt von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Silvesterabend 2018: „Zur Wiedergewinnung der Glaubwürdigkeit braucht es vielmehr stärkeren Glauben, Gehorsam gegenüber Gottes Wort und, allem voran, gelebte Heiligkeit! Die zu jeder Zeit erforderliche Erneuerung der Kirche ist nicht von einer Anpassung an zeitgeist-diktierte Vorstellungen oder durch Verbilligung der biblischen Botschaft zu erwarten. … Und im 20. Jahrhundert hat ein heiliger Papst Johannes Paul II. nicht nur eine weltpolitische Wende hin zur Überwindung des Eisernen Vorhangs eingeleitet, sondern auch mit seiner Theologie des Leibes und einer menschlich-personalen Sicht der Sexualität ein Erbe hinterlassen, mit dem wir wuchern sollten.“

Fragen Sie sich, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, ob der „Synodale Weg“ zu einer Erneuerung der Kirche in Deutschland und zur christozentrischen Neuevangelisierung führen könnte? Zum Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen“ – gibt es einen instruktiven, römisch-katholischen Gegenvorschlag, den eine Gruppe von Mitgliedern um Bischof Dr. Stefan Oster verfasst hat. Sie finden diesen auf der neu eingerichteten Homepage: www.synodale-beitraege.de. Die Lektüre lohnt sich unbedingt.

https://twitter.com/CNAdeutsch/status/1224231510863241216 

Hinweis: Dieser Gastkommentar – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen. 

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